Griechenland: Forscher finden großes Süßwasser-Reservoir im Meer
Süßwasser im Meer? Klingt nach einem Scam, schließlich weiß jedes Kind, warum die Lippen nach dem Baden am Strand salzig schmecken. Forscher:innen in Griechenland haben jetzt aber tatsächlich Süßwasser im Meer entdeckt – allerdings in einem seit Jahrtausenden verschlossenen Reservoir unter dem Meeresboden.
Ein Team aus Wissenschaftler:innen der Universität Malta hatte in einem großangelegten Projekt Massen an Grundwasser untersucht, das bei Tiefenbohrungen unter dem Ägäischen Meer entnommen wurde. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass dort seit rund 800.000 Jahren große Mengen an Süßwasser lagern.
Forscher machen spektakulären Fund aus der Eiszeit
Mithilfe von seismischen Untersuchungen und Computersimulationen stellten die Forscher:innen heraus, dass die entsprechenden Reservoirs im Golf von Korinth wohl während mehrerer Eiszeiten entstanden sind. Damals lag der Meeresspiegel noch deutlich niedriger, sodass sich das Süßwasser damals an der Oberfläche befand.
"Während dieser Zeiträume konnten Regenwasser und Flusswasser in die Sedimente eindringen und dort gespeichert werden", erklärt Senay Horozal, eine der verantwortlichen Geowissenschaftler:innen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Expert:innen nennen derlei Vorkommnisse auch "Offshore Freshened Groundwater", (OFG), also Offshore-Süßwasser.
Süßwasser-Reservoir könnte Wasserknappheit bekämpfen
Horozals Team geht davon aus, dass in dem unterirdischen Reservoir rund 250 Kubikkilometer Wasser lagern. Das würde dem Trinkwasserbedarf Griechenlands für die kommenden 20 Jahre entsprechen – gerade in Zeiten heftiger Dürreperioden und gefährlicher Wasserknappheit kommt das einer kleinen Revolution nahe.
Seit Jahren kämpfen vor allem touristische Regionen in Griechenland mit heftigem Wassermangel. Das liegt einerseits an den Auswirkungen der Klimakrise, andererseits aber auch daran, dass der Massentourismus den Bedarf des Landes deutlich in die Höhe getrieben hat.
Das nun gefundene Süßwasser kann dabei unterstützend wirken – sollte jedoch laut Expert:innen ebenfalls sparsam eingesetzt werden. "Jede mögliche Nutzung sollte angesichts der ökologischen Sensibilität der Küstensysteme sehr vorsichtig angegangen werden", warnt Senay Horozal.
Vielversprechend ist den Untersuchungen zufolge, dass die Lagerstätten nicht besonders tief unter dem Meer liegen. Im Osten der Alkyoniden-Inseln etwa konnte bereits in einer Tiefe von 15 bis 100 Metern Süßwasser gefunden werden. Dieses ist damit relativ leicht zugänglich.
Das Reservoir in Griechenland ist nicht das erste seiner Art – dafür aber das größte, das Wissenschaftler:innen bisher bekannt ist. Vor der Küste Neuseelands und an der Ostküste der USA wurden in der Vergangenheit bereits kleinere Mengen an Süßwasser entdeckt.
