
Für viele Menschen ist das Deutschland-Ticket auch für 58 Euro noch attraktiv.Bild: dpa / Boris Roessler
Mobilität & Verkehr
Viele Menschen nutzen öffentliche Verkehrsmittel, um ihre täglichen Wege zurückzulegen. Das Deutschlandticket sorgt für steigende Fahrgastzahlen. Aber wie groß ist der Effekt aufs Klima?
08.04.2025, 14:3308.04.2025, 14:33
Über den Nutzen des Deutschlandtickets wird im Grunde seit seiner Einführung diskutiert. Bewegt er Menschen tatsächlich dazu, mehr Bus und Bahn zu fahren oder sogar vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen? Oder bleibt solch ein Effekt aus und man sollte die Subventionen lieber vollständig in die Erneuerung des Schienennetzes investieren?
Einige Zahlen, um diese Frage besser beantworten zu können, liefert nun das Statistische Bundesamt. Das zählte nach vorläufigen Ergebnissen 2024 rund 11,4 Milliarden Fahrgäste in Bussen und Bahnen und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahr.
Dass zudem im Nahverkehr mit der Bahn die durchschnittliche Reisestrecke von 22 auf 23 Kilometer zulegte, könnte nach Einschätzung der Wiesbadener Statistiker:innen darauf hindeuten, "dass das Deutschlandticket den Eisenbahnnahverkehr auch für mittlere Entfernungen attraktiver macht". Eingeführt wurde das Ticket im Mai 2023.
Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erhöhte sich das Fahrgastaufkommen den Berechnungen zufolge um fünf Prozent. Auf Kurzstrecken per Bahn waren demnach 2,7 Milliarden Menschen unterwegs (plus sechs Prozent), in Straßenbahnen 3,9 Milliarden (plus fünf Prozent) und in Bussen 5,2 Milliarden (plus vier Prozent).
Im Fernverkehr hingegen sank die Zahl der Fahrgäste im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 153 Millionen Reisende (minus vier Prozent), unter anderem aufgrund von streikbedingten Ausfällen. Auch wenn das Deutschland-Ticket mittlerweile 58 statt 49 Euro kostet, fahren die Menschen hierzulande mehr mit dem ÖPNV als zuvor.
Deutschland-Ticket: So viel CO2-Emissionen werden eingespart
Und dafür lassen sie auch das Auto öfters stehen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine vom Ministerium für Bildung und Forschung geförderte Übersichtsstudie. Demnach seien zwischen 12 und 16 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket Fahrten, die eigentlich mit dem Auto zurückgelegt worden wären.
Diese Pkw-Verlagerung sorge dafür, dass 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden können. Zum Vergleich: Gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie könnten durch ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen etwa 1,3 bis 2 Millionen Tonnen CO₂ vermieden werden.
Allem Anschein nach sorgt das Ticket also dafür, dass ein nicht zu unterschätzender Anteil des Verkehrsaufkommens von der Straße auf die Schiene verlagert wird. "Der positive Effekt des Deutschlandtickets wird allgemein unterschätzt", sagt der an der Studie beteiligte Marktforscher Andreas Krämer gegenüber dem "Spiegel".
Nur wenige Autofahrer wechseln auf die Schiene
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass vor allem Menschen, die den ÖPNV zuvor nur wenig oder gelegentlich genutzt haben, das Auto nun häufiger stehen lassen und stattdessen Bus oder Bahn fahren. Der Anteil der "Systemeinsteiger" – also der Menschen, die den ÖPNV zuvor gar nicht genutzt haben – bleibt mit weniger als fünf Prozent aller 58-Euro-Ticket-Nutzer:innen weiter gering.
Zu diesem Schluss kommt auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Bereits im Frühjahr stellte Verbandspräsident Ingo Wortmann ein Jahr nach Einführung des Deutschlandtickets die Ergebnisse einer Untersuchung vor. Er verwies laut "Spiegel" darauf, dass es das Ticket nicht geschafft habe, "wirklich einen Beitrag dazu zu leisten, mehr Menschen vom Auto auf den ÖPNV zu holen".
Das Deutschland-Ticket allein wird also nicht dafür sorgen, dass der Verkehrssektor zeitnah eine klimaneutrale Bilanz vorweisen kann. Laut Krämer und seinen Kollegen kann es aber zumindest ein "Impuls für die Verkehrswende" in Deutschland sein.
(mit Material von dpa und afp)
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