Was für ein Rennen, was für ein Sieg: Max Verstappen hat nach monatelanger Durststrecke pünktlich zum Saisonendspurt im Titelrennen wieder einen Grand Prix gewonnen. Und wie. Der Niederländer startete nach einem enttäuschenden Qualifying von Platz 17 aus und pflügte in seinem Red-Bull-Wagen quer durchs Feld bis ganz nach vorne.
Dabei brach Verstappen gleich zwei Rekorde und baute zudem seinen Abstand zum Zweitplatzierten in der Gesamtwertung, Lando Norris, aus – was ihm nach dem Rennen Anlass genug war, um gegen die Presse zu schießen.
Um Verstappens Wut zu verstehen, muss man die vergangenen Wochen rekapitulieren: Nach einer langen Krise bei Red Bull war Verstappens Vorsprung auf seinen britischen Verfolger Lando Norris von McLaren immer weiter geschmolzen. Verstappen konnte keine Rennen mehr gewinnen und wusste sich häufig nur durch zweifelhafte Fahrmanöver zu helfen, um Norris zu stoppen.
Beim GP von Mexiko bekam er daher auch eine 20-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Doch damit nicht genug: Der Niederländer wurde von vielen Seiten für seinen unsportlichen Stil kritisiert. Nach Verstappens Meinung unter anderem etwa viel zu deutlich in Person eines F1-Rennrichter, einem sogenannten Steward: Johnny Herbert, selbst ein Brite, unterstellte Verstappen böse Absichten und löste sich vom Anspruch der Neutralität, die in seinem Job sonst so wichtig ist.
Und auch die britische Presse mischte kräftig mit und machte Verstappen zum Sündenbock. Der wiederum ist alles andere als unschuldig, witterte eine Verschwörung um Herbert und war auf die britische Presse wiederum schlecht zu sprechen.
Nach seinem Sieg in Brasilien entlud sich nun all die Wut bei ihm und Verstappen spottete bei einer Pressekonferenz:
Auch wenn der Spruch natürlich nicht allzu nett war, sorgte Verstappen dafür bei den Kollegen für Gelächter. Die Aktion zeigt, wie viel Druck auf dem Red-Bull-Piloten in den vergangenen Monaten lastete – und wie wichtig und spektakulär sein Sieg war. Das Kunststück, von Startplatz 17 aus zum Sieg zu fahren, hat zum letzten Mal Kimi Räikkönen 2005 in Japan vollbracht.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner zollte Verstappen daher Respekt und nannte ihn "unbezahlbar". Es sei die "Fahrt eines Champions" gewesen. "So herauszustechen und zu glänzen wie heute – ich denke, das hebt ihn von einigen der Großen ab."
Passend dazu setzte sich Verstappen mit einem Rekord tatsächlich von einem "der Großen" ab: Seit nun 897 Tagen steht der Niederländer ununterbrochen an der Spitze der Formel-1-Wertung – und übertrifft damit ausgerechnet Michael Schumacher. Dieser hatte seine Bestmarke von 896 Tagen zwischen 2000 und 2003 aufgestellt.
Sky-Experte Timo Glock hatte noch einen anderen Vergleichswert zu Rekordweltmeister Schumacher. "Was die Qualitäten im Regen angehen, was die Qualitäten als Rennfahrer angehen, kann man Max Verstappen schon mit Michael Schumacher auf eine Stufe stellen."
Das wichtigste wird für Verstappen jedoch sein, dass er seinen Vorsprung auf Verfolger Lando Norris auf komfortable 62 Punkte ausgebaut hat. Nun könnte er sich beim nächsten Rennen in Las Vegas am 24. November bereits den Titel sichern.
(mit Material des SID)