Das Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main landet regelmäßig in den Schlagzeilen. Immer wieder ist von einer "offenen Drogenszene" und einem Gewaltproblem die Rede. Vor der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft warnte das britische Klatschblatt "The Sun" vor dem Viertel am Bahnhof und bezeichnete es als "Zombieland".
Ein nüchterner Blick auf die Fakten verrät: Im vergangenen Jahr starben in Frankfurt insgesamt 32 Menschen in Zusammenhang mit ihrem Drogenkonsum. Im Vorjahr waren es nach Angaben der Stadt 28 gewesen.
Im gesamten Stadtgebiet soll es schätzungsweise 3500 Drogenabhängige geben. Auch wenn der Begriff "Zombieland" wohl wenig zutreffend ist, ist die Stadt weiterhin darum bemüht, den schlechten Ruf des Bahnhofviertels aufzupolieren.
Unter anderem wurde die Wiederbelebung eines Wochenmarkts und ein verstärkter Einsatz der Stadtreinigung diskutiert. Nun steht aber erstmal eine Premiere an: Am Freitag soll nämlich der "Winter Space" am Jürgen-Ponto-Platz eröffnen. Damit erhält das Frankfurter Bahnhofsviertel seinen ganz eigenen Weihnachtsmarkt.
Die bunten Buden sind bereits aufgebaut, wie die "Frankfurter Neue Presse" (FNP) berichtet. Es seien fünf Verkaufsstände geplant, unter anderem zu Keramik, Kunst, Mode und Lifestyle. An den Gastroständen soll man statt Würstchen und Nackensteaks, Kaiserschmarrn, Käsespätzle und kolumbianische Snacks kaufen können.
Insgesamt soll es weniger kommerziell als auf dem großen Weihnachtsmarkt am Römerberg zugehen. Dafür sind auch einige kulturelle Angebote und Workshops geplant; außerdem soll es eine Bühne für regionale Künstler:innen geben. Das Motto: "Mehr Groove als Glocken".
Hinter dem "Winter Space" steht die Kreativagentur nomad.iv, die selbst in der Kaiserstraße im Bahnhofsviertel sitzt. Das "unternehmerische Wagnis" nehme man gerne auf sich, zitiert die "FNP" den Geschäftsführer Fabian Annich. Er hofft, in den kommenden dreieinhalb Wochen 20.000 Menschen anzulocken.
Um den Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen, musste die Agentur nach eigenen Schätzungen rund 100.000 Euro in die Hand nehmen. Etwa 32.000 Euro habe man an Förderung erhalten.
Das Geld hat man nicht nur in Personal und Holzbuden gesteckt, sondern auch in ein Security-Team und Video-Kameras. Letztere zeichneten dann schon vor Eventstart einen unappetitlichen Vorfall auf: Mitten in der Nacht hat sich eine Person auf dem Platz erleichtert.
"Es ist immer noch das Bahnhofsviertel. Auch wenn wir es lieben", zitiert die "FNP" Annich.
Ob und wie häufig die Kameras so einen Vorfall noch aufzeichnen werden, bleibt abzuwarten. Es soll zwar keine Einlasskontrollen geben, ein weihnachtlich geschmückter Bauzaun ist trotzdem um die Buden aufgebaut worden. Und die Security solle ein bisschen aufpassen, erklärt Annich.