Die letzte Minute läuft. Der Ball wird nochmal weit nach vorne geschlagen, doch der Keeper schnappt ihn sich. Nun sind nur noch 30 Sekunden auf der Uhr, im besten Fall schießt der Torwart den Ball noch einmal weit nach vorne, die gegnerische Mannschaft verliert ihn und ein letzter Angriff ist möglich.
Doch nein. Durch fieses, aber geschicktes Zeitspiel und einen blinden Schiedsrichter begräbt der Keeper das Spielgerät unter sich und behält es für GANZE 20 SEKUNDEN (!), bevor er ihn abgibt und das Spiel wenige Sekunden später abgepfiffen wird. Aus, Schluss, vorbei. Es macht einen rasend als Fan.
Dabei besagen die Regeln eigentlich, dass in solchen Situationen auf dem Fußballplatz viel härter durchgegriffen werden muss. Doch es hilft nichts.
Nun könnte es zu einer Neuerung kommen: Es bahnt sich eine internationale Regeländerung zum Zeitspiel an.
Auch wenn sich auf die geschilderte Art und Weise fast alle Mannschaften die Finger schmutzig machen, gibt es jedoch auch breite Zustimmung dazu, dass sich der Status Quo ändern soll. Natürlich gibt es Teams, die es mehr übertreiben als andere. Schuld an dem Zeitspiel ist jedoch vor allem die schwache Regelgebung.
Das Gremium Ifab – quasi die internationalen Regelhüter des Fußballs – hat daher europaweit eine Testphase durchgeführt, die jetzt ausgewertet werden soll. Am Dienstag gab es dazu eine erste Sitzung des Fußball- und des Technik-Beratungsgremiums der Ifab.
Das Ergebnis sind erste Vorschläge für neue Richtlinien zum Zeitspiel von Torhütern.
Die bisherige Regel besagt, dass der Keeper den Ball nur sechs Sekunden halten darf; bei einem Verstoß soll es einen indirekten Freistoß geben – eine heftige Strafe. Laut der "Bild" geht die Praxis aber gar weit an der Theorie vorbei: 20 Sekunden würden Torhüter laut der Ifab den Ball halten, wenn sie Zeit schinden wollen.
Um dem entgegenzuwirken, soll die Regelzeit nun von sechs auf acht Sekunden verlängert werden. Als Strafe jedoch gibt es – nach einer ersten Ermahnung – eine gelbe Karte für den Torhüter. Zudem soll der Schiedsrichter mit den Fingern die fünf letzten Sekunden offenkundig herunterzählen.
Auch wenn es bisher nur ein erstes Gespräch gab, haben die Ideen Potenzial. Die Ifab erhofft sich davon eine "systematische Durchsetzung des Verbots für Torhüter, den Ball zu lang zu halten". Das Problem könne so verhindert oder zumindest eingedämmt werden.
Auch aus der Bundesliga gibt es positive Resonanz auf das neue Konzept. Zur "Bild" sagte Schiedsrichterboss Knut Kircher: "Das würde definitiv dazu beitragen, die Nettospielzeit zu erhöhen, ich bin ein Freund dieser Idee."