Erst Traumtor, dann zwei späte Nackenschläge – der VfB Stuttgart erlebte am Samstag bei der 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg innerhalb einer Viertelstunde ein Wechselbad der Gefühle. In der 78. Minute hatte Nick Woltemade die Schwaben zunächst mit einem überragenden Solo direkt nach seiner Einwechslung in Führung gebracht.
Der Treffer wirkte wie die Vorentscheidung, da die Wölfe zu diesem Zeitpunkt weitgehend abgemeldet waren. Doch fast aus dem Nichts konnte Tiago Tomas vier Minuten später nach einem Konter den Ausgleich erzielen. Ein von Mohammed Amoura verwandelter Handelfmeter in der 87. Minute brachte schließlich den Siegtreffer für Wolfsburg.
Nach dem Abpfiff fingen die Fernsehkameras einen untröstlichen Justin Diehl ein, der von seinen Mitspielern umringt war. Der VfB-Stürmer weinte bittere Tränen. Nach der Partie erläuterte Trainer Sebastian Hoeneß die Gründe für den Gefühlsausbruch des Youngsters und stärkte ihm den Rücken.
Auf der Pressekonferenz sorgte Hoeneß für Aufklärung. "Er hat sich 'nen Kopf gemacht, dass er den Ball verloren hat vor dem 1:1", erklärte der VfB-Coach. Das zeige sehr gut, "wie der Junge tickt", sagte Hoeneß.
Diehl war gemeinsam mit dem Joker-Torschützen Woltemade in der 70. Minute in die Partie gekommen. Der 20-Jährige stand nach einer Oberschenkelverletzung das erste Mal in diesem Jahr wieder auf dem Platz. Auch wenn Diehl durch den Ballverlust im Mittelfeld den Ausgleichstreffer einleitete, sieht Hoeneß bei ihm keine Verantwortung.
"Er hat die geringste Schuld an diesem Tor, das muss ich ganz ausdrücklich sagen", betont er. "Du kannst und wirst in dieser Zone Bälle verlieren. Deswegen möchte ich ihn da komplett rausnehmen."
Vielmehr müsse man über die Reaktionen auf den Ballverlust sprechen, sagt Hoeneß mit Hinblick auf seine Abwehrspieler. Die Stuttgarter Verteidigung hatte bei dem Gegentreffer nicht zum ersten Mal in dieser Saison Schwächen offenbart.
Diehl, der im Sommer vom 1. FC Köln kam, nahm er dagegen wiederholt in Schutz: "Er hat sich das Herzen genommen und will der Mannschaft immer helfen und hat das Gefühl gehabt, das in diesem Fall nicht getan zu haben", erklärte er. Wie Hoeneß ihm auch schon persönlich gesagt habe, sei das in diesem Fall aber komplett falsch. "Der Junge ist überragend und das zeigt das finde ich."
Angesichts der Stärke des VfL Wolfsburg zeigte sich Hoeneß bis zum Führungstreffer durchaus zufrieden mit der Mannschaftsleistung. "Es geht um die 18 Minuten danach", betonte er mit Blick auf die beiden Gegentore. Die Schlussphase würde jetzt besprochen und analysiert. "Dann werden wir es hoffentlich gleich nächste Woche besser machen", sagte Hoeneß.