Borussia Dortmund steht in der Champions League bei Sporting Lissabon vor einem richtungsweisenden Playoff-Spiel. Der Druck lastet schwer auf den Schwarz-Gelben. Dessen ist sich auch Sportdirektor Sebastian Kehl bewusst:
"Am Ende brauchen wir unbedingt mal wieder ein Erfolgserlebnis", sagte er vor dem Abflug am Montag.
Der Bundesligist steckt noch immer in einer sportlichen Krise. Ein Blick auf die Tabelle macht deutlich: Wenn Dortmund in den nächsten Wochen nicht in die Erfolgsspur finden sollte, droht eine Zeit ohne Fußball auf höchstem internationalen Niveau.
Mit 29 Punkten rangiert der BVB auf Rang elf, der Rückstand auf die Champions-League-Plätze ist auf sieben Zähler angewachsen. Auch der Trainerwechsel von Interimslösung Mike Tullberg zu Niko Kovač hat noch keinen kurzfristigen Effekt gebracht. Das soll sich gegen Sporting Lissabon nun ändern.
"Wir werden das schon hinkriegen", sagte der 53-Jährige am Abend vor der Partie. "Wir haben ein Topteam. Ich bin überzeugt, dass meine Mannschaft ihr bestes Gesicht zeigen wird."
Auch BVB-Kapitän Emre Can ist zuversichtlich gestimmt: "Ich glaube, dass wir den Turnaround bald schaffen können", sagte der Defensivmann. Um aus dem Negativstrudel wieder herauszukommen, müsse die Mannschaft "versuchen, positiv zu bleiben. Das Negative bringt dich nicht weiter".
Niederlage abhaken und weitermachen, lautet also das Mantra des BVB. Ein guter Ansatz, wie auch Sky-Experte Lothar Matthäus findet. Der ehemalige Bayern-Profi schreibt in seiner Kolumne, dass man keinen zusätzlichen Druck aufbauen dürfe. "Die Spieler sind sowieso nicht frei im Kopf."
Matthäus zeigt sich mit Blick auf die mentale Krise nachsichtig mit Verein und Spielern, übt im gleichen Atemzug allerdings auch Kritik. Im Fokus: Niko Kovač und Emre Can.
Dortmunds neuer Trainer müsse sich nach seinen ersten Tagen im Amt konkret überlegen, was er bei der Borussia verändern wolle. Vor allem, was er mit Emre Can vorhabe.
Der 31 Jahre alte Defensivakteur steht seit Januar 2020 bei Dortmund unter Vertrag. Im Sommer 2023 übernahm er die Kapitänsbinde von Marco Reus, der die Bundesliga im Sommer 2024 in Richtung Amerika verließ. Mit Mats Hummels ging im selben Jahr ein weiterer Führungsspieler.
Seither hat Can die Aufgabe, sein Team zu einer Einheit zu formen – auf und neben dem Platz. Das gelinge ihm allerdings nicht, wie Lothar Matthäus anmerkt. Can habe "nicht das Standing in der Mannschaft und auch nicht bei den Fans".
Um eine Mannschaft als Leader anzuführen, müsse er unantastbar sein und den grünen Rasen als Stammspieler betreten. Diese tue er nicht. Genauso wenig wie Julian Brandt, den Matthäus – im Gegensatz zu Can – gerne als Leader sehen würde.
Brandt sei "nach wie vor ein Talent". Er habe Weltklasse-Spiele gemacht, aber in Höchstform ist Brandt wohl nicht. Seine Leistung schwankt "zwischen Weltklasse und Kreisklasse", wie Matthäus analysiert. Es ist nicht das erste Mal, dass der Sky-Experte Julian Brandt zur Zielscheibe gemacht hat.
Nach der 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart ging er mit dem Mittelfeldakteur bereits hart ins Gericht. "Ein Zehnjähriger ärgert sich mehr als ein Julian Brandt und das darf nicht sein", sagte Matthäus und spielte auf einen verunglückten Freistoß des BVB-Spielers kurz vor Ende der Partie an.