Nahrungsmittelallergien sind weit verbreitet. Besonders auf Erdnüsse reagieren viele Menschen empfindlich. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) machen Erdnuss- und Haselnuss-Allergien schätzungsweise 20 Prozent der Nahrungsmittelallergien aus.
Auf Lebensmittelprodukten wird daher häufig vor möglicherweise enthaltenen Spuren gewarnt. Wenn Allergiker:innen doch mal Erdnüsse essen, kann das schwere allergische Reaktionen mit Atemnot und einem Kreiskaufkollaps auslösen.
Eltern bekommen deshalb eingetrichtert, ihre Babys lieber von Nüssen fernzuhalten, falls sie allergisch reagieren sollten.
Eine Studie zeigt jetzt, dass genau das Gegenteil sinnvoll sein könnte. Und Familien ihren Kindern unbedingt schon früh Erdnussbutter füttern sollten.
Vor etwa 15 Jahren starteten Forschende eine klinische Studie mit 640 Kindern, die ein hohes Risiko für eine Erdnussallergie aufwiesen. Sie alle waren damals zwischen vier Monaten und fünf Jahren alt. Für die Studie verzichtete die Hälfte von ihnen auf Erdnüsse, bei der anderen wurden Erdnüsse fester Bestandteil der Ernährung. Und zwar in Form von cremiger Erdnussbutter, sodass es keine Erstickungsgefahr gab.
Bereits damals hatten erste Ergebnisse gezeigt, dass der Verzehr von Erdnussbutter bei Kindern zu einer drastischen Verringerung der Allergien führte, wie die "BBC" 2015 berichtete.
Die Forschung des King‘s College in London wurde fortgesetzt, um den langfristigen Effekt der Ernährung und dessen Auswirkungen für Allergien zu testen.
Wie die BBC jetzt mit Verweis auf das "New England Journal of Medicine" (NEJM) berichtet, hält der Schutz tatsächlich bis ins Teenageralter der teilnehmenden Kinder an – unabhängig davon, ob die Kinder weiterhin Erdnüsse essen oder sie mittlerweile aus ihrer Ernährung gestrichen haben.
Das Erstaunliche: Bei Jugendlichen, die bis zum Alter von fünf Jahren Erdnussbutter gegessen hatten, war die Wahrscheinlichkeit, eine Allergie zu entwickeln, um 71 Prozent geringer als bei denen, die Erdnussprodukte mieden.
Nur vier von 100 Hochrisikokindern, die bis zu ihrem fünften Lebensjahr regelmäßig Erdnussbutter zu sich nahmen, hatten später eine Allergie. Bei denen, die vollkommen auf Erdnüsse verzichten, lag die Zahl deutlich höher: Etwa 15 von 100 entwickelten eine Allergie.
"Wir haben gute Gründe anzunehmen, dass der Schutz ein Leben lang anhält", wird Professor Gideon Lack vom King’s College London von der BBC zitiert. "Es ist äußerst ungewöhnlich, dass in der Pubertät eine Erdnussallergie neu auftritt."
Ihm zufolge könnte Erdnussbutter also in vielen Fällen einen großen Schutz vor einer Erdnussallergie gewährleisten.
Die Forschenden empfehlen, Babys mit weicher Erdnussbutter oder Erdnussbutter-Puffs zu füttern, sobald sie alt genug für feste Nahrung sind. Die Expert:innen empfehlen, ungefähr im Alter von vier Monaten damit zu beginnen.
Drei- bis viermal wöchentlich sollte Erdnussbutter dann Teil der Ernährung sein. Eineinhalb bis zwei Esslöffel pro Woche würden genügen. So könnten den Wissenschaftler:innen zufolge weltweit jedes Jahr 100.000 Fälle von Erdnussallergien verhindert werden.
Die Forschung des Kings College widerspricht früheren Empfehlungen von Expert:innen, wonach bei Kleinkindern auf Erdnussprodukte verzichtet werden sollte.
Der britische National Health Service (NHS) empfiehlt Erdnussbutter erst ab einem Alter von sechs Monaten bei Kindern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät, Kinder in den ersten sechs Monaten nur zu stillen.