War diese Personalentscheidung doch keine gute Idee? Vergangenes Jahr entschied sich RTL überraschend dazu, Dieter Bohlen als Juror von "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" abzusetzen. RTL begründete die Entscheidung damit, dass man den Shows ein neues Images verpassen wolle. Sie sollten familienfreundlicher werden, so der Plan des Kölner Senders.
Doch dabei hat RTL die Rechnung ohne die Zuschauer gemacht. Die erste Staffel von "Das Supertalent" ohne Dieter Bohlen im vergangenen Jahr floppte so kolossal, dass das Format 2022 eine Pause einlegt – das erste Mal seit 14 Jahren. Dieses Schicksal wird "DSDS" zwar wohl nicht treffen, denn das offene Casting für die kommende Staffel hat schon angefangen, doch gut bestellt ist es um die Castingshow auch nicht: Die Quoten der 19. Staffel sind bisher so schlecht wie noch nie.
Dem versucht RTL nun noch während der aktuellen "DSDS"-Ausgabe aktiv entgegenzuwirken – und zwar wohl mit dieser Strategie: Während die Jury in den Castings und Recalls mit Florian Silbereisen, Toby Gad und Ilse DeLange aus drei Leuten bestand, wird das Trio während der vier Liveshows jeweils durch einen Gastjuroren ergänzt. In der ersten Show übernahm Thomas Anders diesen Job, auf ihn folge Sarah Engels und in der dritten Show soll "Let's Dance"-Chefjuror Joachim Llambi die Jury komplettieren.
Das Engagement von Joachim Llambi als "DSDS"-Juror überrascht in diesem Kontext. Schließlich hatte man Bohlen vor allem wegen seiner harten Urteile und fiesen Sprüche gefeuert. Llambi ist bei "Let's Dance" jedoch auch dafür bekannt, nicht gerade zimperlich mit den Kandidaten umzugehen.
Der Verdacht liegt nahe, dass RTL die neue Jury von "Deutschland sucht den Superstar" zu "brav" findet. Diesen Eindruck hat auch Medienexperte Ferris Bühler:
Seiner Meinung nach seien Gastjuroren allerdings nur "Pflaster-Politik" und es wäre besser, der Sender würde bei den Stammjuroren auf "spannende, kantige Persönlichkeiten setzen, welche durchaus mit ihrer Meinung einmal anecken." Dies würde, so Bühler weiter, die einstige Charakteristika der Sendung zurückbringen und ein wichtiges Stammpublikum halten oder gar wieder zurückholen.
Der Medienexperte sieht noch ein weiteres Problem:
Ob aber überhaupt eine Jury-Konstellation den Wegfall von Dieter Bohlen kompensieren könnte, ist fraglich, denn Medienexperte Ferris Bühler stellt gegenüber watson zusätzlich fest: "Dieter Bohlen hat 'DSDS' während fast zwei Jahrzehnten als Hauptprotagonist geprägt – im sonst schnelllebigen Showbiz eine unglaubliche lange Zeit." Für viele treue "DSDS"-Fans sei die Castingshow ohne Bohlen unvorstellbar, schließlich seien die Sprüche des Poptitans ein wesentliches Unterhaltungselement der Sendung gewesen, führt Bühler aus und ergänzt scharf:
Zum Schluss zieht Ferris Bühler noch einen interessanten Analogie: "Das ist vergleichbar, wie wenn im Lieblingsrestaurant der Starkoch von heute auf morgen nicht mehr da ist: Plötzlich schmeckt die einst scharfe Suppe fade und die Würze fehlt – das Essen wird durchschnittlich und es gibt keinen Grund für einen Besuch mehr." Und genau darin sieht er das Grundproblem der aktuellen "DSDS"-Staffel: Es fehlt einfach die Würze.