Es ist kaum zu glauben, aber das Durchschnittseinkommen der Ski-Urlauber:innen liegt gelegentlich ein wenig über dem der restlichen Bevölkerung. Klar, der Satz ist eine Steilvorlage für Klischee-Vorwürfe, aber weit von der Realität entfernt ist er nicht. Erschwinglich sind die Gebiete teilweise eher nicht, Kosten für Pässe, Ausrüstung und Lehrer:innen schrauben das Preisniveau zudem hoch.
Manche Besucher:innen leben aber finanziell in solchen Sphären, dass andere sich beim Anblick glatt an ihrem Eierlikör verschlucken, die in Fäustlinge gehüllten Hände heben und wütend im 4/4-Takt ihres Lieblingsschlagersongs schütteln. So (oder so ähnlich) geschehen in den Dolomiten.
Im Internet macht derzeit ein Bild von zwei Lamborghinis die Runde. Beide stehen im Schnee vor der Comici-Hütte in Gröden, Südtirol. Die Sportwagen kosten in der Regel mehr als 200.000 Euro.
Da die Hütte mit den himmelblauen Fensterläden selbst mit Champagner und Garnelen wirbt, dürften die teuren, motorisierten Blechgestelle eigentlich kaum überraschen. Dem Südtiroler Alpenverein (AVS) gefallen sie aber überhaupt nicht. Die Empörung ist dermaßen groß, dass er sogar eine polizeiliche Untersuchung fordert.
"Viele PS mit vielen Abgasen sind wohl willkommener als Pistentourengeher, die mit Muskelkraft die Hütte erreichen", zitiert "südtirolnews" ASV-Präsident Georg Simeoni. Massentourismus sei in den Dolomiten ohnehin ein Problem, die Bergwelt bereits sehr stark erschlossen.
Dekadenz und Übermaß entwickeln sich zudem zu einem Problem der besonderen Art. Ärger gab es erst kürzlich, weil eine Alpen-Hütte mit Champagner und Austern auf der Speisekarte warb. "Wir empfinden solche Vorfälle als Provokation, als ein Ignorieren jeglicher Benimmregeln am Berg. Egal zu welchem Zweck: Luxusautos gehören auf keine Hütte", sagt Simeoni.
Zu "Rainews" sagt Simeoni, dass die Luxusautos Begehrlichkeiten in Bezug auf Erreichbarkeit schaffen würden, was vereinfacht ausgedrückt den Ruf nach mehr befestigten Straßen bedeutet. Genau das wolle der AVS nicht. Politik und Polizei seien deshalb gefordert, den Luxusschlitten auf den Grund zu gehen und, wenn nötig, entsprechend zu ahnden.
Offensichtlich ist der Fall in Südtirol ein klassisches Beispiel für den Kampf zwischen Traditionalist:innen und Marktinteressen. Denn dass die Auto-Besitzer:innen lediglich ein Angebot nutzen, welches zuvor geschaffen wurde, dürfte nicht wirklich ihre Schuld sein. Bleibt nur abzuwarten, ob sich der Zorn des AVS künftig stärker gegen die Angebotsseite richtet.