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Urlaub an der Nordsee: Forscher entschlüsselt Wrack-Geheimnis von Amrum

ARCHIV - 27.05.1999, Schleswig-Holstein, Amrum: Das Wrack des Frachters
Das Wrack von Amrum hat jahrelang viele Fragen aufgeworfen.Bild: dpa / Christoph Schieder
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Urlaub an der Nordsee: Forscher entschlüsselt Wrack-Geheimnis von Amrum

Ein Wrack, das alle Wattführer kennen – doch niemand seine wahre Geschichte. Ein Volkskundler aus Amrum gräbt sich durch Legenden, Lügen und Schiffsdaten und stößt schließlich auf die spektakuläre Wahrheit unter dem Watt.
07.07.2025, 13:4307.07.2025, 13:43
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Als Clas Broder Hansen das erste Mal mit seiner kleinen Tochter eine Wattführung auf Amrum macht, ahnt er noch nicht, dass er sich bald in einem Netz aus Seemannsgarn, vergessenen Sturmfluten und halbwahren Heldenepen verheddern wird. Heute, Jahre später, hat er das Rätsel um ein altes Schiffswrack zwischen Föhr und Amrum gelöst und dabei mehr entdeckt als ein paar morsche Planken im Schlick.

Die Geschichte beginnt, wie viele gute Geschichten beginnen: mit einem neugierigen Kind, einem klugen Vater und ganz viel Seefahrer-Romantik. Schon als Junge war Hansen fasziniert von der See. Heute lebt der gebürtige Hamburger auf Amrum und schreibt Bücher über das, was andere längst vergessen haben. Sein neuestes Werk ist die wahre Geschichte eines Wracks, das seit fast 200 Jahren im Watt schlummert und fast genauso lange Stoff für Legenden liefert.

Von der "City of Bedford", die nie existierte

"Wir hatten uns einer Wattführung von Reinhard Boyens angeschlossen", erinnert sich Hansen laut dem "Abendblatt". Damals erzählte der Wattführer von einem gestrandeten englischen Segler namens City of Bedford, der am 4. Februar 1825 in einem Jahrhundertsturm unterging. Vier Seeleute seien ertrunken, die Leichen am Föhrer Deich angeschwemmt und auf dem Friedhof von Süderende begraben worden. Dramatisch? Auf jeden Fall. Wahr? Nicht ganz.

Denn Hansen, Volkskundler mit detektivischem Spürsinn, wird stutzig. Von einer "City of Bedford" hatte er noch nie gehört. Also gräbt er sich durchs Lloyd’s Register of Shipping und siehe da: Das Schiff hat es nie gegeben. Auch die Friedhofsregister bleiben stumm. Keine toten Seeleute, kein Schiff, kein offizieller Eintrag.

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Mythos, Made in Watt?

Hansen fragt weiter. Auf Amrum, auf Föhr. Bei denen, die die Geschichten der Insel wie ihre eigene Westwindjacke kennen. Und tatsächlich – nach und nach verändert sich die Geschichte. Mal heißt es, das Schiff sei erst 1832 gestrandet. Andere wiederum beschwören, dass es doch eine "City of Bedford" gegeben habe.

Die Wattführer erzählen jedoch alle die gleiche Story. Weil sie sich auf die wahrscheinlichste Variante geeinigt haben. Kollektive Geschichtsbildung à la Nordsee.

GPS, Holzproben und ein Aha-Moment

2019 startet Hansen dann seine eigenen Forschungen. Mit GPS, Vermessungen und Holzproben. Dabei tauchen weitere Legenden auf: Seeleute, die sich an den Mast fesselten. Ein schwedischer Schiffbrüchiger, der auf Föhr ein Mädchen schwängerte. Alles spannend, alles gute Geschichten fürs Lagerfeuer – aber alles falsch.

Die Wende bringt ein Zufall: In einem alten Reisebericht aus dem Jahr 1845 entdeckt Hansen den entscheidenden Hinweis. Darin schreibt ein gewisser Kohl über ein "englisches Kohlenschiff", das "mitten auf dem Watte" gestrandet sei – genau da, wo das geheimnisvolle Wrack liegt.

Ein Transatlantik-Schiff mit dramatischem Ende

Endlich passt alles zusammen. Hansen findet Details über das Schiff, seine Bauweise, seine Fahrten über den Atlantik, seine Auswanderer und wie es an seinem letzten Tag versuchte, sich gegen Sturm und See zu behaupten. Was am Ende bleibt, ist ein faszinierendes Stück Seefahrtsgeschichte, das jetzt endlich erzählt wird – in Hansens Buch mit 130 Seiten und 54 Abbildungen.

Spoilerfrei bleibt nur so viel: Das Wrack ist kein Geisterschiff, sondern Teil einer transatlantischen Handelsgeschichte und stumme Zeugin eines verzweifelten Überlebenskampfs vor Amrum.

Hansen arbeitet bereits am nächsten Projekt. Es heißt "Schnaps am Strand von Amrum" und handelt über ein österreichisches Schiff, das 1899 vor Amrum strandete.

Was bleibt, ist mehr als nur ein Buch: Es ist eine Einladung, das Wattenmeer nicht nur mit Gummistiefeln, sondern auch mit offenen Ohren zu erkunden. Und beim nächsten Spaziergang durchs Watt erzählen einem die Wattführer nun auch, was es mit dem Wrack tatsächlich auf sich hat.

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