Anfang Dezember noch herrschte trotz einer bis dahin schon durchwachsenen Hinrunde ein gutes Gefühl rund um Hertha BSC, eine leichte Aufbruchstimmung. Der Hauptstadtklub hatte in Magdeburg gerade einen überzeugenden 3:1-Sieg eingefahren und damit im engen Aufstiegsrennen nach zuvor drei sieglosen Partien wieder den Anschluss hergestellt.
Zudem feierten in Sachsen-Anhalt mit Fabian Reese und Diego Demme zwei Eckpfeiler der Mannschaft nach langer Pause ihr fast schon frenetisch gefeiertes Comeback. Reese hatte sich in der Sommervorbereitung eine Sprunggelenksverletzung zugezogen, Demme war seit Anfang Oktober aufgrund der Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung ausgefallen.
Mit dem Duo, so die Hoffnung in Berlin, könnte Hertha endlich Konstanz in die eigenen Leistungen bekommen und oben angreifen. Daraus aber wurde nichts. In Köln setzte es das bittere DFB-Pokal-Aus in Unterzahl, es folgten irritierende Auftritte gegen Greuther Fürth und Preußen Münster.
Hertha BSC führte gegen beide Kellerkinder, baute beide Male aber bedenklich ab und ging jeweils mit einer 1:2-Niederlage vom Feld. Als Tabellenelfter sind die Aufstiegsränge vorerst außer Reichweite, sieben Punkte fehlen zu den ersten drei Rängen.
Ebenfalls bitter: Reeses Körper hat auf drei Einsätze binnen neun Tagen reagiert, der Unterschiedsspieler hat wieder Schmerzen. Gegen Münster setzte er bereits aus, zum Jahresausklang in Hannover wird er ebenfalls fehlen. "Leider sind die Schmerzen ein bisschen wiedergekommen, deswegen bin ich nochmal ein bisschen raus", sagte er am Rande der Icon League.
Reese kündigte zugleich an, wann er wieder eine Option für den Hauptstadtklub sein möchte: "Anfang Januar bin ich dann hoffentlich wirklich schmerzfrei zurück." Cristian Fiél wird hoffen, dass er also nur noch für dieses eine Spiel der Hinrunde auf den Flügelspieler verzichten muss. Genügend Ausfälle hat der Trainer auch so schon zu verkraften.
Als er am Dienstag seine Mannschaft auf den Trainingsplatz bat, fehlten ihm insgesamt zehn Profis. Neben Reese mussten auch Linus Gechter, Kevin Sessa, Florian Niederlechner und Luca Schuler passen. John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak, Michał Karbownik, Marten Winkler und Bilal Hussein sind ohnehin schon länger raus.
Die Ausfallliste ist derart lang, dass ein normaler Trainingsbetrieb nicht ohne Weiteres möglich war. Fiél füllte den Kader daher am Dienstag mit einigen Talenten aus den Jugendteams auf. Dabei tauchte aber auch ein Mann auf dem Trainingsplatz auf, der mit 36 Jahren längst kein Youngster mehr ist: Änis Ben-Hatira.
Der Routinier hat über 100 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel, lief in seiner Karriere für Hertha, den HSV, Eintracht Frankfurt oder auch Gaziantepspor auf. Seit dem August 2023 lässt er seine Karriere bei der zweiten Mannschaft von Hertha ausklingen.
"Wie früher" sei es für Ben-Hatira laut "Tagesspiegel" gewesen. Ob er am Sonntag auch im Kader steht, beantwortete der Offensivmann mit einem Schulterzucken. Er weiß es wohl schlichtweg selbst noch nicht. Klar ist demnach aber: Der 36-Jährige hat schon seit Längerem mit einem Comeback bei den Profis geliebäugelt.
In den kommenden Tagen kann er Fiél weiter von sich überzeugen. Für Herthas Trainer gab es am Dienstag trotz der vielen Ausfälle im Übrigen immerhin eine gute Nachricht: Ibrahim Maza, gegen Münster zur Pause ausgewechselt, konnte ohne Beschwerden mit der Mannschaft trainieren.