Auf der blauen Tartanbahn im Berliner Olympiastadion lassen die Spieler der Hertha ihre Köpf hängen. Sie haben verloren und trotten die Ostkurve entlang. Statt mit Beifall werden sie von ihren Fans nach der 0:1-Pleite gegen Kaiserslautern am Samstagabend mit Pfiffen empfangen.
Von den Rängen fliegen Becher, ein Fan der Hertha nähert sich nach der Partie den Spielern, er gestikuliert, wedelt wild mit den Armen.
Man muss die Worte, die aus seinem Mund kommen, nicht hören, um zu erkennen, wie wütend er ist. Seine Wut – auf Tiktok dokumentiert – steht wohl stellvertretend für die der gesamten Fankurve.
Die dritte Heimniederlage in Folge bringt die Emotionen im Olympiastadion zum Überkochen. Hertha BSC steht am Rande einer sportlichen Krise: Sieben der jüngsten zehn Heimspiele gingen verloren, der Hauptstadtklub befindet sich im unteren Drittel der Tabelle; Platz 13 in der 2. Bundesliga.
Auch Hertha-Spieler Fabian Reese konnte einen rauen Ton in der Fankurve vernehmen. "Die Kritik müssen wir uns anhören", sagte Reese im Nachgang der Partie und kritisierte genau wie sein Coach die Chancenverwertung: "Weil wir nicht gierig genug sind, die Tore zu schießen und unsere Chancen zu wenig nutzen und den nötigen Esprit vermissen lassen."
Bei all der Kritik an den Spielern kommen die Unmutsbekundungen an Trainer Cristian Fiél nicht zu kurz. Obwohl die Verantwortlichen vor einer Entscheidung in der Trainerfrage zurückscheuen, prophezeien Expert:innen bereits ein Schicksalsspiel. Oder drängen auf eine "sofortige Entlassung".
"Du musst das jetzt beenden", sagte Christian Beeck, ehemals Union-Manager, im rbb-Podcast "Hauptstadtderby". "Das hilft niemandem. Das tut dem Menschen Fiél nicht gut. Und das tut Hertha nicht gut."
Christian Beeck schlägt vor, dass Hertha BSC unverzüglich mit der langfristigen Planung für die kommende Saison beginnen sollte – und zwar ohne Trainer Cristian Fiél. Beeck sieht keinen Sinn mehr darin, an Fiél festzuhalten.
Die Vereinsführung gebe Fiél, Stand jetzt, zumindest noch das Spiel am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf, um das Ruder herumzureißen. Ob es ihm gelingt, bezweifelt auch Ex-Hertha-Kapitän Axel Kruse.
Kruse kritisierte die abwartende Haltung im Fall Fiél scharf. "Zu denken, diesen Mist auszusitzen, ist unprofessionell", sagte Kruse und appellierte damit an die Vereinsführung.
Der Aufstieg ins Oberhaus ist nach Sicht der beiden Experten in weite Ferne gerückt. Daher sei es an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen, Veränderungen müssen her.
Darüber hinaus stellte Beeck die analytische Tiefe seiner Aussagen infrage, wenn es um die wiederkehrenden Fehler seiner Mannschaft geht. Angesprochen auf die jüngste Niederlage gegen Kaiserslautern erklärte Fiél beispielsweise, dass so ein Tor wie in der 57. Minute nicht fallen dürfe.
Eine unglückliche Abwehraktion von Michał Karbownik führte zum direkten Gegentor.
Fiél habe seinen Verteidigern "1000 Mal gesagt", dass sowas nicht passieren darf. Eine Aussage, die für Beeck inakzeptabel ist: "Das ist ein Entlassungsschreiben. Dann ist es vorbei, wenn du es 1000 Mal gesagt hast – und niemand hört zu, dann schickt man dich nach Hause. Bei Hertha noch nicht. So wirst du es niemals verändern."
Doch eine plausible Erklärung, warum diese Fehler immer wieder passieren und nicht abgestellt werden können, lieferte der Trainer nicht. Das lässt für Beeck und viele andere Kritiker nur einen Schluss zu: Die Zeit für einen Trainerwechsel ist längst gekommen.