Klimafreundlich, gesund und oftmals schneller als das Auto. Das Fahrrad gewinnt in vielen europäischen Metropolen als Verkehrsmittel an Bedeutung. Städte wie Kopenhagen oder Amsterdam sind schon lange Vorreiter, wenn es um die Fahrradinfrastruktur geht, doch immer mehr ehemalige Horte des Autoverkehrs ziehen nach.
In Paris etwa hat der Ausbau von Fahrradwegen Wirkung gezeigt. Das Zweirad hat dort das Auto mittlerweile als Verkehrsmittel der Wahl überholt, wie eine Befragung des Stadtplanungsinstituts Paris Region vergangenes Jahr ergab. In den kommenden Jahren sollen zudem 500 Straßen autofrei werden. Auch in Barcelona und Wien ist das Fahrrad auf dem Vormarsch.
In Zürich dürfen sich die Fans des Velos, wie das Fahrrad in der Alpenrepublik liebevoll genannt wird, freuen. Dort gibt es nun einen eigenen Fahrradtunnel, der unter dem Hauptbahnhof entlang läuft.
Der Tunnel in der größten Stadt der Schweiz ist am Donnerstagabend eröffnet worden, wie die Nachrichtenagentur "Keystone-SDA" berichtet. Die etwa 440 Meter lange Unterführung verbindet die beiden Stadtteile Kreis 4 und Kreis 5 im Zentrum der Stadt.
Zugelassen sind im neuen Tunnel neben Fahrrädern auch E-Bikes, E-Mofas, E-Leichtmotorfahrzeuge und Kleinmotorräder mit Elektroantrieb. Auf der bis zu sechs Meter breiten Fahrbahn gilt allerdings eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h.
In dem Tunnel gibt es künftig auch eine "Velostation" für Zugreisende mit 1240 Fahrradstellplätzen. Das Parkhaus ist kostenfrei. Videoüberwachung und helle Beleuchtung sollen vor Diebstahl schützen.
Der Stadttunnel sei das Herzstück der Veloförderung der Stadt Zürich, sagte Stadträtin Simone Brandner von der Sozialdemokratischen Partei (SP) der Nachrichtenagentur zufolge. Statt einer Schnellstraße für Autos sei ein Raum für nachhaltige Mobilitätsformen entstanden, so Brandner weiter.
Der Eröffnung des Tunnels waren Jahrzehnte des Stillstandes und des politischen Hin und Hers vorangegangen. Ursprünglich war die Unterführung Ende der 1980er-Jahre für eine Stadtautobahn gebaut worden. Die scheiterte aber letztendlich am Widerstand der Bevölkerung.
Die Lobbyvereinigung "Pro Velo Kanton Zürich" startete 2011 eine Initiative zur Umwidmung des Rohbaus zum Fahrradtunnel. Zehn Jahre später sprachen sich 74 Prozent der Zürcher:innen in einem Volksentscheid für das Projekt aus. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 38,6 Millionen Franken (ca. 41,4 Millionen Euro).
"Das ist ein historischer Moment", schrieb die Initiative "Pro Velo Kanton Zürich" in einer Pressemitteilung. "Man stelle sich das einmal vor: Ein Tunnel, der für Autos gebaut wurde, wird den Velofahrenden übergeben – in keinem anderen städtebaulichen Vorhaben zeigt sich die Velowende deutlicher", hieß es weiter.