Valencia wurde in den vergangenen Tagen von einem "historischen Unwetter" getroffen. Dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der Region, sagte der Wetterdienst Aemet. Nach dem heftigen Unwetter gibt es mindestens 95 Tote zu beklagen, es wird noch nach einigen Vermissten gesucht.
Die Stadt gleicht einem Schlachtfeld: Die Fluten haben Autos die Straßen entlang gespült, teilweise verstopfen die Wracks ganze Wege. Sieht man diese Bilder, kommt vor allem eine Frage auf: Wusste denn niemand, dass dieses Unwetter passieren wird?
Erst kürzlich fegten die Hurrikans "Helene" und "Milton" über Florida hinweg. Dort wurden die Einwohner:innen der betroffenen Gegenden Wochen im Voraus gewarnt, teilweise evakuiert. Auch in Indien wurden vergangene Woche etwa eine Million Menschen aus dem westlichen Bundesstaat Odisha vor einem Zyklon in Sicherheit gebracht, wie unter anderem "Stern" berichtete.
Was ist in Spanien schiefgegangen?
Auf diese Frage geht Wetterexperte und Moderator Jörg Kachelmann im Gespräch mit dem Deutschlandfunk ein. Kachelmann macht deutlich, dass solche Unwetter den Wetterdiensten immer bekannt sind – und dass diese auch eindeutige Warnungen aussprechen.
Das Problem sei: Danach würde nichts weiter passieren. Vor allem, wenn die Warnung nachts eintrifft. Laut Kachelmann sei es wichtig, dass in solchen Situationen beispielsweise Organisationen zwischengeschaltet werden, die sich dann um die Evakuierung oder andere Sicherheitsmaßnahmen kümmern. Man dürfe die Leute nicht mit der Warnung alleine lassen, macht der Wetterexperte deutlich und ergänzt: "Immer, wenn Autos schwimmen, hat jemand was nicht richtig gemacht."
Auch die Darstellung in den Medien von einer "plötzlichen" Überraschung durch Wassermassen sei gefährlich und vor allem nicht richtig. Denn, dass Wasser zusammenlaufen wird, wisse man immer mehrere Stunden im Voraus, erklärt Kachelmann. Es sei wichtig, diese Stunden zu nutzen, um Menschen aus betroffenen Zonen zu holen.
Ob wir als Menschen uns in Zukunft irgendwie besser auf solche Ereignisse einstellen können, wird Kachelmann von seinem Interview-Partner gefragt. Darauf wird Kachelmann emotional: "Wir können nur gucken, dass wir nicht alles noch schlimmer machen."
Die Hoffnung darauf liege jedoch nicht hier, sondern im Solarausbau von Ländern wie China, Indien und Pakistan. Dort werde aktuell in Solarenergie investiert, da es deutlich günstiger sei als die Alternativen. Das wiederum könnte den Emissions-Ausstoß der Länder ab nächstem, spätestens übernächstem Jahr senken.
Mit Blick auf das verpasste Klimaziel von 1,5 Grad und die Auswirkungen, die zu Hitze- und Unwettertoten führen, findet Kachelmann noch deutlichere Worte: "Wir haben verkackt." Für die Wortwahl entschuldigen sich sowohl er als auch der Moderator der Sendung – falsch liegt Kachelmann jedoch nicht.