Den letzten großen Vulkanausbruch auf Island 2010 hat wohl noch ganz Europa in Erinnerung. Einerseits, weil der Name Eyjafjallajökull für Nicht-Einheimische kaum aussprechbar war und auch für zahlreiche TV-Moderator:innen zur lustigen Stolperfalle wurde. Andererseits, weil die Asche der Eruption für tagelangen Ausfall des internationalen Flugverkehrs sorgte.
Diesmal ist es nicht ein Vulkankegel, der ausgebrochen ist, sondern ein etwa vier Kilometer langen Riss, aus dem seit dem 18. Dezember die Lava ausströmt. Behörden auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel, wo sich das Naturereignis abspielt, rechnen schon mehrere Wochen mit einer Eruption.
Bereits im November wurde die Stadt für einige Zeit evakuiert, da die Erde immer wieder gebebt hatte. Ein unterirdischer Spalt hatte sich mit Magma gefüllt, die Lava stieg vorübergehend bis auf 500 Meter unter die Erdoberfläche, riss ganze Straßenzüge auf und zerstörte Häuserwände in Grindavík.
Wie es scheint, ist die Lage für die Einwohner:innen der Halbinsel Grindavík bisher relativ sicher: Die Lava fließt derzeit nicht in Richtung der Häuser, sondern in östlicher und nördlicher Gegenrichtung. Problematisch könnte es jedoch werden, wenn sich der Erdspalt noch weiter in Richtung Süden öffnen würde. Denn nicht weit vom Vulkan entfernt liegt ein Kraftwerk, das die gesamte Halbinsel Reykjanesskagi mit Strom und Wasser versorgt.
Der neue Ausbruch ist heftig: In der Nacht spuckte der neue Krater bis zu 120 Meter hohe Magma-Fontänen, wie auf Helikopter-Aufnahmen zu sehen ist. Derzeit treten pro Sekunde 100 bis 200 Kubikmeter Magma aus. Das ist mindestens das Zehnfache an Lava, die der Eyjafjallajökull 2010 produzierte. Was bedeutet das für den Flugverkehr?
Fachleute beruhigen: Die aktuellen Eruptionen haben im Gegensatz zum Ausbruch des Eyjafjallajökull eine "nur geringe Ascheproduktion", sagt Dave McGarvie, Vulkanologe an der University of Lancaster, gegenüber dem "Merkur". Generell seien die Vulkane auf der Reykjanes-Halbinsel "nicht in der Lage, die gewaltigen Aschewolken zu erzeugen, die den Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 kennzeichneten".
Die Bewohner:innen Grindavíks scheinen den Ausbruch bisher eher mit Faszination als Angst zu betrachten. Sie posten zahlreiche faszinierende Foto- und Videoaufnahmen davon im Internet und sind begeistert vom Naturspektakel. Die Behörden warnen jedoch davor, sich dem Krater zu nähern.
Eine junge Einwohnerin Grindavíks postete ein Bild ihrer Aussicht vom Balkon ihrer Wohnung. Ihre Worte dazu: "Ein neugeborener Vulkan zu Weihnachten – Island kann überraschend sein."
Eine weitere Isländerin namens Ulrika Palts, die ein Video auf Instagram teilte, schrieb watson am Dienstag, kurz vor 12 Uhr Mittag:
Vor allem dieses Bild aus Island sorgt auf "X", ehemals Twitter, für Faszination: Darauf sieht man die grünen Polarlichter am Himmel und ganz im Hintergrund das rote Glühen des Vulkanausbruchs.
Wer selbst einmal nach dem Vulkan sehen will, kann sich sogar im Livestream dieser Webcam dazuschalten. Ewig warten sollte man damit nicht: Fachleute schätzen, dass sich die Eruption in wenigen Tagen abschwächen und die Aktivität auf einzelne Krater zusammenschrumpfen werde.