Mit einem beherzten Satz springt Stefan Warweitzki über die roten Kordeln des abgesteckten Essensbereichs. Dahinter, fein säuberlich drapiert: Donuts und Muffins, Croissants und Franzbrötchen. Der Albtraum von Karl Lauterbach, das neue Frühstücks-Sortiment des Fast-Food-Riesen McDonalds. "Wir wollen das hier auf eine recht lockere Art machen", sagt Warweitzki. "Wir haben uns ziemlich viele Gedanken gemacht, was unseren Gästen besonders gut schmecken könnte."
Weil Deutschland eine "Frühstücksnation" sei, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, habe McDonald's "ein neues und vielfältiges Frühstückssortiment entwickelt". Damit gehen auch neue Öffnungszeiten einher: Von 7 Uhr bis 10.30 Uhr soll es deutschlandweit in allen Filialen das Frühstück geben. Am 29. April wird das neue Sortiment offiziell eingeführt, watson hat es vorab probieren können.
"Wir schauen ganz genau, was uns unsere Gäste zurückspiegeln", sagt Warweitzki, während im Hintergrund Sabrina Carpenter aus dem Formatradio rauscht. Er ist Franchise-Nehmer bei McDonald's und betreibt in der Funktion 13 Filialen in Berlin. Am Revers seines Anzugs blitzt das McDonald's-Emblem.
Das Gebäck, "die süße Range", wie Warweitzki sagt, sei ein "Meilenstein" gegenüber dem, was sonst am Markt angeboten werde. In dem neuen Sortiment gibt es Croissants nach neuer Rezeptur, außerdem Mini-Pancakes und Franzbrötchen, die das Unternehmen laut Pressemitteilung "jetzt auch über die Stadt Hamburg hinaus bekannt macht".
Fragt man Warweitzki, was sich denn konkret an dem neuen Sortiment verändert habe, sagt er, "die Produktqualität" habe sich "deutlich nach oben geschoben: andere Zusammensetzung, Ingredienzien, die Anmutung".
Die Rohlinge würden etwa jeden Tag frisch aufgebacken, das gebe einen "knusprigen Touch". Auch das Rührei sei besonders. "Wir schlagen die Eier auf und rühren auch richtig", sagt Waweitzki.
Zweiter Gang. Aus der Küche werden Amuse-Gueules gereicht. Es kommt: der Albtraum von Cem Özdemir. Hier tut sich die Sollbruchstelle des neuen McDonald's-Sortiments auf. Denn während der Fleischgenuss in der öffentlichen Wahrnehmung gesundheitlicher Empfehlungen zu den Verlierern des Zeitgeists gehört, gilt der Fast-Food-Riese als Bastion der Karnivoren.
"Unsere Kernkompetenz ist Fleisch", sagt Warweitzki. "Dafür stehen wir". Gleichzeitig sollen aber "bestehende Marktpotenziale" erschlossen werden, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Sprich: Menschen, die sich auch fleischlos ernähren. In der Präsentation geht das aber geradezu unter.
Das Sortiment ist augenscheinlich deutlich größer geworden, es gibt zwei Toast-Varianten (umgedrehte Burger-Buns), viererlei Muffins, zwei verschiedene Wraps, und, das Herzstück, die "Big Morning"-Kollektion. "Für Leute, die morgens zur Schicht gehen oder aus dem Club kommen", sagt Warweitzki. Voluminöse Burger mit Körnerbrötchen für die Frühstücksoptik. In allen Kategorien gibt es auch eine vegetarische Option. Erwähnt wird das nicht.
Der Fast-Food-Markt in Deutschland ist umkämpft. Bis 2027 soll die weltweite Zahl der McDonald's-Restaurants von 41.000 auf 50.000 steigen. Während McDonald's in der Marketingstrategie vor allem die Stammklientel zu bespielen scheint, setzt Hauptkonkurrent Burger King in der Außendarstellung vermehrt auf Veggie-Optionen.
Im März verkündete die nach McDonald's zweitgrößte Burgerkette in Deutschland, pflanzenbasierte Produkte jeweils zehn Cent günstiger als die vergleichbaren fleischbasierten anzubieten. Auch bei dem neuen Frühstückssortiment von McDonald's sind die vegetarischen Optionen günstiger. Das wird aber erst auf Nachfrage bestätigt.
Die Balance zwischen dem Markenkern und dem Erschließen neuer Potenziale sei "eine Gratwanderung", sagt Warweitzki. "Die Nachfrage nach einem veganen Burger war einfach nicht da." Die vegetarischen Produkte sehe er "als Ergänzung" zu dem Kernsortiment.
"Wir wollen unsere Gäste nicht erziehen", sagt Waweitzki. "Wir sind ein Restaurant für alle. Wir sehen uns nicht als Trendsetter."
In ihrem neuesten Bericht rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, pro Woche maximal 300 Gramm Fleisch zu verzehren. Und nur ein Ei pro Woche. Also in etwa das, was in einem ausführlichen Frühstück bei McDonald's steckt. Ist das denn gesund?
"Ich esse jeden Tag bei mir", sagt Warweitzki und meint damit eine seiner Filialen. "Man kann ausgewogen bei uns essen." Auf dem Big Morning Egg seien schließlich Salat, Tomate und Ei drauf. "Wir versuchen, für alle Gäste was anzubieten." Also könnte man problemlos jeden Tag bei McDonald's essen gehen? Warweitzki: "Absolut."