Seit der Coronapandemie spielen sich vor vielerlei Augen dramatische Szenen ab, wenn Menschen von der Gefahr einer neuen Krankheit lesen, die sich auszubreiten droht. Krisenstimmung, Lockdowns, Test- und Impfmarathons ... dabei muss das gar nicht sein.
Viele Warnungen, etwa des Robert-Koch-Instituts, sind zwar eindringlich, eine weitere Pandemie droht in den meisten Fällen jedoch nicht. Dennoch müssen die Krankheiten ernst genommen werden – etwa durch einen regelmäßigen Impfschutz. Dieser droht bei einer sich nun ausbreitenden Krankheit zu schwinden: der Diphtherie.
Die Diphtherie, einst als "Würgeengel der Kinder" gefürchtet, galt in Deutschland lange Zeit als nahezu ausgerottet. Doch das Robert Koch-Institut (RKI) schlägt nun Alarm: Die gefährliche Infektionskrankheit breitet sich wieder aus. In seinem aktuellen "Epidemiologischen Bulletin" warnt das Institut vor einem bundesweiten Ausbruch – erstmals seit Jahrzehnten.
Seit Herbst 2022 wurden dem RKI zufolge bundesweit 126 Fälle der respiratorischen Diphtherie gemeldet, also einer Form, die die Atemwege betrifft. Besonders geflüchtete, wohnungslose, ungeimpfte sowie ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind demnach von der Krankheit betroffen.
Diphtherie wird durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae ausgelöst. Es produziert ein Toxin, das zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Ein besonders gefährliches Symptom sind Schwellungen im Halsbereich, die im äußersten Fall Atemnot oder gar Ersticken verursachen können. Unbehandelt kann das Gift auch Organe wie Herz, Leber und Nieren angreifen.
Das RKI schreibt, dass es im Vergleich zu den vergangenen Jahren derzeit "vermehrt Fälle von respiratorischer Diphtherie gibt, die zum Teil auch schwer oder tödlich verlaufen".
Einerseits sind die Infektionszahlen derzeit zwar noch gering. Doch erst im Dezember 2024 hatten Expert:innen vor einer sinkenden Anzahl an Impfungen, unter anderem gegen Diphtherie, gewarnt. Nur etwa 64 Prozent der Kinder im Alter von 15 Monaten seien vollständig gegen Diphtherie immunisiert.
Reinhard Berner, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), warnte damals vor der Gefahr schwindender Impfbereitschaft:
Dabei ist eine Impfung nach wie vor der beste Schutz gegen die Krankheit. Für Kinder empfiehlt die Stiko eine Grundimmunisierung in den ersten Lebensmonaten – aufgeteilt auf drei Impfungen im Alter von zwei Monaten, vier Monaten und elf Monaten – sowie Auffrischungen im Vorschul- und Jugendalter.
Erwachsene sollten ihren Impfschutz hingegen alle zehn Jahre erneuern. Auch eine Kombi-Impfung, die den Tetanus-Schutz auffrischt, bietet sich an. Besonders vor Reisen sollte der Impfstatus gecheckt und gegebenenfalls gehandelt werden.
Wer als Kind nicht geimpft wurde, kann die Grundimmunisierung übrigens in jedem Alter nachholen.
(mit Material der dpa)