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Baller League: CEO kündigt Liga für Frauen an – warum das peinlich ist

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Selina Cerci ist bei der Baller League Teammanagerin der "Las Liga Ladies".Bild: imago images / Eibner-Pressefoto/Bahho Kara
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Baller League und Icon League ohne Frauen: keine Überraschung also im Fußball

02.09.2024, 11:2002.09.2024, 14:51
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"Das ist eine Baller League, nicht für Kinder, nicht für Frauen, nicht für Babys, sondern für Herren." Mit diesem Satz sorgte Lukas Podolski im vergangenen Jahr für Aufsehen. Die Fußballwelt schien empört, gehörten Frauen im deutschen Fußball doch mittlerweile fest dazu, Gleichberechtigung, olé!

Fast forward, ein Jahr später, Poldi hat mittlerweile nur noch hin und wieder mit der Baller League zu tun, Kollege Mats Hummels ist sogar schon offiziell ausgestiegen. "Die Liga ist nun etabliert und steht auf eigenen Beinen", stellte dieser noch als Begründung für seinen Rückzug klar.

Pläne für Season 3: bald Frauen in der Baller League?

Glaubt man den Verantwortlichen vor Ort, stimmt das auch, die sportlichen Leistungen haben sich demnach von der ersten auf die zweite Saison deutlich gesteigert. Weitere Verbesserungen werden ständig ausgearbeitet. Ebenfalls ausgestiegen ist mit Jule Brand allerdings eine von drei Fußballspielerinnen unter den insgesamt 24 Teammanager:innen, für sie kam ihre kroatische Kollegin Ana Markovic.

Sitzt man in der "Motorworld" in Köln, wo aktuell die zweite Saison der Baller League läuft, stößt einem der Geruch von Testosteron nahezu buchstäblich entgegen. Denn nicht nur Teammanager, auch ein Großteil der Fans vor Ort sind männlich. Ein Fakt, der einmal mehr die Probleme für Frauen im Fußball unterstreicht.

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"Zum ersten Mal fördern wir den Frauenfußball und hemmen ihn nicht", kündigt Felix Starck, der CEO der Baller League, vor drei Wochen im Rahmen einer Medienrunde mit gewohnter Macher-Mentalität in der Stimme an. In Zukunft soll es in der Baller League eine einzelne Liga für Frauen geben. "Sehr stolz" so sagt er, wäre er, wenn das schon ab Season 3 im kommenden Jahr klappen würde.

Um ihn herum steht eine Reihe männlicher Sportjournalisten, alle nicken anerkennend. Zuletzt wurde schließlich immer wieder kritisiert, dass man Frauen bei der Baller League außen vor gelassen hatte. Frauen werden laut Starck den Männern natürlich immer "physisch unterlegen sein", das sei ja klar. Wieder kollektives Nicken am Spielfeldrand der Baller League.

Ich stehe als weibliche Person daneben, irgendwie fassungslos und doch genau im Mittelpunkt eines Beweises dessen, was man mir soeben offenbart hat: Frauen sind im Fußball häufig noch immer ein Beiwerk, das von Männern gemanagt werden muss und nur nebenher laufen darf (von queeren Personen ganz zu schweigen).

Baller League: Prototyp Mann als Teammanager

An jedem Montagabend tummeln sich bei der Baller League Dutzende Männer aus dem Bereich Streaming, denen die Verantwortung für das Teammanagement übertragen wurde. Darunter Größen wie Knossi und Montana Black, die in ihrer bisherigen Karriere eher nicht durch sportliches Wissen geschweige denn Können aufgefallen sind.

Draft Day. Knossi im Gespräch mit Lucas Spidey von Team protatos. Max Kruse sitzt. 15.07.2024, Fussball, Baller League, GER, Köln, Motorworld World Köln *** Draft Day Knossi in conversation with Lucas ...
Knossi alias Jens Knossala ist Teammanager in der Baller League. Bild: imago images / Marco Bader

Ihr fußballerisches Interesse möchte ich den beiden hier definitiv nicht absprechen. Aber hat schonmal jemand daran gedacht, bekannte Streamerinnen wie HoneyPuu oder RevedTV mit ins Boot zu holen? Die einzigen Frauen im Teammanagement sind mit Selina Cerci, Alisha Lehmann und Ana Maria Marković aber eben aktive Profifußballerinnen.

Bei der bald startenden Icon League sieht es übrigens ähnlich aus: Die einzige Frau unter den Teammanager:innen ist zwar mit Laura Wontorra eine TV-Moderatorin. Sie ist aber eben die einzige.

Bei der Baller League in Köln sieht man vor allem im Pressebereich auch immer wieder ein paar andere Frauen. Das ist zum einen Influencerin Imke Salander, die für eine Werbepartnerschaft mit Vodafone wöchentlich die Highlights des Spieltags präsentiert.

Laura Hofmann bei der Baller League: ein Spiegel für das Problem

Auf der anderen Seite ist das Laura Hofmann, die als ehemalige Sky-Moderatorin das Gesicht des Hauptstreams der Baller League ist. Sie steht an jenem Montagabend im August ebenfalls in der Mixed Zone und beantwortet die Fragen der Journalisten. Kürzlich hat sie den Leverkusen-Spieler Jonas Hofmann geheiratet – ein optimales Thema für Fragen!

Am Ende dann aber doch noch die auf ihr Berufsleben ausgerichtete Frage, ob sie ihrem Mann durch ihre Erfahrung im TV-Bereich auch manchmal Tipps für Interviews gebe. Kichernd winkt sie ab, nein, eher würde sie sich von ihm für Momente wie gerade diesen Tipps für gutes Auftreten vor anderen Journalist:innen holen.

All diese Beobachtungen und deren Auswirkungen führen im Umkehrschluss dazu, dass Frauen sich selbst einfach nicht mit Fußball identifizieren können, das Interesse längst verloren haben. "Ich bin heute nur hier, um meinen Mann zu unterstützen", erklärt mir auch eine der Spielerfrauen auf der Tribüne. Persönliches Interesse an Fußball habe sie allerdings gar nicht.

Ist das verwunderlich? Zwar hat sich die Fußballnationalmannschaft der Frauen in den vergangenen Jahren in Deutschland durchaus einen Namen machen können. Spielerinnen wie eben Jule Brand, aber auch Lea Schüller oder Laura Freigang sind bekannte Persönlichkeiten.

Doch für all diese Frauen gibt es noch immer härtere Kämpfe zu kämpfen als die Problematik "die Kinder wieder für den Fußball zu begeistern" oder "Straßenfußball" in Europa wieder groß zu machen. So beschrieb Lukas Podolski zum Start der Baller League deren Ziel.

Die meisten deutschen Nationalspielerinnen spielten in ihrer Kindheit in reinen Jungsmannschaften oder zumindest gemischten Teams, weil es bis vor einigen Jahren schlichtweg nicht die Infrastruktur für ihre Einzelförderung als Spielerin gab. Verwirrend, wenn man doch bedenkt, dass Frauen "physisch immer unterlegen sein werden" und man Teams deshalb nicht mischen sollte?

Dass es durchaus auch für Sonderligen, die ja ohnehin mehr auf Spaß als auf wahren Wettbewerb ausgelegt sind, andere Wege gegeben hätte, zeigt das Beispiel Infinity League.

Infinity League: Dazn zeigt gleichberechtigten Fußball

Der Streaminganbieter Dazn hatte im Mai in diesem Format ebenfalls ein Konzept für Kleinfeldfußball getestet, bei dem vier Teams in zwei zehnminütigen Halbzeiten gegeneinander antraten. Jede Mannschaft bestand aus einem Frauen- und einem Männerteam, von dem jedes jeweils eine Halbzeit spielte.

Die Infinity League blieb bisher allerdings ein einmaliges Event. Die spanische Vorgänger-Version der Baller League, die Kings League, hatte indes zwar schon sehr früh eine Parallel-Liga für Frauen – aber eben auch erst, nachdem die Männer das Format getestet hatten.

Vonseiten der Investoren im Fußball kommen all diese Entwicklungen einem wahren Trauerspiel gleich, denn noch immer scheint man nicht verstanden zu haben, dass im Fußball etwas im Gange ist. Längst ziehen die DFB-Frauen nicht nur auf Social Media große Aufmerksamkeit auf sich, mittlerweile gibt es eine nachwachsende Generation an Fußballerinnen in Europa und den USA, auch im Kleinen gibt es eigene Mädchenmannschaften.

Gerade für diese Mädchen ist es umso trauriger, dass man in den neuen Liga-Konzepten wie der Baller League bisher keine Identifikationsfiguren finden kann. Dass man das in der dritten Saison ändern möchte, ist wohl im Grunde auch nur ein Auswuchs jener Profitgier, die auch durch Moderatorinnen im Sport sichtbar wird.

Super Bowl: Travis Kelce und Patrick Mahomes schwärmen von Deutschland

In der Nacht zum Montag ab 0.30 Uhr deutscher Zeit steigt mit dem Super Bowl wieder eines der größten Sportereignisse der Welt. Im Finale der National Football League (NFL) stehen sich in einer Wiederauflage des Duells von 2023 die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles gegenüber. Vor zwei Jahren gingen die Chiefs als Sieger vom Feld. Und auch dieses Mal geht das Team als Favorit in die Partie.

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