Schön sein, schlank sein, möglichst gesund sein: Wer auf der Suche nach den "ultimativen" Tipps ist, um möglichst perfekt durch das Leben zu schreiten, der ist auf Tiktok genau richtig. Täglich kommt ein neuer Hype in die Bubble, meist verkauft als Gesundheits-Gamechanger, aber nicht selten ein Vorwand, um möglichst norm-schön zu sein – oder eben zu werden.
Wie das ARD Team Recherche auf ihrem Tiktok-Kanal berichtet, ist ein aktueller Tiktok-Trend besonders gefährlich: Tracking via Glukose-Sensor, oder auch der Glukose-Trick genannt. Besonders "Medinfluencer" wie "DocAlina" werben für den Trend und werden aktuell von anderen Tiktok-User:innen stark kritisiert. Was ist das eigentlich und was macht diesen Trend so gefährlich?
Bei der kontinuierlichen Glukosemessung befindet sich ein Sensor mit einer winzigen Elektrode im Unterhautfettgewebe. Dieser misst in kurzen Abständen den Zucker im Gewebe. Das ist vor allem für Menschen wichtig, die an der umgangssprachlichen "Zuckerkrankheit" leiden. Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper dauerhaft zu hohen Blutzuckerwerten ausgesetzt ist. Grund dafür: Das Hormon Insulin wird entweder gar nicht mehr oder nicht mehr ausreichend produziert.
Das erste "Continuous Glucose Monitoring System" (kurz CGM), also der weiße Sensor für den Oberarm, kam 1999 auf den Markt, in Deutschland war das erste alltagstaugliche CGM-System 2004 erhältlich. In den letzten zehn Jahren ist innerhalb der Forschung und Entwicklung einiges passiert, Menschen mit Diabetes kommen dank moderner Technologie ohne Stich in den Finger aus.
Die Kosten für Diabetiker:innen übernehmen die Krankenkassen nach ärztlicher Verordnung unter bestimmten Voraussetzungen, unter anderem, wenn eine Insulingabe notwendig ist. Der Kauf eines CGM-Systems wird hierbei meist in der Apotheke getätigt.
Verschiedenste Lifestyle-Unternehmen, aber auch Influencer:innen auf Tiktok, hypen die CGM-Sensoren als Möglichkeit, um verschiedenste Fitness- und Beautyziele zu erreichen. Da die meisten der Lifestyle-CGMS nicht für den Gebrauch für Diabetiker:innen geeignet sind, entsteht so kein Mangel an Tools für erkrankte Personen.
Preislich ist man für ein Lifestyle-CGM schon ab 25 Euro dabei, nach oben ist natürlich keine Grenze gesetzt. Dennoch ist die Anschaffung keine kostengünstige Angelegenheit: Da der CGM-Sensor circa alle 15 Tage gewechselt werden muss, kann das bis zu mehrere hundert Euro im Monat kosten.
Gleich vorweg: Für Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, ist die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers lebensnotwendig. Welche Methode hierbei die beste ist, ist individuell je nach Krankheitsverlauf abzuwägen und unter ärztlicher Aufsicht abzuklären.
Anders bei gesunden Menschen: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG empfiehlt kein Glukose-Monitoring für Nicht-Diabetiker:innen. Grund dafür ist die mögliche, falsche Interpretation der Werte, da ein gesunder Körper den Blutzucker-Spiegel allein regeln kann.
Das Versprechen der Influencer:innen ist klar: besser schlafen, Gewichtsabnahme, keine Stimmungsschwankungen und hormonelle Beschwerden mehr, ganz nebenbei wird auch noch Krebs vorgebeugt.
Klar ist jedoch, dass das alleinige Tracken des Blutzuckers und die Anpassung der Mahlzeiten nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt. Außerdem werden gerne "Fakten" auf Social Media geteilt, die noch genauer erforscht werden müssen oder zu denen es keine klare Datenlage gibt.
Außerdem kann der Sensor selbst Hautirritationen, Schmerzen und Juckreiz auslösen. Im schlimmsten Fall kann es auch zu Allergien kommen. Grund dafür sind die Plastikverklebungen des Sensors, die auf die Dauer die Haut reizen können.
Vorsicht auch bei der Dosierung von Apfelessig, ein essentieller Step in der Routine für alle, die den Glukose-Trick anwenden. Denn wenn auch keine CGM-Sensoren genutzt werden, soll beim Glukose-Trick ein Glas Apfelessig mit Wasser verdünnt 20 Minuten vor dem Essen den Blutzuckerspiegel regulieren.
Essig, insbesondere Apfelessig, kann bei Überdosierung zu Speiseröhrenverletzungen führen, indem er Entzündungen und Verätzungen verursacht. Eine langfristige und hohe Einnahme kann zudem zu Kaliummangel führen und der Essig hat keine überzeugende Wirkung gegen Verdauungsprobleme wie Verstopfung und Völlegefühl – wie gerne angepriesen.
Zusätzlich kann der regelmäßige Konsum von Essig den Zahnschmelz schädigen – vor allem, wenn der Essig-Drink vor jeder Mahlzeit konsumiert wird.
Wer gerne auf seine Gesundheit achten möchte, jedoch aber an keiner Erkrankung leidet, kann mit einer ausgewogenen Ernährung und moderater Bewegung viel erreichen. Ein Glukose-Sensor oder anderwärtige Tools sind dafür nicht nötig.