
Am Freitag treffen der FC Bayern und der VfL Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga aufeinander.Bild: IMAGO images / Eibner
Meinung
14.03.2025, 12:2014.03.2025, 12:20
Der rein objektive Blick auf den deutschen Frauenfußball ist verheißungsvoll. Das DFB-Team hat im vergangenen Jahr die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen, Neu-Trainer Christian Wück richtet die Nationalmannschaft nun auf die Zukunft aus.
Die Frauen-Bundesliga ist in dieser Saison so spannend wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Mit dem FC Bayern, Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg mischen drei Teams ganz konkret um den Titel mit.
Deutscher Frauenfußball vor Rekordkulisse im DFB-Pokal
Und im DFB-Pokal steht obendrein ein historischer Tag bevor: Am 23. März wird Zweitligist HSV im Volksparkstadion auf Werder Bremen treffen. Die Arena ist ausverkauft, gut 57.000 Zuschauende werden also kommen. Das ist ein neuer Rekord im deutschen Klubfußball der Frauen.
Von einem Hype, wie er in Deutschland in den vergangenen Jahren speziell um Turniererfolge der DFB-Frauen immer wieder herbeigeredet wurde, braucht man vielleicht nicht unbedingt zu sprechen. Ganz offensichtlich aber ist: Die Begeisterung für die Fußballwettbewerbe der Frauen nimmt immer weiter zu. Und das nicht nur hierzulande.
"Frauenfußball ist der am schnellsten wachsende Sport weltweit", erklärte Sportökonomin Jessica Stommel von der Agentur Sportfive kürzlich laut dpa. Bis 2030 sei ein Wachstum von 300 Prozent prognostiziert.
Frauenfußball erfreut sich weltweit eines enormen Wachstums
Das ist im ersten Schritt natürlich erst einmal für alle Mädchen und Frauen eine gute Nachricht, die Fußball spielen wollen. Denn wo Ökonomen großes Wachstum prognostizieren, fließt perspektivisch oft genug auch mehr Geld. Was wiederum, und genau das ist dann das Entscheidende, professionellere Strukturen ermöglicht.
Damit ist das im Speziellen auch für den DFB und seine Wettbewerbe eine gute Nachricht. Dieser positive Vibe, der aufkommende Schwung, die zunehmende Begeisterung wird beim Blick auf den Spielplan der Frauen-Bundesliga aber konterkariert.
Anstoßzeit spiegelt Bedeutung des Bundesliga-Topspiels nicht wider
Am 17. Spieltag steht das größtmögliche Spiel der Liga auf dem Programm. Tabellenführer FC Bayern empfängt den VfL Wolfsburg, aktuell Dritter. Mit einem Sieg würden die Wölfinnen an ihren langjährigen Rivalinnen vorbeiziehen. Die beiden Teams haben die vergangenen zwölf Meisterschaften untereinander ausgemacht.
Und die Anstoßzeit? Nicht etwa Freitag-, Samstag- oder Sonntagabend zur Primetime, nein. Stattdessen beginnt das Spiel am Freitag schon um 16.55 Uhr.
Es ist eine Zeit, zu der viele Menschen noch arbeiten müssen. Und wenn sie mit der Arbeit durch sind, erledigen sie womöglich noch ihre Einkäufe vor dem Wochenende, gehen zum Friseur oder treffen sich zum Training.
Dem Rahmen, den das Spitzenspiel inmitten der aktuellen Begeisterung verdient hätte, entspricht diese Terminierung in jedem Fall nicht.
Aus Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot spricht die Resignation
Tommy Stroot, Trainer des VfL Wolfsburg, äußerte sich in einer Medienrunde auf watson-Nachfrage kritisch zur Ansetzung:
"Rein von der Uhrzeit können wir halbwegs mit der Ansetzung leben, aber für viele Fans ist das alles andere als optimal. Das Schlimmste ist, dass mich die Ansetzung nicht mal mehr überrascht. Das ist die schlimmste Botschaft und da mache ich auch keinen Hehl daraus."
Es weht ein Hauch von Resignation zwischen den Zeilen. Nicht nur, dass der DFB und die Frauen-Bundesliga das Spitzenspiel nicht freundlich für arbeitende Menschen und überhaupt nicht aufmersamkeitsgenerierend platzieren. Sie verschlimmbessern es mit einer Verschiebung sogar noch.
Denn eigentlich werden die Freitagsspiele in der Frauen-Bundesliga um 18.30 Uhr angepfiffen. Die Entscheidung für den Freitag ist laut DFB in Abstimmung mit Bayern und Wolfsburg mit Blick auf die Viertelfinalhinspiele der Champions League in der nächsten Woche getroffen worden.
Auch aufgrund anderer Sportarten könne die Frauen-Bundesliga nicht immer ihren "favorisierten Programmplatz" im Free-TV erhalten, heißt es in einem Schreiben zu den Ansetzungen.
Zur Wahrheit gehört, dass das Duell zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg vom ZDF im Free-TV übertragen wird. Das ist löblich. Im Abendprogramm aber hätte es nicht in Konkurrenz zu einer anderen Sportübertragung gestanden. Beim ZDF läuft ab 20.15 Uhr die Krimiserie "Der Staatsanwalt", bei der ARD läuft der Film "Die Drei von der Müllabfuhr – Schutzgeld".
Da kann man Tommy Stroots Resignation nur zu gut nachvollziehen.
Frauen des FC Bayern spielen vor nur 2500 Zuschauenden
Dabei ist es schon ernüchternd genug, dass im Stadion gerade einmal 2500 Zuschauende dabei sein können. Denn die Bayern-Frauen spielen am FC Bayern Campus, mehr Fans finden dort nicht Platz. Baurechtliche Hürden verhindern einen Ausbau. Ein Umzug in die Allianz Arena lohnt sich zu selten, deutlich über 20.000 Vollzahlende wären zum Decken der Kosten nötig.
"Wir denken auch über alternative Spielstätten in der Stadt nach. Es ist kein einfaches Thema, welches kurzfristig zu lösen ist. Die Thematik begleitet uns und wir diskutieren weiter über zukünftige Optionen", sagte Bayerns Frauenfußball-Direktorin Bianca Rech vor anderthalb Jahren dem "Kicker". Gesucht wird auch jetzt noch.
Es passt ins Gesamtbild. Eigentlich ist doch alles angerichtet: Das grundsätzliche Interesse am Frauenfußball steigt, der Wettbewerb nimmt in der Spitze zu und mit dem Spitzenspiel liegt ein echter Leckerbissen auf dem Silbertablett. Der DFB, die Frauen-Bundesliga und der FC Bayern holen aber nur die Pappteller raus. Schade, da wird eine große Chance verpasst!
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