Eine junge Mischlingshündin tobt und schnüffelt an Einsatzfahrzeugen und Regalen in einer Feuerwehrwache. Gooods Kulava Kutiva steckt mitten in der Lehre. Mit ihrer feinen Nase wird sie zur Nashorn-Horn-Spürhündin ausgebildet und soll ab dem kommenden Jahr in Südafrika Wilderern im Kruger-Nationalpark das Geschäft vermiesen.
"Für uns ist sie genau richtig. Sie spinnt rum und ist wild und ausdauernd und das passte genau für uns", sagt Lübbe-Scheuermann, die zusammen mit ihrem Mann eine Hundeschule im südhessischen Griesheim betreibt.
Seit einigen Wochen wird Kutiva in der Wache der Freiwilligen Feuerwehr von Alsbach-Hähnlein von Matthias Klein mittrainiert und konditioniert. Der 43-jährige Polizeihauptkommissar ist Leiter der Diensthundestaffel beim Polizeipräsidium Darmstadt und arbeitet mit der Hündin ehrenamtlich in seiner Freizeit.
Kutiva muss zwischen Regalen, Autos, Schläuchen und Uniformen an zahlreichen magnetischen Blechdosen schnüffeln. Findet sie etwas Verdächtiges, legt sie sich flach auf den Boden und meldet so den Treffer. Am voraussichtlichen Ende der Ausbildung im kommenden April soll sie dann neben Nashorn-Horn auch Munition, Waffen, Schuppen von Schuppentieren und Elfenbein im Kampf gegen die Wilderer erschnüffeln.
Anders als bei Menschen oder Drogen ist das Horn eine besondere Herausforderung. "Das ist nichts anderes als Fingernägel", sagt Klein. "Für Menschen riecht das nicht. Der Hund kann sich aber reinriechen." Die Hunde werden überwiegend an den Toren eines abgezäunten Bereichs des Kruger-Nationalparks eingesetzt und sollen dort Fahrzeuge überprüfen. Von den Hundeführern bekomme Lübbe-Scheuermann im Rahmen ihres Projektes "Rettet das Nashorn" täglich Rückmeldungen.
Laut dem südafrikanischen Umweltministerium wurden im vergangenen Jahr landesweit 448 Nashörner gewildert. Im ersten Halbjahr 2023 seien 231 Tiere getötet worden. Es seien mehrere erfolgreiche Verhaftungen und Strafverfahren verzeichnet worden und nach Angaben des Ministeriums gehe die Wilderei bei diesen Tieren zurück.
Lübbe-Scheuermann und Klein trauen den ihrer Meinung nach zu niedrigen Zahlen des Ministeriums nicht. "Der Staat kehrt das unter den Teppich und die Verantwortlichen vor Ort glauben, dass es viel mehr sind", sagt Lübbe-Scheuermann. Klein würde es wundern, wenn in einem "korrupten Land" wie Südafrika die Zahlen korrekt sind. "Da hängt ja auch der Tourismus dran." Der Kruger-Nationalpark sei fast so groß wie Hessen. "Da werden sicher nicht alle toten Nashörner gefunden."
"Das Horn hat vor allem in Asien einen unverändert großen Absatz über Schwarzmärkte und wird dort für die traditionelle Medizin wegen seines hohen Wertes aber auch als Statussymbol nachgefragt", sagt Wilderei-Expertin Katharina Hennemuth vom WWF. Nashorn-Horn gelte als eines der wertvollsten illegalen Wildtierprodukte der Welt. Entsprechend hoch sei der Anreiz zu wildern und entsprechend gut ausgerüstet und organisiert sind die kriminellen Netzwerke.
"Korruption spielt eine große Rolle, sowohl beim Wildern als auch beim Schmuggel aus dem Land." Die Spürhunde sind nach Ansicht der WWF-Expertin eine gute Unterstützung. Sie könnten einen wichtigen Mehrwert im Kampf gegen den illegalen Artenhandel leisten. Dem WWF zufolge hat der Nashornbestand allein in Südafrika binnen zehn Jahren um mindestens 8000 Tiere abgenommen.
Das Projekt "Rettet das Nashorn" habe Lübbe-Scheuermann zusammen mit ihrem Mann 2012 ins Leben gerufen, sagt die 58-Jährige. Sie seien bei drei Safaris auf gewilderte Nashörner gestoßen. Deswegen hätten sie das Projekt gestartet. "Wir sind sehr involviert in die ganzen Anti-Wilderereinheiten in Südafrika." Seit 2012 sei Kutiva bereits der siebte Hund, der ausgebildet werde.
(sb/dpa)