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"Markus Lanz": Ex-VW-Chef Diess irritiert mit Aussagen – Moderator provoziert

ARCHIV - 16.12.2019, Hamburg: Markus Lanz, Moderator, präsentiert die ZDF-Aufzeichnung des Jahresrückblicks «Menschen 2019». Die Sendung «Markus Lanz - Das Jahr 2022» ist diesmal erneut für den 15. De ...
Markus Lanz nahm Ex-VW-Chef Diess in die Mangel.Bild: dpa / Axel Heimken
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Ex-VW-Chef Diess irritiert bei "Lanz" mit Aussagen – Moderator provoziert

11.11.2022, 06:49
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China ist seit 2016 Deutschlands größter und bedeutendster Handelspartner. Man zählt Importe und Exporte von insgesamt 245 Milliarden Euro. Die Chancen und Risiken der engen deutsch-chinesischen Handelsverflechtungen müssen in Zeiten wie diesen näher betrachtet werden. Wann kann man von einem Abhängigkeitsverhältnis sprechen? Und wie kommt man da wieder raus? Diese Fragen bespricht Markus Lanz heute mit vier Gästen.

Gäste bei "Lanz" am 10. November 2022

  • Herbert Diess (Ex-VW-Chef)
  • Boris Palmer (Oberbürgermeister von Tübingen)
  • Roman Pletter (Leiter des Wirtschaftsressort der "Zeit")
  • Maja Göpel (Politikökonomin und Transformationsforscherin)

Volkswagen, ein Vorreiter in der Elektromobilität?

Der ehemalige Chef des Automobilkonzerns Volkswagen, Herbert Diess, ist zu Gast und äußert sich in dieser Sendung zu den Protestbewegungen der Klimaaktivisten. Überraschenderweise könne er die Intention sehr gut verstehen:

"Über die Protestart lässt sich streiten. Wir müssen den Aufschrei der nächsten Generation ernst nehmen, denn wir sind zu langsam mit der Klimawende."
20220616 VIP Event Wiener Elektro Tage 2022 WIEN, OESTERREICH - JUNI 16: Vorstandsvorsitzender Herbert Diess Volkswagen AG bei VIP Event - Wiener Elektro Tage 2022 bei ORT am 16. Juni 2022 in Wien, Oe ...
Herbert Diess war zu Gast bei "Lanz".Bild: IMAGO/SEPA.Media / imago images

Auch Moderator Markus Lanz ist überrascht von seiner Antwort: "Der ehemalige Chef von VW, der für so viel CO2 Ausstoß verantwortlich ist, versteht das?", provoziert er ihn. Aber Diess geht darauf nicht ein, benennt sich und seine ehemalige Firma eher zum "Pionier der Elektrowende". Markus Lanz macht ihn darauf aufmerksam, dass der Diesel-Skandal bei VW für eine Elektrowende gesorgt hätte.

Diess berichtet jedoch, dass die Idee schon viel früher da war: "Die Zeit war reif, wir haben das dann mit Vehemenz umgesetzt." "Davor haben sie mit Vehemenz dagegen lobbyiert", kontert Lanz. Dem widerspricht Diess und lenkt vom Thema ab.

Herbert Diess: "Wir überschätzen die Abhängigkeit von China"

Wir würden in Deutschland die Abhängigkeit von China überschätzen, sagt Diess. Die staatsorientierte Politik in China würde zukünftig zu einem sinkenden Wachstum führen. Seine These stützt er auf den aus seiner Sicht falschen Kurs der Regierung unter Präsident Xi JingPing. Seine Politik sei stark leninistisch und würde den privaten Sektor zurückdrängen. Die Kommunistische Partei führe China in eine Phase des geringeren Wachstums und "in einen Marxismus, der letztlich für China nicht funktionieren wird", sagt er.

Außerdem könne man diese Abhängigkeit "jederzeit ändern", sagt er. Dafür sei es nicht zu spät, denn die "Neu-Industrialisierung der Welt beginnt erst jetzt". Die Politikökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel sitzt neben ihm und schaut ihn verdutzt an.

Würde uns ein demokratisches China gefährden?

"Als Land wird Deutschland nicht unabhängig sein können", stellt Diess klar. "Das ist per se nichts Schlechtes", fügt er hinzu. "Abhängigkeiten führen dazu, dass man miteinander redet." Man würde sich in Deutschland mit Abhängigkeiten schwertun. Hat er schon mitbekommen, was die Abhängigkeit von Russland gerade mit Deutschland macht?

Der Journalist der "Zeit" Roman Pletter verweist auf diese problematische Situation: "Wir sind teilweise in Situationen geraten, wo uns Abhängigkeiten politisch weniger handlungsfähig gemacht haben. In so eine Situation zu kommen, ist schon problematisch." Man darf auch nicht vergessen, dass man hier von einem Land spricht, dass Taiwan angreifen könnte. Dieses Risiko müsse man ernst nehmen, so Pletter.

"Ich bin irritiert, dass sie das einfach so wegwischen, als wäre das kein Problem", kritisiert Pletter den Ex-VW Chef. Man solle sich fragen, wie man mit China koexistieren kann, ohne die Fehler der Russlandpolitik zu wiederholen. Unser Wirtschaftsmodell ohne China aufrechtzuerhalten, sei nämlich unmöglich.

In einem anderen Zusammenhang behauptete Diess: "Wenn wir nur noch Geschäfte mit Demokratien machen, dann ist unser Markt nur noch bei zehn Prozent." Über diese Aussage möchte Lanz sprechen. Würde uns ein demokratisches China etwa gefährden? "Die Menschen, die nach unseren demokratischen Werten leben, liegen bei ungefähr zehn Prozent der Weltbevölkerung", erklärt er, "in einer exportorientierten Volkswirtschaft ist das nicht möglich." Schenkt man diesen Worten Glauben, ist die Abhängigkeit – wirtschaftlich betrachtet – von einem autoritären Staat ein Erfolgsmodell.

Diskriminierung von Uiguren in China: Diess verteidigt Werk in Xinjiang

China steht wegen seines Umgangs mit der Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang seit Jahren in der Kritik. In dieser Region hat Volkswagen ein Werk. Ein aus 2019 stammendes Interview eines BBC-Journalisten mit Herbert Diess wird im Studio eingespielt. Diess behauptete, nichts von den Zwangsarbeitslagern in Xinjiang zu wissen. "Haben Sie die Wahrheit gesagt?", fragt ihn der Moderator Lanz. "Ja, ich versuche immer die Wahrheit zu sagen", antwortet Diess.

Roman Pletter glaubt ihm das nicht: "Ich finde es bemerkenswert, wenn der Chef eines solchen Unternehmens nichts darüber weiß, wenn man dort ein Werk hat. Finde ich keine Glanzleistung."

Nach mehrfachen Enthüllungen darüber, wie extrem die Unterdrückung der Uiguren in den Umerziehungslagern ist, ließ Diess das Werk in Xinjiang weiter in Betrieb: "Ich habe immer die Position vertreten: Es ist besser, dort zu bleiben, diesen Standort aufrechtzuerhalten, als den Standort zuzumachen", argumentiert Diess seine Entscheidung. Das Werk sei vor seiner Zeit bei VW gegründet worden, um die Region nach vorne zu bringen.

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