
Volle Züge und eilige Fans: Richtig rund lief es nicht während der EM bei der Deutschen Bahn.Bild: imago images / Offside Sports Photography
Meinung
Die EM ist fast vorbei, am Sonntag entscheidet sich beim Finale in Berlin, ob die Engländer oder die Spanier den Pokal mit nach Hause nehmen dürfen. Die Deutsche Bahn zieht bereits jetzt Bilanz zu ihrer Leistung in den vergangenen Wochen. Und klopft sich auf die Schulter: Immerhin habe sie etwa 12 Millionen Menschen während der vier Turnierwochen von Stadt zu Stadt und von Spiel zu Spiel gebracht.
"Noch nie gab es so viel Bahn bei einem internationalen Fußball-Turnier", heißt es im EM-Fazit der DB. Es gab allerdings auch selten so viel Ärger über das Unternehmen.
Fans aus ganz Europa erlebten Verspätungen, Verzögerungen und teilten diese auch über Social Media. Deshalb frage ich mich angesichts der sehr positiven Bahn-Bilanz vor allem: Wie bitte?!
So richtig reibungslos verliefen die EM-Wochen auf Deutschlands Schienennetz nämlich nicht.
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EM-Fans erzählen von Ausfällen und Verspätungen
Österreichische Fans erzählten uns beispielsweise am Berliner Hauptbahnhof von einer katastrophalen Anreise ohne Klimaanlage, Getränke oder Speisen an Board. Aber Verspätungen, die habe es gegeben.
Auch in Gelsenkirchen hingen Fans stundenlang am Bahnhof fest und schimpften:
Selbst im digitalen Service gab es Probleme, berichteten Kund:innen der Deutschen Bahn direkt zu Beginn der EM: Die Webseite fiel zeitweise aus, es gingen mehr als 600 Fehlermeldungen ein.
Überfüllungen und Verspätungen mehrten sich, sodass sich sogar die amerikanische Tageszeitung "New York Times" in einem Artikel über die Pannen bei der Deutschen Bahn lustig machte. Eine kurze Zusammenfassung der vier EM-Wochen: Hohe Erwartungen an die Deutsche Bahn im Sinne von Effizienz, Pünktlichkeit und Sicherheit mussten einer großen Ernüchterung weichen.
Den krönenden Abschluss an peinlichen Patzern machte dann eine ausgefallene Verbindung für die niederländische Mannschaft. Diese sollte am 9. Juli für eine Pressekonferenz in Dortmund mit dem Zug anreisen. Die Verbindung musste jedoch aufgrund eines Tierunfalles ausfallen, schreib die Deutsche Bahn auf X. Eine Ersatzverbindung wurde nicht angeboten. Dem niederländischen Team blieb daraufhin nur der Umstieg auf ein Flugzeug übrig.
Wohl auch deshalb zieht die Bahn beim Thema Pünktlichkeit lediglich ein "gemischtes Fazit".
Immerhin: Bahnvorstand räumt Versäumnisse ein
Und während Vorfälle wie ein Tierunfall oder auch das Wetter natürlich nicht zu kontrollieren sind, gibt Bahnvorstand Huber zu, dass die "Infrastruktur der Deutschen Bahn sich an der Belastbarkeitsgrenze" befinde. Immerhin ist er ehrlich. Im Deutschlandfunk räumt Huber weiter ein, dass die Kritik an der Bahn berechtigt sei.
Aber man hätte auch Maßnahmen ergriffen, um die Infrastruktur so wenig wie möglich zu belasten und beispielsweise Baumaßnahmen verschoben. Und es sei ja auch nicht alles schlecht gelaufen, heißt es in der Bahn-Bilanz: Die Fernverkehrszüge wären nicht überfüllt gewesen und dank des Sicherheitskonzeptes habe es keine größeren Ausschreitungen an Bahnhöfen oder in den Zügen gegeben.
All das mag ja stimmen. Aber sollten diese Dinge nicht Standard bei Deutschlands größtem Mobilitätsunternehmen sein?
Dazu kommt: Bereits vor etwa einem Jahr gab Turnierchef Philipp Lahm bekannt, dass die Deutsche Bahn offizieller Mobilitätspartner der diesjährigen Europameisterschaft sein würde. Damit sollte diese EM die grünste aller Zeiten werden und alle sollten – wenn möglich – die Bahn als Haupttransportmittel nutzen: die Teams, der Pokal, die Uefa-Offiziellen und natürlich die mehrere Millionen Fans.
Geplant war das ganze also schon eine Weile. Dementsprechend gut hätte man sich vorbereiten können. Hätte.
Um nach vorne zu blicken, liebe DB-Vorstände: Bevor ihr euch jetzt voreilig gegenseitig die Hände reicht und im Zuge der eifrigen Glückwünsche auch schon die Ausschüttungen am Ende des Geschäftsjahres für euch selbst plant, hier noch ein konstruktiver Vorschlag: Vielleicht investiert ihr einen Teil dieses Geldes ja mal in die Infrastruktur der Bahn? Wie sehr es an dieser Stelle fehlt, wissen wir jetzt leider alle ...
Vegane Ersatzprodukte füllen mittlerweile ganze Supermarktregale. Und die Auswahl wird immer größer: Man hat die Wahl zwischen Schnitzel, Hähnchenfilet oder auch Leberkäse in vegan.