Freiwillig verzichten wohl nur die wenigsten Menschen auf ausreichend Schlaf. Leute, die im Schichtdienst arbeiten, kommen aber manchmal nicht darum herum, die Nacht zum Tag zu machen. Andere haben mit Schlafstörungen zu kämpfen oder wollen vielleicht ihre körperlichen Grenzen austesten.
Feststeht: Ein erwachsener Mensch braucht in der Regel über Nacht sieben bis acht Stunden Schlaf. Manche Menschen schwören auf Powernaps oder das altbekannte Mittagsschläfchen. Wenn man nun aber auf all das verzichten würde, wie lange könnte ein Mensch ohne Schlaf auskommen? Die Wissenschaft hat sich dem bereits gewidmet.
264 Stunden – so lange hat es Randy Gardner 1965 ausgehalten. Elf Tage am Stück war der damals 17-jährige Schüler aus den USA wach.
Ein Wissenschaftler, der Gardner bei seinem Schlafentzug beobachtete, dokumentierte im Verlauf des Experiments Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Halluzinationen. Im Anschluss soll der 17-Jährige über 14 Stunden am Stück geschlafen haben.
Nach Randy Gardner gab es Menschen, die noch länger am Stück wach geblieben sind. Den Weltrekord hält Robert MacDonald mit fast 19 Tagen. Wegen gesundheitlicher Risiken nimmt das "Guinness World Records"-Komitee aber seit 1997 keine neuen Schlafentzug-Rekorde mehr auf.
Doch wie sehen die Auswirkungen von Schlafmangel auf die körperliche und mentale Gesundheit aus? Das Wissenschaftsmagazin "Quarks" beschreibt in einem Beitrag, was mit dem Körper passiert, wenn man für einen längeren Zeitraum auf das Schlafen verzichtet.
Nach 24 Stunden ohne Schlaf würden sich demnach bereits unsere neurokognitiven Fähigkeiten verschlechtern. Das hat beispielsweise zur Folge, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspanne verkürzt und das Langzeitgedächtnis nachlässt.
Außerdem sei unser Immunsystem geschwächt und könne Krankheitserreger nicht mehr so gut abwehren. Gleichzeitig entwickeln wir Heißhunger. Das hängt laut "Quarks" damit zusammen, dass bei Übermüdung das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert werde.
Das Verlangen nach kalorienreichem Essen, also einer unausgewogenen Ernährung, zum Beispiel Fast Food wie Döner oder Burger, steigt an.
Nach zwei schlaflosen Tagen verliert der Körper die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit und schaltet infolgedessen in einen Stressmodus um. Die körperlichen Symptome, die der Schlafmangel nach sich zieht, sind ein erhöhter Herzschlag und Blutdruck. Außerdem kann es zu Sprachfindungsschwierigkeiten kommen.
Das Gehirn verlangt nach einer Pause, was sich in Sekundenschlaf ausdrücken kann. Das ist insbesondere dann gefährlich, wenn man mit Schlafentzug Auto oder andere Fahrzeuge selbst fährt. Laut Studien verursachen übermüdete Fahrer:innen immer wieder Unfälle, die mitunter tödlich enden können.
Nach 72 Stunden ohne Schlaf verwandelt man sich laut "Quarks" in einen Zombie – zumindest kognitiv. Das bedeutet, man fängt an zu halluzinieren, verfällt in Angstzustände oder Paranoia.
Zum Tod führen ein paar Tage Schlafentzug bei einem gesunden Erwachsenen nicht. Wenn einem allerdings zum Beispiel eine Erkrankung über Monate hinweg den Schlaf raubt, ist der Tod nicht auszuschließen.