Nach zwei Krisenjahren mit Haushaltsdefiziten, Inflationskrise und schwankenden Aktienkursen müssen viele Menschen in Deutschland jeden Cent zweimal umdrehen. Von den Energiekosten bis hin zu den Lebensmittelpreisen ist alles teurer geworden.
Auf dem Lohnzettel finden viele Arbeitnehmer:innen aber nur einen unzureichenden Ausgleich für die neuen Lebenshaltungskosten. Die Gehälter stolpern der wirtschaftlichen Realität in vielen Fällen hinterher.
Ein Discounter hat an der Lohnfront gute Nachrichten parat. Bei der Einzelhandelskette Norma dürfen sich die Angestellten über einen Zuwachs freuen. Vor allem auf der untersten Gehaltsstufe sorgt das für Entlastung.
Norma hat die interne Gehaltsstruktur einer Reform unterzogen. Dabei herausgekommen ist eine neue Untergrenze beim Stundenlohn. Wie das Unternehmen mitteilte, beginnt die niedrigste Lohnstufe bei 15 Euro pro Stunde. In Kraft tritt die Anpassung beim Lebensmittel-Discounter ab Januar 2025. Damit liegt der neue Lohn deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn von 12,83 Euro.
Nicht nur gelernte Fachkräfte profitieren dabei von der ansteigenden Lohnspirale, wie die fränkische Discounter-Kette bekanntgab. Auch Ungelernten und Aushilfen kommt die Anpassung zugute. Wie sich die Gehaltsanpassung auf die Führungskräfte unter den rund 16.000 Angestellten auswirkt, gab der Konzern aus Nürnberg dabei nicht bekannt.
Die Lohnsteigerung ist aber keine Geste der reinen Nächstenliebe, sondern den Mechanismen des Marktes zu verdanken. Wie Norma mitteilte, wolle man mit der Gehaltsanhebung im Werben um potenzielle Arbeitnehmer:innen wieder attraktiver sein. Zuvor hatten bereits die Konkurrenz von Aldi Süd und Lidl ihr Gehaltsgefüge aufpoliert.
Zwar gehören die beiden auf dem Verbrauchermarkt nicht unbedingt zur direkten Konkurrenz, weil eine andere Zielgruppe angesprochen wird. Im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte steht Norma aber auch mit den hochpreisigen Supermarkt-Ketten.
Dass Discounter und Supermärkte unter erheblichem Druck stehen, zeigen unter anderem die jüngsten Lohnentwicklungen. Denn erst im Oktober 2023 wurde die Unterschwelle in der Gehaltsstruktur erhöht.
Allmählich gleicht sich der Reallohn in Deutschland allerdings wieder dem Ausgangslevel von vor dem Einsetzen der weltweiten Corona-Pandemie 2020 an.