
Japan muss sich vermehrt mit ungezügelten Tourist:innen beschäftigen.Bild: kyodo / -
Urlaub & Freizeit
Ein Tourist aus Australien sorgt in Japan für Empörung. Die Empörung auf Social Media war groß, die australische Botschaft musste reagieren. Der Fall passt in eine Reihe von Skandalen um unbelehrbare Urlauber:innen.
04.09.2025, 19:1004.09.2025, 19:10
Es gibt viele Arten, ein Land zu bereisen: mit Reiseführer, mit Sprach-App oder mit gesundem Menschenverstand. Allerdings fehlt bei manchen Besucher:innen Japans ein Gefühl für die grundsätzlichsten Verhaltensweisen so auffällig, dass selbst die geduldigsten Einheimischen inzwischen die Geduld verlieren.
Diesmal geht es nicht um das übliche Stehenbleiben unmittelbar vor dem Bahnausgang, sondern um einen Friedhof. Jenen Ort also, an dem sich sogar die lautesten Tourist:innen normalerweise still verhalten. Normalerweise.
Australier rülpste auf Grab in Japan
Der Australier Lochie Jones hielt das für eine gute Gelegenheit, Content zu produzieren. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, filmte er sich dabei, wie er eine ungeöffnete Getränkedose vom Grabstein nahm und austrank – laut rülpsend.
Bei der Dose handelte es sich offenbar um eine Opfergabe von Angehörigen. Auf Instagram dokumentierte Jones das Ganze mit einer Münze, die er vorher warf, um über den "Trink-Einsatz" zu entscheiden.
Die britische "Times" schreibt, das Video sei im August im Wald von Aokigahara entstanden, einem Ort am Fuji, der international als "Selbstmordwald" bekannt ist. Dort habe Jones auch ein hölzernes Grabmal aufgenommen und damit herumgeschwenkt.
In einem weiteren Clip erklärte er über Japan: "Die psychische Gesundheit hier muss mit die schlechteste überhaupt sein, und ich kann absolut verstehen, warum. Die japanischen Frauen sind absolut bösartig und kalt … die Männer haben zwar noch ihre Ehre, aber sie ist gegen sie selbst als Waffe eingesetzt worden. Man hat ihnen eingeredet, keine Gefühle zu haben, und das führt zu einer der höchsten Suizidraten der Welt."
Australien ermahnt eigene Bürger zu "angemessenem Verhalten"
Die Reaktionen waren entsprechend. "Friedhöfe sind in jedem Land heilige Orte", schrieb ein Nutzer auf X, und forderte, die Regierung solle sicherstellen, dass Jones nie wieder nach Japan reisen dürfe.
Die australische Botschaft in Tokio sah sich gezwungen, ihre Landsleute öffentlich zu ermahnen: Reisende müssten bei einem Besuch "angemessenes Verhalten" zeigen, hieß es auf Facebook.
Von dem Vorfall war keine Rede – dafür versicherte man, eng mit den japanischen Behörden zusammenzuarbeiten. Jones selbst veröffentlichte ein "Entschuldigungsvideo" auf Instagram, in dem er, kaugummischmatzend, wirres Geschwätz von sich gab.
Für Japan ist das alles kein Einzelfall. In Kyoto wurde im Frühjahr der Zugang zum Geisha-Viertel beschränkt, weil Tourist:innen dort immer wieder rüpelhaft auftraten.
Die Stadt Fujikawaguchiko ließ sogar eine Sichtblende errichten, weil Fotojäger auf dem Weg zum perfekten Fuji-Bild über Zäune kletterten, Straßen blockierten und Müll hinterließen. Die Polizei in Yamanashi ermittelt nun auch im Fall Jones.
Ein Tourist aus Australien sorgt in Japan für Empörung. Die Empörung auf Social Media war groß, die australische Botschaft musste reagieren. Der Fall passt in eine Reihe von Skandalen um unbelehrbare Urlauber:innen.
Es gibt viele Arten, ein Land zu bereisen: mit Reiseführer, mit Sprach-App oder mit gesundem Menschenverstand. Allerdings fehlt bei manchen Besucher:innen Japans ein Gefühl für die grundsätzlichsten Verhaltensweisen so auffällig, dass selbst die geduldigsten Einheimischen inzwischen die Geduld verlieren.