Mit den steigenden Temperaturen erwacht bekanntlich die Natur, aktuell nehmen damit auch Berichte über die Asiatische Tigermücke zu. Denn die fliegenden Blutsauger sind längst kein südliches Problem mehr. Besonders in Süd- und Westdeutschland sind inzwischen stabile Populationen entstanden.
Grund dafür sind die milden Winter. Das ursprünglich in Asien beheimatete Insekt hat sich in den vergangenen Jahren rasant in Deutschland ausgebreitet – mit möglichen gesundheitlichen Folgen. Fachleute schlagen Alarm und fordern gezielte Maßnahmen, um eine weitere Verbreitung zu begrenzen.
Aktuell wappnet man sich laut mehreren Berichten für die Tigermücken-Saison. Laut Umweltbundesamt wurden Tigermücken zuerst in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachgewiesen, doch inzwischen gibt es Funde in ganz Deutschland – bis nach Berlin. Dort wurde die invasive Art erstmals 2017 entdeckt, mittlerweile gibt es in der Hauptstadt lokale Populationen, die mühsam bekämpft werden müssen.
Insbesondere entlang von Autobahnen, Bahntrassen und Container-Routen tauchen immer wieder neue Funde auf. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin erklärt auf seiner Website, dass die Mücken oft in Lastwagen oder Zügen aus Südeuropa nach Deutschland gelangen. Die wachsenden Populationen deuten darauf hin, dass die klimatischen Bedingungen für die Art hierzulande immer günstiger werden. Nach dem milden Winter dürften sie sich aktuell umso besser ausbreiten.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teilt mit: "Die Asiatische Tigermücke ist durch ihr aggressives Stechverhalten tagsüber sehr lästig und kann die Aufenthaltsqualität im Freien stark beeinträchtigen." Sie ist allerdings nicht nur lästig, sondern kann auch gefährlich werden.
Die Tigermücke gilt als potenzieller Überträger von bis zu 20 verschiedenen Krankheitserregern, darunter Dengue-, Zika- und West-Nil-Viren. Bisher sind in Deutschland keine lokalen Übertragungen dokumentiert. Das kann sich jedoch ändern.
Besonders problematisch ist laut des Amts: Die Mücke kann Krankheitserreger aufnehmen, wenn sie eine infizierte Person sticht und diese dann weiterverbreiten. Solche Fälle wurden in Südeuropa bereits dokumentiert, etwa in Italien.
Die Tigermücke ist extrem anpassungsfähig. Sie benötigt nur kleine Wasseransammlungen, um ihre Eier abzulegen. Regenwasser in Blumentopf-Untersetzern, Eimern oder verstopften Regenrinnen reicht bereits aus. So warnte das Bayerische Landesamt, dass die Eier monatelang trocken liegen und schlüpfen könnten, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen.
Städte wie München und Berlin setzen deshalb auf ein Monitoring, um die Ausbreitung besser zu überwachen. Die Stadt München ruft Bürger:innen aktiv dazu auf, mögliche Brutstätten in ihren Gärten und auf Balkonen zu eliminieren. Dazu zählen etwa Gießkannen, Vogeltränken oder Untersetzer, die regelmäßig geleert und gesäubert werden sollten.
Für Regionen, in denen die Tigermücke sich bereits etabliert hat, gibt es gezielte Bekämpfungsstrategien. Eine besonders effektive Methode ist der Einsatz des biologischen Mittels Bacillus thuringiensis israelensis (BTI). Es wird in stehenden Gewässern ausgebracht und tötet die Larven. In Tübingen etwa wurde BTI bereits erfolgreich angewendet, um Anopheles-Mücken einzudämmen, die in seltenen Fällen Malaria übertragen könnten.
Allerdings warnen das Umweltbundesamt und das Bundesamt für Naturschutz vor möglichen ökologischen Folgen. Es gibt Hinweise darauf, dass auch andere Insektenlarven betroffen sein können. Sie raten zu einem zurückhaltenden Einsatz und fordern weitere Forschung zu den Langzeitfolgen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Asiatische Tigermücke wird nicht einfach wieder aus Deutschland verschwinden. Vielmehr gehen Klimaprognosen davon aus, dass die warmen Sommermonate für sie immer günstiger werden. In Frankreich und Italien haben sich die Mücken bereits flächendeckend angesiedelt und führen dort auch zu Dengue-Ausbrüchen. Deutschland steht möglicherweise erst am Anfang einer ähnlichen Entwicklung. Klimakrise sei Dank.