Auch nach unserem Gespräch mit Fuffi wird immer noch nicht ganz klar, wer sich hinter der Kunstfigur versteckt. Aber vielleicht ist genau das der Charme an der Berliner Sängerin, die seit 2018 Musik macht. Vielleicht geht es nicht darum, ihre Figur zu verstehen, sondern darum, ihre Musik zu fühlen. Wir haben's im Gespräch bei dem Jubiläum der "Telekom Electronic Beats" trotzdem versucht.
Wer aufmerksam zuhört, bekommt einen Blick hinter die Fassade der Kunstfigur. Irgendwo zwischen Sonnenbrille, Synthesizer und seelischer Tiefe singt sie – mal laut lachend, mal leise verarbeitend – gegen das Vergehen der Zeit an. In ihren Liedern steckt mehr als Pop: ein Ringen mit dem Ich, mit der Liebe, mit dem Jetzt.
Wer Fuffifufzich ist, weiß man nie ganz genau – sie selbst sagt gegenüber watson, sie wurde "2018 in einem Kreuzberger Zimmer zwischen Musikinstrumenten geboren. Mit Sonnenbrille auf dem Gesicht – dass sowas passieren kann, wusste ich vorher auch noch nicht".
Kunstfigur durch und durch eben, die tatsächliche Geburt ihrer Schöpferin war in den 90ern. Doch um die soll es heute nicht gehen.
Eigentlich, zumindest. Und doch erzählt sie, dass sie in ihren Texten viel verarbeite und die Musik für sie "zu einem extrem wichtigen Kanal" für ihr Innerstes geworden ist. Das Schaffen von Musik sei ein "seelischer Ausgleich" zu ihrem Leben. Denn:
Fuffifufzich spricht über Zeit, als sei sie eine flüchtige Mitbewohnerin: Mal wohnt sie zu lange, mal zieht sie zu schnell wieder aus. In ihrem neuen Album kreist sie um diese eigenartige Beziehung – zur Vergangenheit, zur Gegenwart, zu sich selbst.
"Zeit hat viel mit Liebe zu tun", sagt sie, als wir auf das Thema ihres zweiten Albums mit dem Titel "Feel zu spät" kommen. "Beziehungsweise: Liebe braucht viel Zeit." Ausgerechnet die Vergänglichkeit der Dinge beschäftigt sie sehr, "dieses Gefühl davon, an einem bestimmten Punkt in meinem Leben angekommen zu sein, aber dadurch etwas anderes zu verpassen". Zeit werde dadurch zu "etwas sehr Beängstigendem, weil sie eben einfach so vergeht".
Wer ihre Songs hört, merkt, dass da viel passiert ist. Viel wurde durchlebt, verdaut, umgeformt. Manches davon tanzt sich leichtfüßig durch den Synthpop, anderes schwebt schwer über den Beats, wie melancholischer Nebel nach einer durchtanzten Nacht.
Und ja, wieder geht es um Herzschmerz. In "Ich liebe dich eventuell für immer" gehe es darum, dass "man dachte, man liebt sich für immer und trotzdem verabschiedet man sich aus dem Leben des anderen", sagt sie. Eine bittersüße, schmerzhafte Erkenntnis.
Und doch sieht Fuffifufzich es nicht als das Ende, sondern als den Anfang: "Ich würde sagen: Er geht vorbei, der Schmerz vom Heartbreak", sagt sie, nicht ganz ohne Pathos. "Früher wurde das immer zu mir gesagt und ich habe mich darüber aufgeregt, aber es stimmt einfach." Sie sei aber keine Liebesexpertin und könnte nur von eigenen Erfahrungen sprechen, erklärt sie mit einem Lachen.
Dass sich aus etwas Schmerzendem etwas Neues entwickeln kann, ist für sie eine entscheidende Erkenntnis: "Bei mir ist durch diese 'Heartbreakerei' alles losgegangen. Ich hab den Schmerz dann kreativ genutzt." Es ist diese Offenheit, die überrascht – obwohl man die Kunstfigur Fuffifufzich längst als Ironie-getränkte Projektionsfläche kennengelernt hat.
Denn Humor ist ihr größtes Werkzeug. Nicht, um zu flüchten, sondern um durchzukommen: "Ich liebe Humor, weil es ein Vehikel sein kann, um freier über Dinge zu sprechen, die sonst vielleicht zu schmerzhaft sind", erklärt sie.
Dass sich hinter der Fassade mehr verbirgt, spürt man im zweiten Album "Feel zu spät" deutlicher denn je. Weniger Ironie, mehr Tiefe. Weniger Maske, mehr Mut zu wachsen: "Im zweiten Album bin ich da noch ernster, persönlicher geworden", sagt sie fast beiläufig, als ob das kein großer Schritt wäre.
Die Fuffifufzich-Tour hat gerade ihren lautesten Moment hinter sich. Was jetzt kommt, ist das Gegenteil: Rückzug. Ruhe. Schreiben. "Der Rest des Jahres wird ein bisschen ruhiger", kündigt sie an.
Aber untätig ist sie nicht, neue Songs entstehen. Erst im Juni wurde Feature namens "Schrott" mit Alli Neumann released und bereits im August soll es eine neue Single geben.
Doch dann wird es still und die Arbeit abseits der Bühne beginnt. Und irgendwo zwischen Synthesizer und Notizbuch werden sie wieder verarbeitet: die tiefen Emotionen einer jungen Generation – verborgen hinter der Sonnenbrille einer Kunstfigur. Aber keine Sorge: Fuffifufzich hat es uns versprochen – "ich komme wieder".