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Eine Krankenkasse, die Veganer unterstützt? Warum ein Umdenken stattfinden muss

Shot of sporty young woman eating salad and drinking fruit juice in the kitchen at home.
Laut einer neuen Studie kann vegane Ernährung zahlreichen Krankheiten vorbeugen.Bild: iStockphoto / nensuria
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Eine Krankenkasse, die Veganer unterstützt? Warum ein Umdenken stattfinden muss

20.11.2021, 13:0020.11.2021, 13:08

"As vegan as possible" – die watson-Kolumne zu vegetarischem und veganem Leben

Theresa Schwab
Theresa Schwab
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In Zeiten, in denen ich mich rein vegan ernähre, lasse ich regelmäßig meinen B12-Wert bestimmen, um sicherzugehen, dass ich nicht mangelversorgt bin. Denn gerade B12 ist so wichtig für den Energiestoffwechsel, die Bildung von Blutzellen und den Aufbau der Nervenhüllen.

Dabei sollte man daran denken, das aktive B12 bestimmen zu lassen, den sogenannten Holo-TC-Wert (Holo-Transcobalamin II). Diese Arzt-Leistung von ca. 18 Euro muss ich selbst bezahlen, da sie nicht im Leistungskatalog meiner Krankenkasse enthalten ist, solange keine medizinische Begründung vorliegt.

Bisher hatte ich das zur Kenntnis genommen und selbst bezahlt – bis ich im September ein Interview mit Andreas Schöfbeck, dem Vorstand der BKK ProVita, im veganen Wirtschaftsmagazin vegconomist.de gelesen habe. Darin erläutert er, wie diese Krankenkasse die pflanzliche Ernährungsweise ihrer Versicherten durch spezielle Leistungsangebote fördert.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

"Für uns als Krankenkasse ist natürlich der gesundheitliche Aspekt sehr wichtig. Wir wissen: Pflanzliche Ernährung ist gesund. Durch sie kann man zahlreichen der sogenannten Wohlstandskrankheiten vorbeugen, z.B. Diabetes, Atherosklerose, Koronare Herzkrankheit, Übergewicht und Bluthochdruck", erklärt Schöfbeck, der selbst Veganer ist.

Ja, dachte ich. Genau das ist es! Eine Krankenkasse, die verstanden hat, dass mit Präventionsmaßnahmen, die eine gesündere Ernährung betreffen, die späteren Arzt- und Krankenhauskosten gesenkt werden können. Meine Krankenkasse zahlt mit einem auf einen gewissen Betrag beschränkten Gesundheitskonto zumindest einen Yoga-Kurs im Jahr, falls der Lehrer gewisse Anforderungen erfüllt und bei meiner Kasse gelistet ist.

"Der wöchentliche Yoga-Kurs ist sicherlich günstiger als die Kosten, die ich damals durch MRT-Aufnahmen, Orthopäden und Physiotherapien verursacht habe."

Seit ich regelmäßig Yoga mache, habe ich keine Bandscheibenprobleme mehr. Der wöchentliche Yoga-Kurs ist sicherlich günstiger als die Kosten, die ich damals durch MRT-Aufnahmen, Orthopäden und Physiotherapien verursacht habe, als ich noch vor meiner Yoga-Zeit einen Bandscheibenvorfall hatte.

Und nun zurück zu veganer Ernährung. Es ist bewiesen, dass dadurch das Risiko für gewisse Volkskrankheiten niedriger ist. Ich sehe mir die oben beschriebene Krankenkasse also etwas genauer an. Über ein Bonusprogramm werden zum Beispiel die Kosten für entsprechende Kurse, Literatur, Vereinsmitgliedschaften, Vorträge, Blutuntersuchungen zur Überprüfung des Versorgungsstatus und Nahrungsergänzungsmittel erstattet.

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Über die Autorin
As vegan as possible – das beschreibt Theresa Schwab am besten. In ihrer Kolumne berichtet die freie Journalistin über positive Erkenntnisse, über Anstrengungen und darüber, warum es okay ist, manchmal im Alltag an einem nicht-tierischen Lebensstil zu scheitern.

Neben dem Leistungskatalog möchte die Krankenkasse auch gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen: "So haben wir uns dafür starkgemacht, dass pflanzliche Ernährung in den Präventionsleitfaden für gesetzliche Krankenkassen aufgenommen wird und somit auch gefördert werden kann", erklärt Schöfbeck im Interview. "Außerdem haben wir einen Wegweiser zur Einführung und Umsetzung pflanzlicher Ernährung in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen veröffentlicht."

Inzwischen gibt es neben Krankenversicherungen auch immer mehr Banken, die das Geld ihrer Kunden statt in Ölgesellschaften oder Rüstungsunternehmen in soziale und ökologische Projekte investieren. Heute kann ich zwischen mehreren solchen Banken wählen. Hier hat also ein großes Umdenken klassischer Konzerne stattgefunden, das sich durch viele weitere Bereiche unserer Gesellschaft ziehen muss.

"Das Angebot von Krankenkassen, die diese Lebensweise unterstützen, sollte ausgebaut werden."

In Deutschland leben laut dem Marktforschungsinstitut Forsa geschätzt 1,6 Millionen Veganer – ein unglaubliches Potenzial. Das Angebot von Krankenkassen, die diese Lebensweise unterstützen, sollte ausgebaut werden, weitere sollten nachziehen. Wie gerne würde ich vergleichen und die auf mich am besten abgestimmte Krankenversicherung herausfiltern. Denn ich denke ernsthaft darüber nach, zu wechseln.

Expertenrat: Verkehrssektor verfehlt Klimaziel zum dritten Mal in Folge

Der Verkehrsbereich hat nach Angaben des unabhängigen Expertenrats für Klimafragen auch 2023 deutlich mehr Abgase verursacht als gesetzlich erlaubt. Statt der erlaubten 133 Millionen Tonnen CO₂ seien im Verkehr im vergangenen Jahr 146 Millionen Tonnen Treibhausgase entstanden, schreiben die Fachleute in ihrem am Montag in Berlin veröffentlichten Prüfbericht zu im März vorgestellten Daten des Umweltbundesamts (UBA). Damit verfehlt der Verkehrssektor sein Klimaziel das dritte Jahr in Folge.

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