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Intersexualität erklärt: über Intergeschlechtlichkeit und Geschlecht

ROME, ITALY - MAY 18: People with LGBTQ+ flags and placards participate in the Demonstration on the occasion of the international day against homophobia, biphobia and transphobia for the self-determin ...
Auch die inter*-Community hat ihre eigene Flagge. Bild: Corbis News/GettyImages / Simona Granati - Corbis
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Intersex Awareness Day: Was ist Intergeschlechtlichkeit eigentlich?

Am 26. Oktober findet der Intersex Awareness Day statt. Der Solidaritätstag soll jährlich an die Sichtbarkeit intergeschlechtlicher Menschen und den Kampf für ihre Rechte erinnern.
20.10.2025, 18:2820.10.2025, 18:28

Intersexuelle Menschen begegnen im Alltag vielen Hindernissen. Nicht zuletzt sind die mangelnde Aufklärung über das Thema sowie die fehlende Sichtbarkeit von Intersexualität in der Öffentlichkeit ein Teil davon.

Dafür wurde 1996 der Intersex Awareness Day ins Leben gerufen. Was es mit Intergeschlechtlichkeit auf sich hat und mit welchen Problemen die Betroffenen weiterhin konfrontiert werden, weiß watson.

Was bedeutet Intersexualität?

Intersexualität, auch Intergeschlechtlichkeit oder inter*, ist eine Beschreibung für Menschen, deren angeborene Geschlechtsmerkmale sich nicht eindeutig als weiblich oder männlich definieren lassen.

Als für die Klassifizierung relevante Merkmale werden nicht nur die Genitalien bezeichnet, sondern auch die Chromosomen oder die vom Körper ausgeschütteten Hormone.

Somit muss Intersexualität nicht zwangsläufig mit Androgynität einhergehen – ein Körper, der augenscheinlich dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, kann trotzdem intergeschlechtlich sein.

Wie stellt man Intersexualität fest?

Wenn die Intergeschlechtlichkeit durch die Anatomie der Geschlechtsorgane sichtbar ist, wird sie in der Regel bereits vor oder nach der Geburt erfasst. Für eine endgültige medizinische Diagnose werden im Zuge dessen auch die Hormone und Chromosomen durch einen Bluttest untersucht.

Wenn keine äußerlichen Merkmale auf Intergeschlechtlichkeit hinweisen, kann der Zustand auch im Laufe des Lebens durch einen Blut- oder DNA-Test erfasst werden.

Indikatoren dafür können hormonelle Veränderungen während der Pubertät oder ein unerfüllter Kinderwunsch sein.

Es gibt allerdings auch intersexuelle Variationen, die so subtil sind, dass Betroffene keinen Anreiz zur Untersuchung verspüren und somit gar nicht von ihrer Intersexualität erfahren.

Wie häufig kommt Intersexualität vor?

Da sich einige intergeschlechtliche Merkmale erst im Erwachsenenalter zeigen und es aus vielen Ländern keine verlässlichen Zahlen gibt, ist eine genaue Erfassung der Häufigkeit von Intergeschlechtlichkeit schwierig.

Laut den Vereinten Nationen wurden zwischen 0,05 und 1,7 Prozent der Weltbevölkerung mit intergeschlechtlichen Merkmalen geboren.

Diese Anzahl an Menschen ist global betrachtet größer als die Bevölkerung Mexikos.

Sind intersexuelle Menschen unfruchtbar?

So wie auch bei nicht-inter*Menschen hängt die Fruchtbarkeit bei Menschen mit Intergeschlechtlichkeit von mehreren Faktoren ab.

Es gibt intergeschlechtliche Variationen, wie das Turner-Syndrom, durch die die Betroffenen tatsächlich unfruchtbar sind.

Abhängig von der intergeschlechtlichen Variation der Geschlechtsorgane können aber viele Betroffene Kinder zeugen. Wenn das nicht auf natürliche Weise funktioniert, können Betroffene assistierte Reproduktionstechnologien nutzen, wie künstliche Befruchtung.

Was ist der Unterschied zwischen Intersexualität und Transsexualität?

Transgender oder trans* (veraltet: Transsexualität) ist ein Überbegriff für alle Personen, die sich gar nicht oder nur teilweise mit dem Geschlecht identifizieren können, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde.

Darunter fallen binäre trans*Personen, die aufgrund ihres angeborenen Geschlechts Leidensdruck (Geschlechtsdysphorie) empfinden und den Wunsch verspüren, ihr biologisches Geschlecht anzugleichen, damit sie in der Gesellschaft so wahrgenommen werden, wie sie es wünschen.

Unter den trans*Begriff fallen ebenfalls nichtbinäre trans*Personen, die sich mit dem ihnen zugewiesenen sozialen Geschlecht nicht wohlfühlen und auch an Geschlechtsdysphorie leiden können.

Da Intergeschlechtlichkeit einen körperlichen Zustand beschreibt, kann die Geschlechtsidentität davon abweichen. Somit kann eine inter*Person auch gleichzeitig nicht-binär sein.

Intersexualität bezieht sich also lediglich auf körperliche Merkmale. Trans* ist ein Überbegriff für die Varianz an Identitäten, die nicht nur die körperlichen Umstände, sondern auch die Geschlechtsidentität betreffen.

Ist Intersexualität ein drittes Geschlecht?

Die Definition von Intergeschlechtlichkeit als ein drittes Geschlecht neben Weiblichkeit und Männlichkeit wird von intergeschlechtlichen Menschen abgelehnt.

Die Körper intergeschlechtlicher Menschen sind zu vielseitig, als dass die Zusammenfassung unter einer Kategorie, wie einem dritten Geschlecht, die Realität widerspiegelt.

Intersexualität bezeichnet eine Mehrzahl von anatomischen oder hormonellen Variationen, die während der Embryonalentwicklung entstehen können. Hierbei geht es um körperliche Merkmale, die unabhängig von der Geschlechtsidentität zu verstehen sind.

Der dritte Geschlechtseintrag "divers", der seit 2018 im Personenstandsregister, aber auch in Formularen oder bei Inseraten verwendet wird, bezeichnet nicht nur Intergeschlechtlichkeit, sondern auch weitere Geschlechtsidentitäten und kann somit nicht als Synonym für Intersexualität verstanden werden.

Gehören intersexuelle Menschen zur LGBTQIA+-Community?

Ja, Menschen mit Intergeschlechtlichkeit sind Teil der Gemeinschaft. Die gebräuchlichste Abkürzung lautet LGBTQIA+, wobei das I hier für Intersexualität steht.

Das bedeutet nicht, dass intergeschlechtliche Menschen sich zwangsläufig auch als "queer" bezeichnen.

Die Integration in die LGBTQIA+-Community kommt daher, dass inter*Menschen auf die gleiche Art für ihre Rechte und gegen Diskriminierung kämpfen, wie der Rest der Gemeinschaft es tut.

Welche Probleme haben intersexuelle Menschen?

Seit 2021 gibt es in Deutschland ein Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung.

Bevor es in Kraft trat, war es geläufig, oft ohne Absprache mit den Eltern bei intergeschlechtlichen Kindern geschlechtsangleichende und ästhetische Operationen durchzuführen, obwohl diese keiner medizinischen Notwendigkeit bedurften.

Viele inter*Personen müssen mit den psychischen Folgen dieser Operationen leben.

Des Weiteren leiden inter*Personen unter der Diskriminierung, der Ausgrenzung und den Vorurteilen, die in der Gesellschaft in Bezug auf Intergeschlechtlichkeit weit verbreitet sind.

Was wünschen sich intergeschlechtliche Menschen?

Inter*Menschen wünschen sich körperliche Autonomie und einen offeneren gesellschaftlichen Umgang mit Variationen von Geschlechtern.

Ebenfalls wünschen sich Betroffene, dass Intergeschlechtlichkeit aus medizinischer Sicht nicht zwangsläufig als Krankheit eingestuft wird.

Da die Geschlechtsidentität ein sehr intimes und privates Thema ist, kritisieren viele intergeschlechtliche Menschen den Umstand, dass diese Entscheidung von Ärzt:innen übernommen wird.

So ist unter anderem von dem Urteil der Ärzt:innen abhängig, ob den Betroffenen der Geschlechtseintrag "divers" zugeschrieben werden kann.

Obwohl inter*Personen einen großen Teil der Gesellschaft ausmachen, werden sie selten gehört oder repräsentiert.

Maßnahmen wie der Intersex-Awareness-Day sollen helfen, Menschen mit Intergeschlechtlichkeit Sichtbarkeit zu verschaffen.

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