Die Balearen locken mit ihren traumhaften Stränden, dem mediterranen Klima und der vielfältigen Landschaft immer mehr Urlauber:innen an. In diesem Jahr werden auf der Inselgruppe erstmals 20 Millionen Reisende erwartet. Das stellt für die 1,2 Millionen Einwohner:innen eine zunehmende Belastung dar.
Der Tourismus ist für die Bevölkerung Fluch und Segen zugleich. Denn er sorgt für Jobs, aber lässt gleichzeitig Mieten und Lebenshaltungskosten in die Höhe schießen. Viele Einheimische stehen dem ausufernden Strom an Besucher:innen daher mittlerweile ablehnend gegenüber.
Wie weit der Massentourismus das Alltagsleben der Bevölkerung beeinträchtigt, hat ein Mallorquiner dokumentiert. Sein Video zeigt einen überfüllten Überlandbus.
Die Aufnahmen, die der Einheimische auf Instagram veröffentlicht hat, zeigen eine Bushaltestelle in dem beliebten Urlaubsort Alcúdia, der an der Nordostküste Mallorcas liegt. Zu sehen ist eine Menschentraube. Sie alle warten auf einen der Überlandbusse, die Teil des ÖPNV auf der Insel sind.
Die wartende Menge besteht unverkennbar zum Großteil aus Urlauber:innen. Jedenfalls fühlt sich der Einheimische sicher, dass ihn die meisten nicht verstehen. Er macht seinem Ärger unmissverständlich Luft.
"Es ist Anfang Juni an einer Bushaltestelle in Alcúdia. Alles, was wir haben, ist Scheißtourismus, wie ekelhaft", sagt der Mann dem "Mallorca Magazin" zufolge auf Katalanisch. "Wir können nicht einmal zur Arbeit gehen, wir können nicht einmal in den Bus einsteigen. Das ist untragbar."
Dem Mann zufolge müssten Einwohner:innen häufig in der Sonne ausharren und würden von den überfüllten Bussen häufig nicht mitgenommen. So kämen viele Arbeiter:innen zu spät zu ihren Jobs, beklagt er.
Derartige Szenen, wie der Mann sie dokumentiert hat, sind auf Mallorca wohl kein Einzelfall. Schon im vergangenen Jahr stieg das Fahrgastaufkommen der Überlandbusse inselweit um 20 Prozent. Die Verkehrsbetriebe versuchen in der Hochsaison die gestiegene Nachfrage mit weiteren Buslinien zu decken.
Das zeigt offenbar nicht überall Wirkung. Das "Mallorca Magazin" berichtete bereits Ende Mai über chaotische Zustände auf der Buslinie, die die Hauptstadt Palma mit dem beliebten Ferienort Sóller im Westen verbindet.
Die Busse seien vor allem nach Feierabend oder Schulschluss regelmäßig so überfüllt, dass sie an den Haltestellen rund um Sóller kaum noch Fahrgäste aufnehmen könnten.
Die oppositionelle sozialistische Regionalpartei Més per Mallorca fordert dem Bericht zufolge als Reaktion auf die Zustände zusätzliche Fahrten sowie exklusive Busverbindungen für Einheimische.
Für Einwohner:innen Mallorcas sind sowohl die Überlandbusse und die Stadtbusse in Palma kostenfrei. Angesichts der überfüllten Verkehrsmittel sind sie wohl dennoch häufig auf ein eigenes Auto angewiesen.