"Diese Sendung heute kann Leben retten", kündigt Moderator Steffen Hallaschka zu Beginn an. Es geht um Sepsis, auch als Blutvergiftung bekannt. Außerdem ist die ehemalige Drogen- und Alkoholkonsumentin Caro im Studio, die sich aus 20 Jahren Drogenabhängigkeit und dem Frankfurter Bahnhofsviertel gekämpft hat.
Sepsis ist leise, unscheinbar und kann mit voller Wucht treffen. Sie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die auftritt, wenn der Körper eine extreme Reaktion auf eine Infektion aufweist. Sie kann zu Organversagen und sogar zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Georg Winterling, ein 40-jähriger Familienvater, wird nach einem kleinen Schnitt am Zeigefinger aus dem Leben gerissen. Die Infektion breitete sich aus und beeinträchtigte die Durchblutung seiner Arme und Beine. So starb sein Gewebe und bevor sich dieses tote Gewebe noch verbreitet, muss er vierfach amputiert werden.
Seine Frau wurde ins Krankenhaus gerufen, um sich von ihm zu verabschieden, doch sie weigerte sich. "Ich stand jeden Tag an seinem Bett und wusste, dass er uns nicht im Stich lassen würde", berichtet sie. Und sie sollte recht behalten. Nach 16 Tagen erwachte ihr Ehemann aus dem Koma.
Nach den Operationen beginnt Georg Winterlings wahrer Kampf. Es folgen Reha, Physiotherapie und Bewegungsbäder. Nach neun Monaten im Krankenhaus kehrt Georg Winterling nach Hause zurück, wo er von Frustration überwältigt wird: "Ich war immer ein unabhängiger Mensch. Und auf einmal konnte ich nicht einmal mehr eine Schublade alleine öffnen."
In seinem Alltag dreht sich alles darum, seine Mobilität wiederzubekommen, während seine Frau wieder arbeiten gehen muss. In der Zwischenzeit wird er von den besten Physiotherapeuten begleitet und für Prothesen getestet. Als er das erste mal die Beinprothesen trägt, läuft er alleine durchs Wohnzimmer. Ganz sorgenfrei ist er dabei aber nicht: "Jetzt runterzufallen … das wäre schon ziemlich schlimm. Eine gebrochene Rippe oder so kann ich mir jetzt nicht leisten. Deswegen gehe ich ganz vorsichtig auf Krücken."
Die Prothesen sind von entscheidender Bedeutung, um wieder an sein früheres Leben anzuknüpfen. Er bemüht sich, sich an sie anzupassen und mit ihnen seinen Alltag zu bewältigen. Dabei bleibt er zuversichtlich. "Es wird alles wieder gut werden, irgendwie", sagt Georg und lächelt aufrichtig in die Kamera.
Heute ist Georg Winterling im Studio zu Gast. Auf die Frage des Moderators, ob er je gedacht hätte, dass eine so kleine Sache wie ein Schnitt am Finger so drastische Konsequenzen haben könnte, antwortet Georg: "Es ist unglaublich und ich hätte es nicht für möglich gehalten. Dabei ist es eine Lappalie, dieser Schnitt am Finger. Aber es ist nun mal passiert."
Neben Georg Winterling und Moderator Steffen Hallaschka sitzt auch Dr. Carola Holzner, ebenfalls bekannt als "Doc Caro". Sie warnt vor zu langem Abwarten bei einer Infektion:
Man spreche bei so einer Infektion von "The golden hour of time". "Je früher eine Sepsis erkannt und Antibiotika verabreicht wird, desto wahrscheinlicher ist eine komplette Genesung", führt sie weiter aus. Daher sollten Patient:innen ihre Ärzt:innen stets darauf aufmerksam machen, eine Untersuchung auf Sepsis durchzuführen, wenn eine Infektion vorliegt.
Beim nächsten Thema geht es um Drogenabhängigkeit. Caro hat sieben Jahre im Frankfurter Bahnhofsviertel gelebt. 20 Jahre lang war sie drogenabhängig. "Das Bahnhofsviertel ist wie ein Magnet. Es zieht einen immer wieder hier her." Mit dem Team von "Stern TV" klappert sie ihre alten und bekannten Lebensmittelpunkte am Hauptbahnhof ab.
"Hier haben wir uns mit Dealern getroffen", erzählt Caro und zeigt auf die U-Bahn Ebene des Frankfurter Hauptbahnhofs. "Es war ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei", fügt sie hinzu. 200 bis 500 Euro brauchte sie am Tag für Drogen und Alkohol.
Im Jahr 2017 kam es bereits zu einem Zusammentreffen von "Stern TV" und Caro. Damals befand sie sich in einem tiefen Loch voller Drogen und Alkohol. Ihr passte es nicht, dass da jemand mit Kameras filmte und ging auf das Kamerateam zu. Sie pöbelte den Sicherheitsmann an und drängte die Journalisten dazu, in einem Sonnenstudio Zuflucht zu suchen. Währenddessen wartete sie vor der Tür mit einer zerbrochenen Glasflasche.
"Zu was wärst du damals bereit gewesen?", fragt einer der Journalisten sie heute. "Zu allem. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, aber ich war bereit, Menschen wehzutun", antwortet sie.
Besonders schwierig wird es für Caro, als sie an einer bestimmten Bar vorbeiläuft. "Ich wurde hier vergewaltigt", erzählt sie und kann die Tränen nicht zurückhalten:
Doch die Polizei und Rettungskräfte hatten andere Pläne für Caro. Sie wurde aus den Gleisen geholt und in eine Psychiatrie eingewiesen. Dort erholte sie sich vollständig von 20 Jahren Drogenabhängigkeit und ist bis heute "clean". Sie hat in den letzten vier Jahren keinen Schluck Alkohol getrunken und auch keine Drogen mehr angerührt.
"Es war ein langer Weg, aber ich bin froh, dass ich es geschafft habe", sagt die 45-Jährige. Heute lebt sie in Detmold auf dem Land und ist in einer glücklichen Beziehung. Sie arbeitet als Reinigungskraft in einem Fitnessstudio und ehrenamtlich in einem gemeinnützigen Verein.