Max Verstappen war am Sonntag wirklich nicht in bester Laune – nicht während des Rennens in Barcelona und auch nicht bei den Interviews im Anschluss. "Ich bringe ihm das nächste Mal ein paar Taschentücher mit", sagte er nach dem Großen Preis von Spanien in Richtung seines Konkurrenten George Russell.
Ein unsanfter Kontakt mit dem Briten in der Schlussphase des Rennens bestimmte die Schlagzeilen rund um den Formel-1-Besuch in Barcelona. Zugleich besiegelte es den enttäuschenden zehnten Rang von Max Verstappen. Aber der Reihe nach.
Der Serienweltmeister mischte lange Zeit ganz vorne mit, hatte im Duell mit dem McLaren-Duo Oscar Piastri und Lando Norris Chancen aufs Podium, gar auf den Sieg. Dann aber folgte eine späte, für ihn verhängnisvolle Safety-Car-Phase. Anders als die Konkurrenz hatte Max Verstappen nur noch die harten, langsameren Reifen übrig.
Beim Restart überschlugen sich so die Ereignisse. Erst wurde er in einem engen Manöver von Charles Leclerc überholt, der Weltmeister regte sich dabei bereits auf. Als er kurz darauf George Russell vorbeilassen sollte, rammte der über Funk schimpfende Max Verstappen den Briten seitlich.
In der Folge gab der Niederländer die Position doch noch her, um eine Strafe kam er nach der Überquerung der Ziellinie aber nicht mehr herum: Ganze zehn Sekunden wurden bei ihm noch draufgepackt, er fiel somit vom fünften auf den zehnten Platz zurück.
"Ich war so überrascht wie ihr alle", sagte Russell nach dem Rennen. "Ich habe solche Manöver in Rennsimulationen oder bei Go-Kart-Rennen schon gesehen, aber nicht in der Formel 1. Ich weiß nicht, was in ihm vorging. Es fühlte sich nach Absicht an."
Max Verstappen hielt mit seinem Taschentuchangebot dagegen, das Gespräch mit seinem Konkurrenten wollte er nicht suchen. "Es gibt nichts zu sagen", zeigte sich der Weltmeister wenig einsichtig. "Man sollte nichts bereuen im Leben. Man lebt ja nur einmal."
Das sah allerdings nicht nur die Rennleitung anders, die ihn am Sonntag mit der zehnsekündigen Strafe belegte, sondern auch die Experten von Sky. "Ich weiß nicht, was da in ihn gefahren ist. Dass der Frust mitfährt, ist klar, aber das sollte nicht sein", sagte Ralf Schumacher.
Der sonst so erfolgsverwöhnte Niederländer habe "heute realisiert, dass es nicht so läuft wie erhofft und dass das Update nicht so gut funktioniert hat".
Der frühere Formel-1-Pilot legte dabei deutlich nach: "Schade ist sein Verhalten, das hat er als viermaliger Weltmeister nicht nötig."
Mit Blick auf Max Verstappens offene Zukunft müsse man nun darauf achten, "warum solche Dinge passieren" und ob sich der einstige Dominator der Formel 1 nun eine unnötige Strafe einhandelt. "Es ist eine kritische Phase", befand Ralf Schumacher.
Laut Nico Rosberg ist der Niederländer bisher sogar noch mit einem blauen Auge davongekommen. Der Weltmeister von 2016 hat in der Kollision mit Russell eine "absichtliche Vergeltungsmaßnahme" ausgemacht:
Stattdessen kassierte Max Verstappen nur eine Zeitstrafe, er ist also glimpflich davongekommen.
Der 27-Jährige musste darüber hinaus aber auch noch drei Strafpunkte hinnehmen, die von den Rennkommissaren gegen ihn ausgesprochen wurden. Damit steht er nun bei elf Strafpunkten, ein weiterer würde ihn zum Aussetzen eines Rennens zwingen.
Die nächsten zwei Strafpunkte von Max Verstappen verfallen erst nach dem Großen Preis von Österreich Ende Juni, davor steigt noch der Große Preis von Kanada. Bei diesen beiden Rennen wird der Weltmeister also nicht nur medial unter besonderer Beobachtung stehen.