Was Klimakrise, Naturschutz und Artenvielfalt angeht, scheint es einfach keine guten Nachrichten zu geben. Die weltweiten Bestände von Säugetieren, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Fischen nehmen seit Jahren immer weiter ab.
Laut dem "Living Planet Report" der Naturschutzorganisation WWF sollen die Wildtierbestände innerhalb der vergangenen 50 Jahre um durchschnittlich 73 Prozent zurückgegangen sein. Besonders stark betroffen sind demnach Süßwasser-Ökosysteme; geografisch verzeichnen Südamerika und die Karibik den größten Rückgang.
Ausgehend davon spricht WWF von einem "katastrophalen" Artschwund. Die Hoffnung, dass sich das in naher Zukunft ändern wird, haben nur wenige. Trotzdem gibt es von Zeit zu Zeit auch zum Thema Artenschutz Positives zu berichten.
Dieses Mal kommt die gute Nachricht von der abgelegenen Insel Nightingale, die mitten im Atlantik liegt und zu einem britischen Überseegebiet gehört. Dort lebt die sogenannte Dickschnabel-Ammertangare (Nesospiza wilkinsi), die sonst nur auf einer weiteren Insel vorkommt.
Die Vogelart ist also überaus selten, auf der Roten Liste der IUCN wird sie als "vom Aussterben bedroht" geführt. Und aktuell ist ihre einzige Nahrungsquelle gefährdet, das berichtet das Wissenschaftsmagazin "Spektrum".
Die Ammertangaren hätten sich nämlich mit ihrem dicken Schnabel darauf spezialisiert, die harten Früchte der einzigen heimischen Baumart (Phylica arborea) zu knacken, um an die Samen zu gelangen. Genau dieser Pflanzenart machen allerdings gerade invasive Schildläuse zu schaffen.
Viele Bäume seien dadurch bereits geschädigt. Und durch den Honigtau, den die Insekten ausscheiden, würde zusätzlich ein schwarzer Schimmelpilz begünstigt werden.
Das hat zur Folge, dass die Pflanzen stark geschwächt werden und schneller absterben oder bei Stürmen leichter umfallen. Dabei sind bei einem Sturm im Jahr 2019 laut "Spektrum" schon rund 80 Prozent des Baumbestands auf der Insel vernichtet worden.
Damit die Dickschnabel-Ammertangare nicht ihre Nahrungsquelle verliert, hat sich ein Team britischer Ökolog:innen schon vor einigen Jahren Gedanken gemacht, wie man die Schildläuse bekämpfen könnte. Ihre Idee: Schlupfwespen.
Die Art Microterys nietneri nutzt nämlich gezielt Schildläuse, um ihre eigenen Larven aufzuziehen. Anderen Insekten schade sie offenbar nicht.
Die Wissenschaftler:innen brachten deshalb zwischen 2020 und 2023 mehrfach Schlupfwespen aus dem 10.000 Kilometer entfernten London nach Nightingale. Und siehe da: die Zahl der Läuse ging deutlich zurück. Gleichzeitig sorgte man mit gezielter Aufforstung dafür, dass der Baumbestand wieder zunahm.
Die Dickschnabel-Ammertangare ist zwar weiterhin gefährdet – insgesamt soll es nur 60 bis 90 Paare geben – aber ihre Nahrungsgrundlage scheint vorerst gesichert. Und die beteiligten Wissenschaftler:innen seien sich sicher, dass ihr Bestand wieder zunehmen werde.