Die frühen 2000er. Das war Bayer gegen Bayern. Das war Christoph Daum gegen Uli Hoeneß. Das war Tradition gegen Retorte.
Anfang der 2000er war die "Werkself" Bayer Leverkusen für Bayern München das, was in den vergangen Jahren Borussia Dortmund war: der ärgste Konkurrent im Titelrennen.
Mit dem kleinen Unterschied, dass es bei Bayer Leverkusen, anders als beim BVB, trotz tollem Offensivfußball immer nur für den zweiten Platz reichte. Stichwort: "Vizekusen".
Der Höhepunkt: Leverkusen wird 2002 in allen drei Wettbewerben (Liga, Pokal, Champions League) innerhalb weniger Tage nur Zweiter.
Und was will man als Fußballer erreichen? Bingo! Titel! Denn als Zweiter ist man – alte Sportlerweisheit – erster Verlierer.
Und so wurde es für viele Leverkusener damals interessanter zu einem Verein zu wechseln, der den Spitznamen "Rekordmeister" und nicht "Vizekusen" trägt.
Robert Kovac wechselte 1996 vom FC Nürnberg nach Leverkusen und bewies dort in den folgenden Jahren, dass er ein richtig stabiler Bundesliga-Verteidiger ist. In 127 Ligaspielen für Bayer hielt er als Stammspieler die Abwehrreihe zusammen.
2001 wechselte der damals 27-Jährige dann für 7,5 Millionen Euro nach München, gleichzeitig kam sein Bruder Niko vom HSV. Robert blieb bis 2005 beim Rekordmeister. In diesen vier Jahren gewann er sechs Titel: zwei DFB-Pokale, zwei Deutsche Meisterschaften, den Ligapokal und den Weltpokal.
Michael Ballack, damals 25 Jahre jung, kam als vierfacher Vize nach München: frischgebackener Vize-Weltmeister, außerdem Vize-Meister, Vize-Champions-League-Sieger und Vize-Pokalsieger. Nur in einer Kategorie war Ballack 2002 Erstplatzierter: Er gewann die Wahl zum Fußballer des Jahres in Deutschland.
Sechs Millionen Euro zahlten die Bayern für den deutschen Weltklasse-Mittelfeldspieler, der mit der Empfehlung von 69 Scorerpunkten aus 155 Pflichtspielen mit Bayer Leverkusen an die Isar kam. In München erfüllte er sich dann bis 2006 seine Titelträume: dreimal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger.
Die linke Außenbahn war sein Revier: Zé Roberto spielte von 1998 bis 2002 für Bayer Leverkusen und war nicht aus dem Team wegzudenken. Aber wegzukaufen! Die Bayern schnappten sich den unermüdlichen Brasilianer für 9,5 Millionen Euro.
In München spielte er bis Sommer 2006, feierte in dieser Zeit seine größten Erfolge: drei Meisterschaften und drei Pokalsiege. Seine Karriere beendete Zé Roberto übrigens erst im vergangenen Jahr – mit 43 Jahren.
Lúcimar Ferreira da Silva, kurz Lúcio, war einer der finstersten Verteidiger, den die Bundesliga je gesehen hat. Der Brasilianer konnte Stürmern mit einem bösen Blick den Ball abnehmen. Wenn das nicht reichte, packte er die Grätsche aus. Außerdem hatte Lúcio viel Offensivdrang und einen Hammer-Schuss.
Der Brasilianer kam im Januar 2001 im Alter von 23 Jahren von Internacional Porto Alegre zur "Werkself". Ablösesumme: Knapp neun Millionen Euro. Die Bayern legten dann 2004 zwölf Millionen Euro auf den Tisch, lockten ihn mit Titeln, die er in "Vizekusen" nie holen konnte. Mit München wurde er, wie Michael Ballack, dreimal Deutscher Meister und dreimal DFB-Pokal-Sieger.
In der jüngeren Vergangenheit gab es keine Wechsel von Leverkusen nach München. Aber in der aktuellen Bayer-Mannschaft sind einige interessante Spieler, deren Namen auch sicher schon auf den Zetteln der Bayern-Scouts stehen: Zum Beispiel die Youngster Julian Brandt und Kai Havertz...
Dass sich junge Spieler in Leverkusen zu Topspielern entwickeln können, zeigen nicht nur die frühen 00er Jahre. Auch ein gewisser Toni Kroos spielte von 2009 bis 2010 als Leihspieler von Bayern für Leverkusen – 2013 wurde er mit München Champions-League-Sieger...