
Wenn man es richtig anstellt, können Sternschnuppen wirklich Wünsche erfüllen.Bild: Getty Images/iStockphoto / Benjamin Schaefer
Interview
Wünsch dir was: Im August wirst du dafür beim Beobachten der Perseiden besonders viele Gelegenheiten haben. Eine Expertin erklärt, wo sie herkommen, wie man sie am besten entdeckt und die wichtigste aller Fragen: Können Sternschnuppen wirklich Wünsche erfüllen?
09.08.2025, 09:2509.08.2025, 09:25
Wer abends im August in den Himmel schaut, kann bei klarer Sicht eine schöne Aussicht genießen: Dort sind die Perseiden zu sehen, ein Sternschnuppenstrom, der auch in diesem Jahr für Gesprächsstoff sorgt.
Dr. Monika Staesche ist Direktorin des Planetariums am Insulaner und der Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin und zudem stellvertretende Vorständin der Stiftung Planetarium Berlin.
Im Interview mit watson erklärt sie, wo die Perseiden herkommen, woraus Sternschnuppen bestehen und was wir unternehmen können, damit in einer klaren Sternschnuppennacht wirklich Wünsche in Erfüllung gehen.
watson: Von den Perseiden liest man aktuell überall. Was sind denn Perseiden genau?
Monika Staesche: Die Perseiden sind ein Sternschnuppen-Strom, der kommt scheinbar aus dem Sternbild Perseus, daher der Namen Perseiden.
Für alle, die die griechische Mythologie nicht mehr so gut auf dem Schirm haben: Wer war noch mal Perseus?
Perseus war der Held, der die Andromeda befreit hat. Also der, der dieses Ungeheuer dort – je nach Version – entweder erschlagen oder versteinert hat.
Sie sagen, der Sternschnuppenstrom kommt "scheinbar" aus dem Sternbild Perseus – wo kommen sie denn wirklich her?
Das sind die Reste eines Kometenschweifs, die wir auf unserer Bahn um die Sonne im Laufe eines Jahres einmal durchfliegen. Kometen sind große, schmutzige Eisbälle, sie sind einige hundert Meter bis einige Kilometer groß und umkreisen die Sonne. Sie stammen aus der sogenannten "Oortschen Kometenwolke", etwa auf halbem Weg zwischen uns und dem nächsten Stern, in der sich sehr viele solcher Objekte befinden.
"Eigentlich ist eine Sternschnuppe nichts weiter als leuchtende Luft."
Durch Schwerkraftwirkung, zum Beispiel durch einen vorbeiziehenden Stern, geraten sie auf eine Bahn, die sie nahe an die Sonne führt. Dann fangen sie an, zu schmelzen, beziehungsweise zu verdampfen. Und von der Sonne haben wir einen Strom aus elektrisch geladenen Teilchen, den "Sonnenwind", der drückt diese Dampfwolke um die Kometen in die entgegengesetzte Richtung weg. Auf diese Weise entsteht ein Kometenschweif.
Diesen Kometenschweif sehen wir dann als Sternschnuppen?
Wenn die Erde in die Reste eines Kometenschweifes gerät, dann ist das erst einmal überhaupt nicht gefährlich, das ist auch nicht sehr dicht, heißt aber, dass die Erde mit sehr vielen Staubteilen zusammenstößt. Und wenn diese Staubteilchen in unsere Erdatmosphäre hereingeraten, dann werden sie durch die Reibung unheimlich heiß, gehen dabei auch meistens kaputt und verglühen. Und was wir dann sehen, ist eigentlich nichts weiter als die leuchtende Luft, die durch dieses Teilchen verursacht wurde, wenn es verglüht ist. Also eigentlich ist eine Sternschnuppe nichts weiter als leuchtende Luft.
Und dieser Komet kommt aus dem Sternbild Perseus?
Da müssen wir noch einen Schritt weiter gehen. Der Komet ist ja nur der Ursprungskörper für die ganzen Teilchen, durch die wir durchfliegen. Warum die scheinbar aus dem Sternbild Perseus kommen, das ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn wir mit dem Auto zum Beispiel durch ein Schneegestöber durchfahren. Wir haben das Gefühl, die kommen uns alle von vorne entgegen. Aber eigentlich bewegen wir uns ja nur mit dem Auto in diese Richtung.
Was hat das mit den Sternschnuppen zu tun?
Bei den Sternschnuppen ist es ähnlich: Sie kommen scheinbar aus einem Punkt am Himmel, der in unserem Sternbild Perseus liegt. Sternbilder sind ja reine menschliche Konstruktionen, wir nennen diese Himmelsgegend so. Es heißt nicht, dass man nur in diesem Sternbild Sternschnuppen sieht, sie können überall am Himmel auftauchen. Aber würde man ihre Strichspuren zurückverfolgen, dann hätten sie ihren Ausgangspunkt in einem Punkt im Sternbild Perseus.
Sind die Perseiden der Strom mit den meisten Sternschnuppen oder wieso sprechen alle darüber?
Nein, eigentlich haben die Geminiden im Dezember oder die Quadrantiden Anfang Januar mehr. Aber im August ist das Wetter einfach besser als im Dezember oder Januar, dann sieht man auch besser. Und ich würde mal aus dem Bauch heraus sagen, es ist sehr viel gemütlicher, an einem lauen Sommerabend rauszugehen und Sternschnuppen zu beobachten, als im Winter.
Wann kann ich denn besonders viele Perseiden sehen?
Die Perseiden erreichen ihren Höhepunkt in der Nacht vom 12. auf den 13. August. Grundsätzlich würde ich dazu raten, in der zweiten Nachthälfte nach oben zu schauen, weil dann der scheinbare Ausstrahlungspunkt (der "Radiant") höher steht und wir mehr Sternschnuppen sehen. Das Problem in diesem Jahr ist nur, dass wir vom 12. auf den 13. August fast die gesamte Nacht noch einen fast vollen Mond am Himmel haben.
"So können Sternschnuppen wirklich Wünsche erfüllen – wir müssen einfach mehr miteinander reden."
Inwiefern ist das problematisch?
Er hellt mit seinem Licht den Himmelshintergrund so auf, dass wir nur die hellsten Sternschnuppen sehen können. Aber das Problem haben wir in den großen Städten sowieso. Wir haben zu viel Lichtverschmutzung, vor allem durch Straßenlaternen oder Leuchtreklamen. In diesem Jahr würde dazu raten, etwas früher in den Himmel zu schauen, schon ab 22 Uhr, wenn es halbwegs dunkel ist. Denn da steht der Mond noch nicht so hoch. Je höher er nachher steht, desto mehr stört er mit seinem Licht. Und natürlich kann man auch in den Nächten vor und nach dem 12. August sein Glück versuchen.
In welche Richtung muss ich schauen, um so viele Sternschnuppen wie möglich zu sehen?
Man sieht sie eigentlich am gesamten Himmel, die meisten Richtung Nord-Osten. Aber mit der Menge muss man ein bisschen aufpassen, weil oft zu große Zahlen verbreitet werden: Die 100 Sternschnuppen pro Stunde sind ein rein theoretischer Wert. So viele sind es nie, vor allem nicht in den großen Städten. Aber bei brauchbarer Sicht, ohne viel Lichtverschmutzung und ohne Wolken, kann man schon mehrere Sternschnuppen pro Stunde sehen.
Was sind Ihre besten Tipps für eine erfolgreiche Sternschnuppen-Nacht?
Wenn das Wetter schön ist, dann würde ich rausfahren. Irgendwo raus aus der Stadt, einfach aufs Land, da hat man da nicht so viele Bäume und Gebäude, die die Sicht versperren könnten. Einfach auf ein Feld gehen, Liegestuhl mitnehmen, Mückenschutz nicht vergessen und ein gekühltes Getränk – am besten nicht zu alkoholhaltig. Oder so alkoholhaltig, dass man doppelt so viele Sternschnuppen sieht, das geht natürlich auch. Und wir bieten auf der Archenhold-Sternwarte auch eine Beobachtung an, da ist es zwar nicht ganz finster, weil wir innerhalb von Berlin sind. Aber dort gibt es den Vorteil, dass da ein paar Leute sind, die noch ein paar Sachen erklären können.
Können Sternschnuppen Wünsche erfüllen?
Das mit den Wünschen, das kommt wahrscheinlich aus dem Märchen "Sterntaler". Aber ich habe da auch mal einen tollen Tipp von meinem ehemaligen Klassenkameraden Eckart von Hirschhausen gehört: Wenn man eine Sternschnuppe sieht und die Person, die dafür sorgen könnte, dass der Wunsch erfüllt werden kann, ist in der Nähe – dann soll man die Regel vergessen und den Wunsch aussprechen. So können Sternschnuppen wirklich Wünsche erfüllen – wir müssen einfach mehr miteinander reden.