Die Bilanz des DFB-Teams bei der EM 2024 kann sich sehen lassen. Von vier Spielen hat die deutsche Nationalmannschaft drei gewonnen, keines verloren. Mit zehn Toren stellt das Team von Julian Nagelsmann bisher die gefährlichste Offensive, auch die Defensive braucht sich bei nur zwei Gegentreffern nicht zu verstecken.
Der erste Einzug ins Viertelfinale eines großen Turniers seit acht Jahren ist daher die logische Konsequenz. So eindeutig sich das alles auch liest: Das Spiel gegen Dänemark hätte auch ganz anders laufen können.
Joachim Andersen hatte kurz nach der Pause bereits seinen vermeintlichen Führungstreffer bejubelt, dieser wurde jedoch wegen einer denkbar knappen Abseitsposition zurückgenommen. Sekunden später schaltete sich der VAR erneut ein, erkannte diesmal ein Handspiel von Andersen. Es gab Elfmeter, Kai Havertz besorgte dabei das richtungsweisende 1:0.
Es waren entscheidende Sekunden, die maßgeblich den Ausgang dieses Achtelfinales prägten. So sieht es auch Jürgen Kohler. "Ein starker Start, dann einige Probleme, das nötige Spielglück und zwei Tore zum richtigen Zeitpunkt", fasste der Welt- und Europameister die Partie in seiner Kolumne für den "Kicker" zusammen.
Die DFB-Elf habe verdient gewonnen, "aber sie hat in der Defensive zu viel zugelassen. Drei Großchancen für Dänemark sind zu viele, manchmal reicht schon eine, um ein Spiel zu verlieren", fand Kohler eindringliche Worte für die Abwehrleistung. Dabei verwies er auf das Finale der Champions League, als Real Madrid gegen den BVB mit der ersten echten Gelegenheit in Führung ging.
Mit Blick auf das Dänemark-Spiel leitete der 58-Jährige daher eine Behauptung ab: "Ohne Manuel Neuer hätte Deutschland gegen Dänemark nicht gewonnen. Er wurde zwar nicht oft geprüft, war gegen Rasmus Højlund aber zweimal entscheidend zur Stelle."
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Nico Schlotterbeck habe "ein gutes Spiel" gemacht, kritische Worte fand Kohler dennoch auch für ihn. "Ein Fehler wie sein Ballverlust im eigenen Strafraum kurz vor der Pause darf in einem K.O.-Spiel auf diesem Niveau nicht passieren. So eine Aktion kann ein Spiel kosten", mahnte der frühere DFB-Profi.
Im Viertelfinale gegen Spanien erwartet er, dass Schlotterbeck wieder auf der Bank Platz nimmt. Jonathan Tah hat seine Gelbsperre schließlich abgesessen, steht also wieder zur Verfügung. "Julian Nagelsmann hat sich vor der EM auf dieses Duo festgelegt, es gibt nun keine Veranlassung, das zu ändern", befand Kohler.
Daneben ist Antonio Rüdiger trotz der Kritik an der Defensive unumstritten. Der gebürtige Berliner "wurde zu Recht als 'Man of the Match' ausgezeichnet, er hat sauber verteidigt und einfach gespielt. Dass er eine Klärungsaktion kurz vor Schluss auch mal feiert, ist gut und richtig".
Und doch sendete Kohler auch an Rüdiger eine Mahnung: "Er muss ein wenig aufpassen, dass er es mit seiner Emotionalität nicht übertreibt."