Vor allem als junger Mensch wägt man sich nur allzu gerne und lange in Sicherheit über die eigene Gesundheit. Bis auf die nervigen Rückenschmerzen vom vielen Sitzen hat man schließlich quasi nie Beschwerden, zum Arzt muss man höchstens einmal für einen Allergietest oder die Krankschreibung während der Wiesn-Grippe.
Spätestens wenn sich bei einem eigenen Familienmitglied oder gar einem gleichaltrigen Freund dann aber die ersten Anzeichen einer schweren Erkrankung breitmachen, kommt man ins Grübeln. Krankheiten wie Multiple Sklerose, Krebs oder auch Parkinson kommen schleichend, gipfeln aber oft in akuten Beeinträchtigungen.
Wichtig ist im Sinne der Prävention bei diesen Krankheiten vor allem die frühzeitige Erkennung. Zumindest für Parkinson haben Forschende des Wyss-Instituts der Harvard-University hierfür nun aber offenbar eine neue und präzise Methode entdeckt.
Hintergrund ist die stetige Weiterentwicklung der sogenannten "liquid biopsy"-Methode in der klinischen Medizin. Hierfür wird das Blut oder andere Körperflüssigkeiten wie Urin auf bestimmte Marker untersucht, die auf eine Erkrankung hinweisen können. In den Gehirnzellen ließ sich etwa Parkinson bisher erst nach dem Tod nachweisen.
Das minimalinvasive Verfahren indes macht sich nun sogenannte extrazelluläre Vesikel (EVs) zunutze. Dabei handelt es sich um Bläschen im Blut, die Informationen zwischen den Zellen transportieren und damit auch Aufschluss über erkrankte Gehirnzellen geben können – und das bevor überhaupt Symptome auftreten.
Parkinson äußert sich meist zunächst über ein steifes Muskelgefühl, im Verlauf kommen Gleichgewichtsstörungen und das für die Erkrankung charakteristische Zittern in den Händen dazu.
Die speziellen Bläschen aus dem Blut werden bei dem neuen Test nun einem speziellen Untersuchungsverfahren unterzogen, das lediglich für Parkinson relevante Proteine erkennt und extrahiert. So deutet auch das konkrete Aussehen des α-Synukleins daraufhin, wie weit eine etwaige Parkinson-Erkrankung bereits fortgeschrittenen ist.
"Die Arbeit des Teams stellt eine technologische Meisterleistung dar", betont Wyss-Direktor Donald Ingber. Bisher war es Forscher:innen nicht gelungen, das in den Vesikeln enthaltene "Material" im Detail unterscheidbar zu machen.
"Jetzt sind wir nicht weit davon entfernt, die Vesikel als Fenster in die Gehirne der Patienten zu nutzen, ohne dass ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist", erklärt Ingber.
Durch die neue Methode dürfte in Zukunft neben einer besseren Diagnostik auch die Entwicklung besserer Behandlungsmethoden für Parkinson, aber auch für andere neurologische Erkrankungen möglich sein. Im Vergleich zu früheren Verfahren stellt das Ganze weder für Patient:innen noch für die Ärzt:innen viel Aufwand oder Risiko dar.