Als Uli Hoeneß im Sommer 2024 erklärte, der FC Bayern habe keinen "Geldscheißer", war das nicht bloß ein Bonmot des Ehrenpräsidenten. Es war die Ansage eines Sparkurses, der vor allem einem galt: Sportvorstand Max Eberl.
Der 51-Jährige sollte fortan die sportliche Schlagkraft des Rekordmeisters sichern – mit schlankem Budget, effizientem Personalmanagement und möglichst lukrativen Verkäufen. Was wie ein Spagat klang, wurde für Eberl zum Drahtseilakt.
Im Zentrum der aktuellen Diskussionen steht ein Vertrag, der alles verändert hat: die Verlängerung mit Alphonso Davies.
Laut Informationen von "Sport1" erhielt der Kanadier eine Unterschriftsprämie von 22 Millionen Euro. Eine Summe, die in Branchenkreisen für Stirnrunzeln sorgte. Während Insider die "signing fee" für Jamal Musiala als marktgerecht einordnen – ebenfalls im zweistelligen Millionenbereich, aber deutlich niedriger – löste der Davies-Deal eine Kettenreaktion aus.
Denn plötzlich wollten auch andere mehr: Joshua Kimmich forderte bei seinen Gesprächen mit dem Klub Nachbesserungen, selbst Dayot Upamecano stellte laut "Sport1" Bedingungen, die intern als überzogen empfunden werden.
In vielen Fällen diente der Davies-Deal als Benchmark. Dass dessen Berater rund um den Jahreswechsel in Spielerkreisen hatte verlauten lassen, man werde den Bayern "nichts schenken", verlieh den Verhandlungen zusätzliche Schärfe. Mit Peitsche und ganz ohne Zuckerbrot soll Davies' Agent verhandelt haben.
Was den Handlungsspielraum für Eberl weiter verengte? Er hatte es mit einem Spieler (Davies) zu tun, den Aufsichtsratsboss Herbert Hainer öffentlich als "Leitplanke" für die Zukunft bezeichnete.
Doch der Ärger um Eberl endet nicht bei Davies. Die zähen Vertragsverhandlungen um Joshua Kimmich stießen im Klub auf wenig Wohlwollen. Ebenso wie seine öffentliche Stellungnahme zu Thomas Müller.
Über die aussortierte Vereinsikone, die im Sommer den FC Bayern verlassen muss, hatte Eberl noch Anfang des Jahres gesagt, dass Müller derjenige ist, der über seine eigene Zukunft entscheidet, nicht der Klub. Ein tiefer Blick in die Augen genüge, um die gemeinsame Zusammenarbeit fortzusetzen, so Eberl.
Inzwischen räumte der Sportvorstand Fehler seinerseits ein. In der TV-Sendung "Doppelpass" bedauerte er seine Aussagen, das sei "nicht schlau" von ihm gewesen.
Aktuell sitzt Eberl laut "Sport1" wieder etwas fester im Sattel – auch dank eines Schutzwortes von Hoeneß, der ihm in einem Interview mit "Welt am Sonntag" "gute Arbeit" attestierte.
Doch auf Eberl kommen intensive Wochen zu. Der Klub will einen Umbruch einleiten: Die Liste potenzieller Verkaufskandidaten ist lang, der Traum von Florian Wirtz mit dem Bayern-Emblem auf der Brust groß.
Und damit dieser in Erfüllung geht, müsste der Rekordmeister tief in die Tasche greifen. Denn wie die "Sport Bild" zuletzt berichtet hat, beläuft sich die Ablösesumme für den umworbenen Nationalspieler auf 150 Millionen Euro.
Ob ein solcher Transfer realisierbar ist, hängt maßgeblich davon ab, ob es Eberl gelingt, das nötige Budget freizumachen. Und darin liegt der Prüfstein für seinen Sommer.