Als ich meiner Mama mein allererstes Tattoo zeigte, mischte sich in ihren Blick ein bisschen Erleichterung und eine ordentliche Spur Empörung. In der Generation unserer Eltern sind Tätowierungen gewissermaßen gleichzusetzen mit einem Gefängnisaufenthalt, mindestens aber mit der Mitgliedschaft in einer Punk-Band – beides unter Boomern oft eher unerwünscht.
Unter Millennials und in der Gen Z genießen Tattoos dagegen einen ganz anderen Ruf, beinahe muss man sich entschuldigen, wenn sich nirgendwo unter der eigenen Haut schon Tinte verkrochen hat. Weil Tattoos aber die Budgets von Mittzwanzigern eher sprengen und kreative Hobbys ja ohnehin gut in die Quarterlife-Crisis passen, beginnen viele einfach, selbst zu tätowieren.
Dass das nicht immer gut geht, liegt auf der Hand. Falls du den Selbstversuch wagen willst, haben wir uns daher von den Tattoo-Expert:innen Deutschlands erklären lassen, was man beim Tätowieren unbedingt beachten sollte – und mussten feststellen, dass man doch ganz schön viel falsch machen kann.
Wenn man sich Videos von professionellen Tätowierer:innen anschaut, fällt eine Sache schnell auf: die coolen schwarzen Handschuhe. Die solltest du auch beim Tätowieren in den eigenen vier Wänden immer parat haben (die Farbe ist dabei natürlich egal).
Für jede neue Session brauchst du dafür ein neues Paar. Vor allem, wenn du nicht dir selbst, sondern Freund:innen dein Meisterwerk stichst, sind die Handschuhe für ein hygienisches Umfeld unabdinglich. Auch die Nadeln sollten professionell sterilisiert und verpackt sein.
Zudem brauchst du einige Pflegeprodukte, damit es der Haut während und auch nach dem Stechen gutgeht. Bevor es losgeht, schmierst du die zu tätowierende Stelle mit einer guten Portion Vaseline ein.
Im Nachgang säuberst du das Tattoo mit einem speziellen Reinigungsgel und deckst es entweder mit einem professionellen Tattoo Patch oder mit Frischhaltefolie ab.
Für Menschen mit einer Nadelphobie eignen sich Tätowierungen und vor allem der Job der Tätowierer:in ohnehin nicht. Aber auch ohne eine solche Angst dürften sich die meisten tätowierten Menschen an den Schmerz erinnern, den die winzige Nadel auf der Haut nach einer gewissen Zeit dann doch hervorruft.
Deshalb solltest du beim Tätowieren immer eine gewisse Vorsicht walten lassen. Natürlich musst du dein Motiv mit Druck auf die Haut auftragen. Deshalb halten Profis die Maschine auch wie einen Faustkeil und nicht wie einen artistischen Pinsel.
Trotzdem besteht die Gefahr, dass du zu viel Kraft anwendest und zu tief stichst. Gibt die Tätowiermaschine ein unangenehm brummendes Geräusch von sich, ist das ein Zeichen dafür, dass du zu tief stichst.
Dieser Fall sollte idealerweise nur beim Üben eintreten – was du immer auf einer speziellen Kunsthaut machst. Auf menschlicher Haut kann ein zu tief gestochenes Tattoo nämlich zu verlaufener Tinte und zu Schmerzen führen.
Genau aus diesem Grund lohnt es sich auch, vor dem ersten eigens gestochenen Tattoo zunächst beim Profi zuzuschauen oder einen Workshop mitzumachen. Denn auch wenn du vielleicht eine künstlerische Begabung hast, brauchst du auch ein gewisses Maß an Gelassenheit.
Tätowieren ist letztlich eben nicht nur Malen, sondern auch viel Multitasking. Am Ende ist es wie ein streng choreografierter Tanz aus Zeichnen, Kontrollieren und neue Tinte in die Maschine aufnehmen.
Neben der Maschine hast du außerdem immer auch noch ein Tuch in der Hand, um in regelmäßigem Abstand die Tinte wegzuwischen, die nicht in der Haut gelandet ist. Das ist auch wichtig, damit du am Ende keine Linien dort verbindest, wo gar keine sind. Denn ein solches Ergebnis kommt dann nicht nur bei den meisten Eltern nicht gut an.