Eine Corona-Prognose, die steigenden Lebensmittelpreise und der Krieg in der Ukraine – Sandra Maischberger schaut in der zweiten Ausgabe ihrer Sendung in dieser Woche auf die bestimmenden Themen. Als Gäste sind dabei:
Er war für viele auch ein Kandidat für den Posten des Außenministers. Geworden ist Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) Bundeslandwirtschaftsminister. Aber er sei "ein Landwirtschaftsminister mit außenpolitischer Seele", begrüßt ihn Maischberger in ihrer Sendung. Und so geht es in ihrem Talk auch um den Krieg in der Ukraine und nicht um die Probleme der deutschen Bauern. Özdemir ist überzeugt:
Sein Parteikollege Robert Habeck mache es schon richtig: Weg von der Abhängigkeit von Putin in Energiefragen, auch wenn man "vorübergehend leider Geschäfte mit den kleinen Putins" machen müsse. Daneben müsse der Westen der Ukraine helfen. "Indem wir die Ukraine soweit stärken, dass sie sich selber verteidigen und gegen Russland zurück kämpfen kann." Derweil betreibe Putin aber ein gefährliches Spiel: Er bringe die Landwirtschaft in der Ukraine, speziell im Donbass, zum Erliegen und die Truppen würden sogar im großen Stile Weizen stehlen.
Außerdem werde verhindert, dass die Ukraine die Ernte des vergangenen Jahres exportieren kann. Das hat fatale Folgen. "50 Prozent des Weizens für das World Food Program stammt aus der Ukraine, das kompensieren Sie nicht so leicht. Das ist der Versuch, den Konflikt auf den Rest der Erde zu übertragen." Die westlichen Staaten müssten nun zusammenarbeiten, auch wenn es darunter "faule Eier" wie Ungarn und die Türkei gebe, findet Özdemir.
Nicht nur beim Weizen könnte es knapp werden: Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte Aufsehen erregt mit dem Hinweis, dass es für Privathaushalte sinnvoll sei, Notvorräte anzulegen. Özdemir spielt die Bemerkung herunter. "Das ist ja nicht neu, das steht auf unserer Website drauf." Es gebe aber einen wichtigen Unterschied zu beachten: "Nicht horten, nicht hamstern – wenn man das macht, trägt man dazu bei, dass die Preise weiter steigen." Er hofft, dass der Krieg bald ende, glaube aber nicht so recht daran. Daher dürften auch die Preise weiter steigen. Und dann sieht Özdemir Handlungsbedarf. "Dann werden wir uns als Regierung damit beschäftigen müssen, was wir noch machen können, um zu entlasten."
Gehandelt hat auch CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz. Ziemlich überraschend und öffentlichkeitswirksam hat er Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew besucht. Theo Koll findet, dass Merz Recht hatte damit. "Jeder Besuch ist angebracht in dieser Lage" – auch, wenn Merz mit dieser Aktion ein besseres Abschneiden seiner CDU bei den anstehenden Landtagswahlen in NRW und Schleswig-Holstein im Kopf gehabt habe sollte. "Natürlich stehen diese Termine alle unter dem nicht unbegründeten Verdacht, dass sie auch PR-Aspekte haben."
Für Hanna Bethke von der Neuen Zürcher Zeitung“ ist Merz' Besuch hingegen "in erster Linie Symbolpolitik". Sie findet: "Da macht ein Oppositionspolitiker Wahlkampf im Kriegsgebiet."
Denn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im Gegensatz zu Merz entschieden, vorerst nicht nach Kiew zu reisen, weil Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zuvor von seinem geplanten Ukraine-Besuch ausgeladen wurde. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte Scholz daraufhin als "beleidigte Leberwurst" bezeichnet. Für Hanna Bethke ein Affront.
Der Kolumnist Sascha Lobo verseht die Aufregung nicht: "Für mich ist Leberwurst was total Leckeres und keine Beleidigung", sagt er scherzhaft. Über so etwas müsse man hinweg sehen können, angesichts der Lage, in der sich die Ukraine befindet. Außerdem ist er der Überzeugung, dass ohne die provokanten Äußerungen von Melnyk einige Entscheidungen der Bundesregierung so nicht getroffen worden wären, die die Unterstützung der Ukraine betreffen.
Neben dem Ukraine-Krieg ist Corona, das beherrschende Thema der vergangenen zwei Jahre, komplett in den Hintergrund gedrängt worden. Nun, da Maischberger ihre Wochensendezeit verdoppelt hat, wagt sie jedoch wieder einen Blick auf die Viren-Situaton und hat dazu den amerikanischen Virologen Anthony Fauci zugeschaltet. Er ist Berater der US-Regierung in der Pandemie und war es auch schon unter Donald Trump. "Das war eine schwierige Zeit", gibt er zu und meint damit mehr den Präsidenten als die Pandemie.
Aber auch diese hat mittlerweile für ihn den Schrecken verloren. "Ich glaube nicht, dass wir allzu sehr alarmiert werden sein sollten." Jede neue Variante sei bisher zwar ansteckender, aber auch schwächer in ihrer Wirkung gewesen als die vorige.
Das sieht auch Frank Ulrich Montgomery so, Vorsitzender des Weltärztebundes. Er glaubt nicht ans Auftreten einer "Killervariante", vor der etwa Gesundheitsminister Karl Lauterbach gewarnt hat. Allerdings gibt auch er zu bedenken: "Wir müssen uns auf den Herbst vorbereiten." Es gelte noch einmal, die Impfquote zu erhöhen.
Dafür, dass die Impfpflicht gescheitert ist und Gesundheitsminister Lauterbach insgesamt eher glücklos zu agieren scheint, hat er eine Erklärung: Die Ampelkoalition und die unterschiedlichen Interessen der drei beteiligten Parteien, vor allem die der FDP, seien Schuld: "Ich glaube, dass Karl Lauterbach mehr könnte, als ihn manche Leute mit ihren Freiheitsgedanken lassen."