
Fredi Bobic und Hertha BSC – das nahm kein gutes Ende.Bild: IMAGO images / Ulrich Wagner
Meinung
Fredi Bobic hat sich in einem Interview ausführlich zu seiner Zeit bei Hertha BSC geäußert. Dabei unterschlägt der ehemalige Geschäftsführer Sport einige wichtige Punkte.
10.07.2025, 17:0510.07.2025, 17:05
Es begann doch eigentlich so verheißungsvoll. Im Frühjahr 2021 verkündete Hertha BSC zum zweiten Mal die Verpflichtung von Fredi Bobic. 18 Jahre nachdem er schon als Spieler nach Berlin gekommen war, unterschrieb er nun als Geschäftsführer Sport in der Hauptstadt.
Er kam mit der Empfehlung, Eintracht Frankfurt gerade von einem Abstiegskandidaten zu einem der interessantesten, aufstrebenden Teams der Bundesliga geformt zu haben. "Bobic ist unter den Sportmanagern so was wie Lionel Messi", sollte Kevin-Prince Boateng später noch sagen.
Hertha aber entwickelte sich unter dem Sportboss nicht in Richtung Champions League, sondern in Richtung 2. Liga. Im Januar 2023 folgte die unrühmliche Trennung, nachdem Fredi Bobic einem Journalisten gedroht hatte: "Wenn du noch mal frägst, kriegst du eine gescheuert."
Fredi Bobic und Hertha BSC gehen im Rechtsstreit auseinander
Der daraus resultierende Rechtsstreit mit den Berlinern, die dem ehemaligen Geschäftsführer eine fristlose Kündigung haben zukommen lassen, läuft bis heute. Das hindert Fredi Bobic aber nicht daran, sich weiterhin zu seinem ehemaligen Arbeitgeber zu äußern.
In einem Interview mit Content Creator Manu Thiele hat der 53-Jährige nicht nur ausführlich über aktuelle Geschehnisse im Fußball gesprochen, sondern auch über seine Zeit beim Hauptstadtklub. Und zwar fast eine halbe Stunde lang.
Eines vorneweg: Fredi Bobic spricht dabei durchaus Punkte an, bei denen ihm viele Herthaner:innen zustimmen dürften. Der Verein hat gerade 2021 Veränderungen dringend benötigt. Nicht alle der daraus resultierenden Entscheidungen waren korrekt: So fehlte es dem Klub zuletzt etwa an sportlicher Kompetenz, Andreas 'Zecke' Neuendorf und Thomas Herrich haben Hertha BSC daher verlassen.
Fredi Bobic versteht den Berliner Weg nicht
Viel entscheidender ist aber all das, was Fredi Bobic unterschlägt oder zwischen den Zeilen verpackt. "Plötzlich eine Revolution im deutschen Fußball zu erleben und über irgendwelche Fanjacken zu sprechen – da hatte ich keinen Bock drauf", blickt er auf die Wahl von Kay Bernstein zum Präsidenten zurück.
Dass er wenig Gespür für Fanthemen hat, ist keine Neuheit. Die Mitgliederversammlungen in Berlin ordnet er daher auch als "Zirkusveranstaltung" ein.
Und ohnehin: "Den Berliner Weg habe ich bis heute nicht verstanden." Das führt er in der Folge eindrucksvoll aus. So muss ihn Thiele darauf hinweisen, dass es nicht nur um die Installation verdienter Herthaner:innen in Führungspositionen geht, sondern auch um das stärkere Einbinden von Eigengewächsen.
Ein essenzieller Punkt bleibt in dem Gespräch gänzlich offen: Mit dem Berliner Weg wollte und will Hertha BSC wieder mehr Fannähe erreichen. Nach den Jahren des Windhorst'schen Big-City-Gehabes sollten Luftschlösser durch Erdung ersetzt und wieder mehr Identifikation gestiftet werden.
"Faule Äpfel" in Herthas Kader – aber keine Selbstkritik bei Bobic
Für diese sind nicht einmal zwangsläufig gebürtige Berliner notwendig. Das geht auch mit dem Niederländer Deyovaisio Zeefuik oder dem Oberbayer Florian Niederlechner, ironischerweise ein Bobic-Transfer. Die richtige Mischung macht's, Einstellung ist dabei ein entscheidendes Schlagwort.
Und auch an der Stelle schwingt eine gewisse Portion Ironie mit. Denn Fredi Bobic hatte es sich seinerzeit auf die Fahne geschrieben, der Mannschaft mit seinen Transfers mehr Mentalität zuzuführen. "Die Mannschaft war weit weg von einer Mannschaft", betont er nun immer wieder, als hätte er keinen nennenswerten Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders gehabt: "Da waren faule Äpfel dabei."
Die Erkenntnis per se mag richtig sein, was fehlt, ist die Selbstkritik. Fredi Bobic hat Transferflops wie Wilfried Kanga oder Myziane Maolida zu verantworten, auf den Flügeln war Hertha unter seiner Verantwortung chronisch unterbesetzt.
Fredi Bobic würde sogar wieder auf Tayfun Korkut setzen
"In Frankfurt hatte ich wenigstens zweieinhalb Millionen zur Verfügung. Hier musste ich Geld machen", bemängelt der 53-Jährige rückblickend. Wenngleich die finanziellen Voraussetzungen gewiss nicht so waren, wie sie ihm in den Gesprächen vorab versprochen wurden, blieben im ersten Sommer trotzdem noch fast 30 Millionen Euro für Neuzugänge. Diese investierte Fredi Bobic nur eben nicht so clever wie einst bei der SGE.
Stattdessen setzte er in seiner ersten Hertha-Saison unter anderem auf Tayfun Korkut. Eine Fehlentscheidung?
"Nein, die hätte ich immer wieder so getroffen." Vor dem Hintergrund, dass Korkut Herthas Cheftrainer mit dem schlechtesten Punkteschnitt seit Michael Skibbe 2012 ist, eine gewagte Aussage.
Viele Hertha-Fans können in Anbetracht der fehlenden Selbstkritik nur noch mit dem Kopf schütteln. Es wirft zugleich die Frage auf, warum es sich Fredi Bobic nicht einfach gemacht hat: Er hätte auch auf den laufenden Prozess verweisen und schweigen können.
Stattdessen enttäuscht er Hertha, wo er nach eigenen Angaben noch immer Mitglied ist, mit diesem Interview nun erneut. Und das nach seiner bis heute nachwirkenden Amtszeit als Geschäftsführer nicht etwa zum zweiten, sondern schon zum dritten Mal.
Denn schon 2003, als Fredi Bobic mit der Empfehlung von 14 Saisontoren zu Hertha kam, waren die Erwartungen groß. Zwei Jahre, acht Tore und ein Beinahe-Abstieg später, endete die erste enttäuschende Berlin-Episode.
In den vergangenen Tagen stand Florian Neuhaus vor allem wegen seines Urlaubs auf Mallorca und des dort aufgezeichneten Videos in den Schlagzeilen. Nun hat er offenbar über seine Zukunft entschieden.
Florian Neuhaus hat wahrlich keine leichte Saison hinter sich. Bei Borussia Mönchengladbach kam der zehnfache deutsche Nationalspieler kaum zum Einsatz. In der Bundesliga sammelte er gerade einmal 368 Minuten Einsatzzeit.