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Der ESC rettet Stefan Raabs Horror-Woche – aber nur knapp

13.05.2025, Schweiz, Basel: Entertainer Stefan Raab spricht bei einem Empfang am Rande des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 auf der Bühne. Das mit seiner Unterstützung ausgewählte Geschwisterpaar Ab ...
Ist Stefan Raab mit dem ESC zufrieden? Bild: dpa / Jens Büttner
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Stefan Raab: Dieses ESC-Ergebnis verschärft die schlimmste Krise seiner Karriere

Wie beschädigt geht Stefan Raab aus diesem ESC hervor? Am Samstag traten Abor & Tynna für Deutschland beim Eurovision Song Contest an. Das Ergebnis ist gerade so zufriedenstellend.
18.05.2025, 01:5318.05.2025, 01:54
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Auf Euphorie folgten Zweifel. Deutschland trat mit dem österreichischen Electro-Pop-Duo Abor & Tynna beim Eurovision Song Contest 2025 an, der nach Nemos Sieg dieses Jahr in der Schweiz stattfand.

Watson hat das europäische Musik-Event mit einem Live-Blog begleitet.

Hier findest du ironisch-patriotisch eingefärbte Einschätzungen zu den Beiträgen, Hintergrund-Infos zu den Teilnehmenden, die wichtigsten Infos und Einordnungen zum Verlauf des Wettbewerbs und ein Fazit zum ESC-Comeback von Stefan Raab.

Österreicht gewinnt den ESC

Österreich gewinnt den ESC 2025 mit 436 Punkten vor Israel (357) und Estland (356). Schweden und Italien komplettieren nach dem Endergebnis die Top 5. Damit findet der nächste ESC 2026 mal wieder in Österreich statt.

Die deutsche ESC-Platzierung

Deutschland landet nicht auf dem letzten Platz. Zum zweiten Mal in Folge. Wir sind wieder wer.

Abor & Tynna schafften es mit 151 Punkten auf Platz 15. Die Anteile speisen sich zu nahezu gleichen Teilen aus Jury (77) und Publikum (74). Österreich vergab, vermutlich aus Trotz, null Punkte an die Landspersonen. Hat Stil, muss man anerkennen.

Ganz bitter: Das Gastgeberland Schweiz erhielt null Punkte vom Publikum, erreicht aufgrund der Jury aber ein respektables Ergebnis (Platz 10).

So lief der deutsche Auftritt: von Abor & Tynna

Drei Gründe, warum Abor & Tynna richtig gut abgeliefert haben (mit viel Deutschland-Bias):

  • Tynna hat eine dünne Stimme. Aber geschenkt, das ist ein Besserwisserargument für Möchtegern-Musikkritiker:innen. Beim ESC geht es um andere Dinge.
  • Tynna hat die Superstar-hafteste Ausstrahlung sämtlicher Teilnehmer:innen. Sie verspeist jede Sekunde auf der Bühne, das beteuert sie in Interviews, das sieht man ihr an. Auch jetzt, beim Hauptauftritt, als es darauf ankam.
  • Die Inszenierung wird beim ESC immer wichtiger, wie die vergangenen Jahre zeigten. Und aus der Inszenierung holte das Team alles raus, der Auftritt endete mit einem Knall. Bisschen manipulativ, klar, aber beim ESC ist alles erlaubt.

Die wichtigsten ESC-Auftritte im Überblick

Frankreich: Der Kork, der in der Bühnenshow die Zeit symbolisiert, fiel Louane dann und wann auch mal in den Mund. Die Lösung: Sie sammelte die Brocken unter Zunge. Ach ja, der Auftritt: War bockstark, die klarste, aufrichtigste und emotionalste Ballade des Abends. So viele Balladen gab es wiederum gar nicht. Die Genre-Mischung ist gut dieses Jahr.

Schweden ... liefert nach dem Hochglanz-Pop der vergangenen Jahre mal wieder Schwachsinn ab, die wissen einfach wie man's macht. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob die Skandinavier vielleicht allein aus vorauseilendem Gehorsam von den Buchmachern hoch eingeschätzt wurden. Werden die unausweichlichen Top-Platzierungen von Schweden so langsam zur selbsterfüllenden Prophezeiung? Und was könnte man dagegen tun? Vielleicht brauchen wir eine ESC-Superleague nur für Schweden.

Malta: Auch der zweite Skandal-Song kann überzeugen, Beat + Burlesque-Show gehen einfach verdammt hart. Miriana Conte musste das eigentlich clevere Wortspiel "Serving Cunt" für die prüde ESC-Orga zu "Serving [...]" runterkürzen. Und das zeigt, die europäischen Künstlerinnen sind einfach zu street für den ESC.

Finnland: Alle Kontroversen beiseite, Erika Vikman kam, sah und siegte. Sie nutzte mit ihrem provokanten Song "Ich komme" die Bühne bisher am besten und lieferte zumindest einen TopTen-würdigen Auftritt ab. Und näher an Ikkimel kommen wir heute nicht mehr ran. "Vikki-Lingo, I can teach you some."

Österreich ... gilt als Favorit. Ja, das kann was werden. Kopfstimme, Schwarzweiß, am Ende ein Technoeingriff als Rausschmeißer. Trash für alle, vom "Traumschiff"- bis zum Tiktok-Publikum.

UK: Den verhaltensten Jubel in Basel bisher kassiert Großbritannien, Buchmacher und Expert:innen sehen den Beitrag als Favorit auf dem letzten Platz. Aber war die Girlband Remember Monday und ihr Song "What the Hell Just Happened?" jetzt wirklich schlecht? Der ESC hat eigene Geschmacksgesetze. Das Publikum straft zu offensichtliche Fabriziertheit ab. Und UK produziert wie kein anderes europäisches Land Popweltstars. Warum sollte man ihnen auch noch Erfolge beim ESC gönnen?

Estland: Tommy Cash bietet mit "Espresso Macchiato" purem Dadaismus, Spongebob trifft auf Mister Bean. "Schrecklich, wirklich schlimm", urteilt Kommentator Thorsten Schorn, beweist aber Umweltbewusstsein, denn er meint den verwendeten Einwegbecher. Das lieben wir bei watson natürlich.

Norwegen: Kyle Alessandro verbrennt als erster Teilnehmer mit "Lighter" (nun ja) circa die Hälfte des Pyrokontigents für die gesamte Show. Sein Kostüm erinnerte an "Game of Thrones", was bei dem glutigen Mordor-Setting eine kognitive Dissonanz in Fantasy-Fans auslöst. Tolkien soll sich bei der Beschreibung von Mittelerde unter anderem an den Schweizer Alpen orientiert haben, also ...

Showmaster in der Krise: Ging wenigstens dieses Raab-Projekt auf?

Vollmundig und breitbeinig hatte Stefan Raab nach seinem Comeback den ESC zur "Chefsache" erklärt. Im Vorgespräch mit Barbara Schöneberger beim ARD-Countdown gibt Raab an, er sei "überzeugt, dass wir gewinnen", vergleicht seinen Sportsgeist mit der Teilnahme an einer Fußball-WM. Da tritt man als Deutschland ja auch an, um zu gewinnen. Mit anderen Worten: Raab übte sich in Zweckoptimismus. Dran glauben, um dran zu glauben.

Bei aller berechtigten Kritik: Raab hat Deutschland mit einer Reform des Vorentscheids die erste Siegerin seit 28 Jahren verschafft – und anschließend eine zumindest solide Platzierungs-Ära betreut.

Den achten Platz von Roman Lob, 2012 Raabs bis dato letzter Schützling, hätte man in den meisten Jahren danach mit Kusshand genommen.

Raab hatte vor dem ESC 2025 also einen Ruf zu verlieren. Er setzte sich vehement für Abor & Tynna ein. In dem Duo sah er das größte Sieger-Potenzial. Mit eigenen oder betreuten Teilnahmen landete er nie außerhalb der Top 10. Diese Serie endete mit Abor & Tynna.

ESC-Kommentator Thorsten Schorn sah sich gezwungen, das Ergebnis schönzureden. Er sprach im After-Show-Interview mit Raab, Abor & Tynna von der drittbesten Platzierung seit 2012, wozu bei den vielen Platzierungen unteren Drittel nun mal nicht viel nötig war. Rang 15 bedeutet dennoch eine Platzierung in der zweiten Hälfte des Feldes.

Aber die gescholtenen deutschen ESC-Seelen sind mit wenig zufrieden. Nur dieser Umstand rettet Raab vor einer weiteren Niederlage in einer Woche, die sein von vielen ersehntes TV-Comeback nach nicht mal einem Jahr deutlich infrage stellt.

RTL setzt Raabs wöchentliche Show "DGHNDM" nach wenigen Monaten wieder ab, die Quoten sind zu schlecht. Der Sender schiebt es auf das chaotische Konzept, nicht auf die angestaubte Persona Raab. Für so viel Nachsicht muss der Moderator dankbar sein. Inga Leschek, Chief Content Officer von RTL Deutschland, redete sich ihren teuren Raab-Deal schön.

Man muss sich gerade viel schönreden, wenn es um Stefan Raab geht. Noch sind die Verantwortlichen bereit zu diesen rhetorischen Verrenkungen. Aber Raab hat sein schon immer unbequemes Wesen stets im Tausch gegen Erfolge angeboten. Der ESC war lange eine dieser ungebrochenen Raab-Erfolgsgeschichten. Was passiert, wenn die Erfolge ausbleiben?

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