Vor allem Giovanni Zarrella kommt bei den "The Voice of Germany"-Fans gar nicht gut an.bild: ProSieben / SAT.1 / Richard Hübner
Meinung
Dieses Jahr gingen ProSieben und Sat.1 bei der Casting-Show "The Voice of Germany" ein großes Risiko ein. Alle Coaches wurden ausgetauscht, sogar Mark Forster räumte seinen Platz. Zwar hält die neue Besetzung der roten Stühle durchaus hochkarätige Namen bereit, dennoch hat der Promi-Cast nach den ersten Episoden einen schweren Stand.
Kritik hagelt es vor allem für Giovanni Zarrella. Der Vorwurf gegen den Sänger: Er lenkt die Aufmerksamkeit permanent auf sich selbst, statt den Talenten die Bühne zu überlassen. Damit sprechen die Fans einen validen Punkt an – doch es gibt noch mehr Probleme.
Giovanni Zarrella scheitert als "The Voice"-Coach
Natürlich: Nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die prominenten Coaches sollen hohe Quoten für "The Voice of Germany" generieren. Nicht umsonst gehören Song-Performances der Stars und Neckereien untereinander traditionell zum Programm der Show.
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Giovanni Zarrella übertreibt es jedoch maßlos. Mal verlässt er die Bühne, um die Mutter einer Kandidatin zu umgarnen, dann grätscht er bei einer Entscheidung dazwischen, obwohl Konkurrent Ronan Keating ihn geblockt hatte. Auch versuchte er schon, einem Kandidaten mit seinem Kumpel Michael Bublé am Telefon zu imponieren – peinlicherweise erfolglos.
Noch schlimmer sind nur seine wiederholten Liebesbekundungen für Mütter, die zusammen mit Gesangstalenten anreisen. Ein unangenehmeres Italien-Klischee kann Zarrella praktisch nicht bedienen.
Hier siehst du im Video: Dieser Auftritt bei "The Voice of Germany" sorgt für Gänsehaut:
Dabei hat er sogar eine eigene Show im ZDF, die sicherlich dazu dienen könnte, Talente zusätzlich zu promoten. Auch die Aussicht darauf jedoch scheint nicht wirklich überzeugen zu können. In der neuen Staffel wurde das einstige Bro'Sis-Mitglied einmal von Shirin David in Absperrband eingewickelt (inklusive "Maulkorb") – eine symbolträchtige Aktion, mit der die Rapperin vielen aus der Seele gesprochen haben dürfte.
Bei "The Voice" sitzt Zarrella ausgerechnet auf dem Stuhl, der zuvor Mark Forster zugewiesen war. Auch dies verleitet zum Schmunzeln, denn als Coaches in der Show haben die beiden etwas gemeinsam: Die Talente wollen einfach nicht in ihr Team, geben meist der Konkurrenz den Vorzug. Während Forster darauf aber immer wieder mit Selbstironie reagierte und das Beste aus den Gegebenheiten machte, will Zarrella sich mit seinem Schicksal offenbar erst einmal nicht abfinden.
Die Quoten sprechen übrigens auch eine klare Sprache: Keine Staffel der Show startete bislang schwächer als die jetzige. Nach einer kleinen Verbesserung war bei der Ausgabe am vergangenen Sonntag dann abermals eine heftige Flaute angesagt, lediglich 1,37 Millionen Menschen schalteten ein. Damit ernten die Sender, was sie gesät haben.
Schlager bei "The Voice"? Nein, danke!
Mit der Verpflichtung von Giovanni Zarrella setzten die "The Voice"-Verantwortlichen nämlich auch ein Zeichen, was die Ausrichtung der Sendung betrifft. Plötzlich vertritt ein Coach das Schlager-Genre in der Show.
Das ist ein durchaus gewagter Schritt – vor allem, wenn man bedenkt, dass Rockmusik auf Promi-Seite durch die schmerzliche Abwesenheit von Rea Garvey jetzt gar nicht mehr zur Geltung kommt. (Und nein, Tokio Hotel spielen keinen Rock. Zwar sind die Kaulitz-Brüder von allen aktuellen Coaches noch am nächsten dran, letztlich haben sie mit Rock aber auch nur so viel zu tun wie Eisbären mit Sonnenbrand.)
Kurzum lässt sich also festhalten: ProSieben und Sat.1 kennen allem Anschein nach ihre eigene Zielgruppe nicht. Wer soll ernsthaft überrascht sein, wenn ein Kandidat, der wie entfesselt einen Motörhead-Song auf der Bühne performt, beim besten Willen keine Lust auf Giovanni Zarrella hat?
Die Wahrheit mag hart sein, aber: Schlager ist auch 2023 noch uncool und hat daher in einer Show, die junge Menschen ansprechen soll, eigentlich nichts zu suchen. Wenn die Sender-Chefs schon nicht wenigstens Helene Fischer gewinnen können, sollten sie es ganz sein lassen. Erinnerungen werden wach an die vorletzte "DSDS"-Staffel, als Florian Silbereisen das Format als neuer Chef-Juror retten sollte – und kläglich scheiterte.
Giovanni Zarrella: Sogar Peter Maffay ist cooler
Nun ließe sich einwenden: Peter Maffay ist auch "uncool" und wurde 2022 als "The Voice"-Coach vom Publikum trotzdem viel positiver aufgenommen als jetzt Giovanni Zarrella. Der Grund dafür könnte allerdings kaum simpler sein: Der Alt-Star trat bescheiden und authentisch auf, verwandte seine ganze Energie auf die Nachwuchs-Sänger:innen statt auf sich selbst.
Peter Maffay überraschte das Publikum positiv als "The Voice"-Coach.Bild: Andre Kowalski/ProSieben/SAT.1/dpa
Ein rundum sympathischer Ansatz, von dem sich Giovanni Zarella durchaus eine Scheibe abschneiden könnte. Vielleicht ist er bis zu den Live-Shows ja ein wenig schlauer.
Seit über einem Jahr steht Rammstein in den Medien in keinem besonders guten Licht. Der Grund: Im Mai 2023 erhob die Nordirin Shelby Lynn schwerwiegende Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Frontmann Till Lindemann. Ihre Erfahrungen teilte die junge Frau damals auf Social Media. Seither kam es zu einer Ansammlung an ähnlichen Beschuldigungen gegen den Musiker.