Eine Spinne krabbelt im Supermarkt aus der Bananenkiste oder – noch schlimmer – aus den Einkäufen in der heimischen Küche: eine Horror-Vorstellung. Berichte über Spinnen, die den Transport in Bananenkisten überleben, gibt es immer wieder. Doch in den Bananenkisten versteckt sich häufig auch etwas anderes.
Kriminelle nutzen die Obstkisten, um darin Drogen aus Südamerika nach Europa zu schmuggeln. Auch in Deutschland kämpft man gegen das Drogenproblem an: Hier werden sie zwischen den Früchten gefunden.
Kriminelle nutzen für ihren Drogenschmuggel am häufigsten Bananenkisten. In den Häfen haben die Funde in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. In Deutschland sind im vergangenen Jahr 35 Tonnen Kokain mit einem Straßenverkaufswert von etwa 2,6 Milliarden Euro sichergestellt worden, berichtet die "Lebensmittel Zeitung" (LZ).
Das Thema ist so groß, dass es auch bei der Jahrestagung des Deutschen Fruchthandelsverbands zur Sprache gekommen ist. Dort erzählte Stefan Heine von seinen Erfahrungen mit dem Problem sowie von zwei langwierigen Kontrollen. Er ist Geschäftsführer der Afrikanischen Frucht-Compagnie (AFC), die Bananen importiert.
Die Behörden haben demnach 20 Containern im Hafen in Hamburg ein Bewegungsverbot auferlegt. Die Abfertigung dauerte so lange, dass es bei den Früchten zu einem Totalverlust kam, hinzu kamen noch Strafen für Verspätungen und Ausfälle. Schlussendlich soll so ein Schaden von insgesamt 150.000 Euro entstanden sein, heißt es. Die Folgen: Der Kostendruck steigt und die Margen fallen geringer aus.
In Deutschland ist besonders der Hamburger Hafen, der der drittgrößte Hafen Europas ist, von dem Drogenproblem betroffen. Der Kampf dagegen ist keine leichte Herausforderung: Die Fruchtbranche bemängelt, dass es in Hamburg nur einen Scanner gebe, um die Fracht zu durchleuchten. Der ist zwar kostenlos, doch für teure Folgekosten müssen Importeure aufkommen.
Dazu gehören unter anderem Kosten wegen der Containermiete, Standgelder oder Verzögerungen, die beim Be- und Entladen entstehen. "Auch das Risiko verspäteter Anlieferung beim Einzelhandel und von Qualitätseinbußen tragen zu 100 Prozent die Importeure", zitiert die Zeitung Importeur:innen. Viele wollen nicht genannt werden.
Die Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft BDZ kritisiert, dass man in Hamburg den Konkurrenten in Rotterdam und Antwerpen hinterherhinke. Dort hätte man personelle und technische Aufstockungen vorgenommen.
Das Bundesfinanzministerium und das Zollamt Hamburg haben die Lage erkannt. Laut Bericht soll "zeitnah" ein Dreischichtsystem aufgenommen werden, um die Kapazitäten beim Durchleuchten von Containern zu erhöhen. Auch die Anzahl an Termin-Slots soll hochgesetzt werden.