Nicht zimperlich: Ein Profi des uruguayischen Hauptstadtklubs Montevideo Wanderers, haut seinen Gegenspieler im Achtelfinale der Copa Libertadores 2015 um. Bild: imago images / Xinhua
Fußball International
25.02.2020, 12:1825.02.2020, 16:06
Gelb = Verwarnung, Rot = Platzverweis. Mit Karten kann der Schiedsrichter Fußballspielern klar und eindeutig signalisieren, dass sie über die Stränge geschlagen haben, non-verbal und international verständlich.
Das war nicht immer so. Knapp 50 Jahre gibt es erst Gelbe und Rote Karten im Fußball. Der englische Schiedsrichter Ken Aston hatte sie Ende der 60er Jahre erfunden, weil er Kommunikationsprobleme in Sachen Verwarnungen und Platzverweisen ausmerzen wollte. An einer Verkehrsampel kam ihm die Idee: Gelb = Achtung, Rot = Stopp.
Die Fifa führte sie dann zur WM 1970 in Mexiko offiziell ein. Als der deutsche Schiedsrichter Kurt Tschenscher das WM-Eröffnungsspiel zwischen Mexiko und der UdSSR anpfiff, führte er neben Pfeife und Notizblock zum ersten Mal auch Karten mit. Tschenscher setzte sie auch gleich ein und verwarnte den sowjetischen Spieler Kachi Assatiani.
Historisch: Kurt Tschenscher (2.vl.) zeigt Kachi Assatiani (l., UdSSR) die erste Gelbe Karte der Fußballgeschichte. Bild: imago images / Horstmüller
Einen Platzverweis gab es bei der WM 1970 noch nicht. Die zweifelhafte Ehre der ersten Roten Karte im Rahmen eines WM-Turniers gebührt dem Chilenen Carlos Caszely. Nach mehreren rüden Fouls zeigte ihm der türkische Schiedsrichter Dogan Babacan im Spiel Deutschland gegen Chile am 14. Juni 1974 in der 69. Minute für eine Attacke gegen Berti Vogts die Rote Karte.
CIES-Studie: Das sind die unfairsten und fairsten Teams und Ligen der Welt
Soweit die Historie des gelben und des roten Kartons, wir hüpfen in die Gegenwart: Eine aktuelle Studie des CIES Football Observatorys hat nun die unfairsten Ligen und aggressivsten Teams aus 92 ersten Ligen der Welt ermittelt.
Was sind das CIES und das CIES Football Observatory?
Das Centre International d'Étude du Sport (CIES) ist ein unabhängiges Studienzentrum mit Sitz in Neuchâtel, Schweiz. Es wurde 1995 als Stiftung von der Fifa, der Universität Neuchâtel, der Stadt und dem Staat Neuenburg gegründet.
Das CIES Football Observatory ist eine Forschungsgruppe innerhalb des CIES und auf die statistische Analyse des Fußballs spezialisiert. Es wurde 2005 von Dr. Raffaele Poli und Dr. Loïc Ravenel gegründet.
Die Studie richtet sich dabei nach der durchschnittlichen Anzahl von Karten (Gelb und Rot) pro Spiel und zeigt große geografische Unterschiede. Die Werte reichen von 2,26 Karten pro Spiel in Japans J1-League bis zu 7,0 in Boliviens Primera División. In Europa ist die norwegische Eliteserien am fairsten (3,1) und die ukrainische Premjer-Liha (6,2) am unfairsten.
Die Premier League gilt als harte Liga, doch mit Karten halten sich die Schiedsrichter mehr zurück als in der Bundesliga.bild: imago images/Darren Staples/Sportimage
Acht der zehn Ligen mit den meisten Karten stammen aus Lateinamerika: Bolivien, Uruguay, Guatemala, El Salvador, Kolumbien, Ecuador, Peru und Argentinien. Drei der fünf Ligen mit den wenigsten Karten kommen aus Asien: Japan, Vietnam und Südkorea.
Mehr Karten in der Bundesliga als in der Premier League
Die Werte für die europäischen Top-Fünf-Ligen schwanken zwischen 3,7 Karten pro Spiel in der englischen Premier League und 5,8 in der italienischen Serie A. Die Bundesliga liegt im Durchschnitt bei 4,3 Karten pro Spiel.
Ist lieb: Der FC Tokio kann keiner Fliege etwas zuleide tun.Bild: imago images/AFLOSPORT
Borussia Dortmund ist fairste Mannschaft der europäischen Topligen
Pro Verein variieren die Werte in Europas Topligen zwischen 1,0 für Borussia Dortmund und 3,7 für Bologna, während sie weltweit zwischen 0,8 für den FC Tokio und 4,0 für die Montevideo Wanderers liegen. Der uruguayische Hauptstadtklub ist damit aktuell der unfairste Erstligist der Welt, der FC Tokio aus Japan hält sich mit Karten hingegen am meisten zurück.
Friedlich: Der BVB ist die fairste Top-Mannschaft.Bild: bild: imago images / jan huebner
Gewusst?
In den ersten Jahren trugen die Schiedsrichter die Rote Karte in der Gesäßtasche, die Gelbe Karte in der Brusttasche, um Verwechslungen zu vermeiden, – auch weil früher im Schwarz-Weiß-Fernsehen die Farben nicht so deutlich unterschieden werden konnten. Wenn der Unparteiische die Karte aus der Gesäßtasche zog, war es Rot. Der Begriff "Arschkarte" für "Pech gehabt" kommt daher.
Hier könnt ihr die ganze Studie einsehen. Das CIES hat sie am 24. Februar veröffentlicht, untersucht wurden Ligaspiele der laufenden Saison 2019/20 (bis 17. Februar 2020).
(as)
Noch auf dem Feld entschuldigte sich Manuel Neuer bei einigen Teamkollegen. Mit seinem Platzverweis in der 17. Minute im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen nach Foulspiel an Jeremie Frimpong erschwerte er seinem Team ein Weiterkommen ungemein.