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Rapper Xatar: Goldraub, Knast und ein Film über sein Leben

Xatar, Rapper
Rapper Xatar im Oktober 2022 beim Foto-Call von "Rheingold", der Kinofilm über sein Leben und seine kriminelle Vergangenheit. Bild: Imago Images / Sven Simon
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Rapper Xatar: Goldraub, Knast und ein Film über sein Leben

23.09.2023, 15:15
watson-Redaktion
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"Sie sagten: ‘Du kannst alles schaffen’. Doch was ich gelernt habe: Auf dem Weg nach oben gibt’s keine Abkürzungen. Oder doch – nur wenn du diese gehst, zahlst du einen ganz großen Preis."

Diese Lyrics stammen vom Rapper mit der wohl größten Street Credibility hierzulande: Giware Hajabi alias Xatar. Seine Biografie liest sich wie ein Krimi – der 41-Jährige überfiel einen Goldtransporter, floh daraufhin um die halbe Welt und saß in seinem Leben bereits in so einigen Gefängnissen. Außerdem erhält der Rapper seit über einem Jahrzehnt eine der größten Deutschrap-Mythen aufrecht: Sein erbeutetes "Rheingold".

Xatars Flucht aus dem Irak nach Deutschland

Schon die ersten Lebensjahre des Rappers waren turbulent: Xatar wurde im Jahr 1981 in der iranischen Provinz Kordestān geboren. Der erste Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak war bereits 1980 ausgebrochen – Xatars Eltern entschieden sich dazu, mit ihrem Sohn in den nahegelegenen Irak zu flüchten. Rund zwei Jahre später kam es zu Übergriffen des Regimes Saddam Husseins auf die kurdische Minderheit im Irak. Xatars Eltern wurden festgenommen und inhaftiert.

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Wie der Bonner berichtet, sei seine Mutter in Haft gefoltert worden. Mehrere Monate verbrachte die Familie im irakischen Gefängnis, allerdings gelangte sie durch die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes, nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris, nach Bonn. Als Asylbewerber lebten sie in einem Hochhaus am Rande der Stadt. Wie Xatar schildert, war sein Alltag als Jugendlicher von Armut und Ausgrenzung geprägt: Seine Mutter ging putzen, um die Familie zu ernähren, sein Vater hat die Familie verlassen. Xatar besuchte das Gymnasium, auf dem er "wie ein Außenseiter" behandelt und als "Asi" betitelt wurde.

Seine Lebensverhältnisse beschreibt der Rapper auf dem bereits eingangs zitierten Song "Mama war der Mann im Haus":

Dennoch schloss Xatar sein Abitur ab und wurde zum informationstechnischen Assistenten ausgebildet. Bereits zu dieser Zeit geriet er in Konflikt mit dem Gesetz: Er wurde wegen des Verdachts auf Drogenhandel gesucht. Daraufhin verließ Xatar Deutschland und zog 2005 nach London, um "International Business and Music Business" an der Metropolitan University zu studieren. Bewiesen werden konnte Xatars vermuteter Handel mit Drogen nicht – der Haftbefehl gegen ihn wurde aufgrund von Beweismangel aufgehoben und Xatar kehrte 2007 wieder zurück nach Deutschland. Knapp zwei Jahre später beging Xatar die Tat, die ihn nicht nur hinter Gitter brachte, sondern auch dafür sorgte, dass er sich zum zweiten Mal in seinem Leben auf der Flucht befand.

Der große Coup: Xatars Überfall auf einen Goldtransporter

Der Rapper-Name des Bonners kommt nicht von ungefähr: Das kurdische Wort Xatar bedeutet auf Deutsch übersetzt Gefahr. Am 15. Dezember 2009 überfiel Xatar aufgrund von "Drogenschulden", gemeinsam mit drei weiteren Komplizen, einen Goldtransporter. Dabei tarnten sich die Räuber als Steuerfahnder und Polizisten – insgesamt konnte Gold im Wert von rund 1,7 Millionen Euro erbeutet werden. Daraufhin floh er über Moskau in den Irak: Hier wurde Xatar vom kurdischen Geheimdienst festgenommen und soll gefoltert worden sein.

01.10.2022, Hamburg: Der Rapper Xatar, mit b�rgerlichem namen Giwar Hajabi (l-r), Fatih Akin, Regisseur, und Emilio Sakraya, Schauspieler, stehen auf dem Roten Teppich zu ihrem Film �Rheingold� im Cin ...
Rapper Xatar (links) mit Regisseur Fatih Akin (Mitte), der mit Emilio Sakraya einen Film über das Leben des Rappers gedreht hat. Bild: dpa / Georg Wendt

Im Jahr 2010 wurde Xatar dann aus dem Irak nach Deutschland abgeschoben, ein halbes Jahr später folgte der Gerichtsprozess zum Goldraub. Insgesamt wurden neben Xatar fünf weitere Tatverdächtige von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft angeklagt. Die Strafkammer kündigte an, eine Senkung der Haftstrafe in Aussicht zu stellen, sollten die Angeklagten gestehen. Dem leistete Xatar Folge und legte ein umfassendes Geständnis ab. Er wurde im Mai 2011 wegen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu acht Jahren Haft verurteilt.

Wer sich jetzt die Frage stellt, warum eine Person, die als Kind von Akademikern aufgewachsen ist und einen hohen Bildungsstandard genießen durfte, trotzdem kriminell wurde, bekommt von Xatar eine relativ klare Antwort: Damals mangelte es laut dem Rapper an Vorbildern, die es mit Kunst oder Sport aus dem Brennpunkt geschafft hätten. Dennoch betont er immer wieder: "Es war immer alles meine Schuld. […] Weil ich es selber entschieden habe. Ich kann das nicht auf irgendetwas anderes schieben, ich hatte immer die Wahl dazu."

Die Beute des Überfalls ist bis heute nicht aufgetaucht und bleibt womöglich das bestgehütete Geheimnis des Rappers. Das besagte Gold hat sich mittlerweile zu einer Art Mythos im Deutschrap entwickelt – Xatar wird fortan auch unter dem Namen "Goldmann" bekannt:

Dass Xatar letztendlich eine musikalische Karriere anstrebte, kam nicht von ungefähr: Sein Vater ist der Musikprofessor und Komponist Eghbal Hajabi. Ab dem neunten Lebensjahr erhielt Xatar Klavierunterricht – sein eigentliches Interesse galt jedoch Hiphop. Schon in den 1990er Jahren rappte Giware Hajabi unter seinem Pseudonym Xatar im Jugendzentrum. Seine Karriere als Rapper nahm allerdings während seiner Zeit im Gefängnis an Fahrt auf. Denn in seiner Zelle in der JVA Rheinbach zeichnete er mit einem Diktiergerät sein zweites Album "Nr. 415" auf – benannt nach seiner Türnummer in der JVA.

Das Album wurde noch während Xatar seine Haftstrafe absaß, veröffentlicht. Nach seiner Haftentlassung im Jahr 2014 veröffentlichte er sein Album "Baba aller Babas", mit dem er direkt auf die 1 chartete. Die Rap-Karriere als Xatar ist aber nicht das einzige Business von Giwar Hajabi. Schon 2007 gründete er das Label "Alles oder Nix Records". Damals signte der Goldmann seinen späteren Goldraub-Komplizen Samy und auch den Bonner Rapper SSIO sowie Schwesta Ewa. Im Jahr 2015 nahm Xatar sich weiterer Geschäftszweige außerhalb der Musikbranche an und eröffnete gemeinsam mit SSIO und zwei weiteren Partnern die "Noon"-Shisha-Bar in Köln.

Zudem veröffentlichte er noch im selben Jahr seine Autobiografie "Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir" – Xatars Buch wurde zum Bestseller. Der Rapper und Unternehmer machte so viel, dass man von einem Imperium sprechen konnte. Mittlerweile wurden einige davon, wie auch der auf Köftespieße spezialisierte Imbiss "Haval Grill" in Bonn, wieder geschlossen.

"Rheingold" – Biopic über Xatars Leben ab Oktober auf Netflix

Wenn sich eine Lebensgeschichte dafür eignet, verfilmt zu werden, dann wohl die von Xatar. Genau dem nahm sich vor über zwei Jahren der Produzent Fatih Akin an: Er schrieb das Drehbuch zu "Rheingold" basierend auf dem bereits erwähnten autobiografischen Roman des Rappers "Alles oder Nix".

Im Film geht es natürlich in weiten Teilen um Xatars Lebensgeschichte – allerdings ist "Rheingold" keine Biografie, sondern ein Biopic – sprich, die Handlung wurde teilweise abgewandelt. Der Schauspieler Emilio Sakraya übernahm dabei die Rolle von Xatar. Mit dem Kinostart von "Rheingold" legte Fatih Akin den besten seiner bisherigen Karriere hin: rund 170.000 Menschen sahen sich den Film am ersten Wochenende nach der Veröffentlichung im Kino an. Ab dem ersten Oktober kann der Film auf Netflix gestreamt werden. Aktuell ist "Rheingold" auch auf Amazon Prime erhältlich. Außerdem wird es eine "Rheingold"-Serie geben, die laut Xatar bereits gedreht wird.

Das Ende des Goldmann-Towers und Veränderungen bei Xatars Label

Zuletzt machte Xatar mit seinem Goldmann-Tower und seinem Label "Alles oder Nix Records" Schlagzeilen. Denn Xatar strukturierte nicht nur das ehemalige Hauptquartier in Köln um, sondern trennte sich auch vom Großteil seines Label-Teams.

Im Mai verriet Xatar in einem Instagram-Livestream mit Hiphop.de, dass der Goldmann-Tower nun “begraben” werde. Grund dafür war auch der Streit zwischen Rapper Maestro und YouTuber Mois, der überaus viel Aufmerksamkeit auf den Goldmann-Tower lenkte. Maestro hatte Mois damals vorgeworfen, sich eine Zeit lang im Hauptquartier aufgehalten zu haben. Dort soll der Youtuber exzessiv Drogen konsumiert haben. Dies bestätigte Xatar in einem Instagram-Livestream. Er betitelt es als "sehr weirde Zeit" im Hauptquartier, bei der auch Drogen involviert gewesen seien – dieser wollte Xatar ein Ende bereiten.

Als Konsequenz wurde aus dem Goldmann-Tower wenig später der "The Visionary Club": Eine Art Kreativ-Zentrum, bei dem man gegen eine monatliche Gebühr von 200 Euro Tonstudios, Video- oder Coworking-Räume nutzen kann. Mit diesem Schritt beendete Xatar allerdings auch das klassische Label-Geschäft von "Alles oder Nix Records" und damit auch das Signen von Artists. Vor knapp einer Woche gab der 41-Jährige dann weitere Konsequenzen bekannt: Er werde sich von seinem "kompletten Label- und Management-Team" trennen. Lediglich seine Freunde und seine Familie sollen fortan Teil seines Kreises sein.

Ausgelöst wurden diese Umstrukturierungen laut Xatar von "Enttäuschungen", die er in besagtem Umfeld erlebt habe. Zudem hätten sich beim Label des Goldmanns – auch aufgrund von Fehlern seinerseits – Parallelstrukturen entwickelt, die entgegen der Label-Interessen agiert haben sollen. Xatar kündigte schon jetzt an, dass es über alle Umstrukturierungen eine "fette Doku" geben soll. Außerdem will der Bonner die Geschehnisse auf seinem kommenden Doppelalbum aufarbeiten, das 30 Songs umfassen soll.

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