Es gibt nicht mehr viele Länder, in denen Tiger in freier Wildbahn leben. 13 sind es insgesamt, eines davon ist Indien. Über Jahrzehnte ist ihre Population dort stark zurückgegangen. Von 1947 bis 2019 schrumpfte die Population von etwa 40.000 auf rund 2960.
Eine dramatische Entwicklung. Jedoch wächst der Bestand wieder, wenn auch langsam. 2023 kamen 200 Tiger hinzu. Das staatliche Tigerschutzprogramm schlägt an. Vor 50 Jahren richtete Indien neun Schutzgebiete ein, in denen sich die Tiere vermehren konnten. Es ist Besserung in Sicht. Jetzt folgt eine weitere positive Nachricht aus der Welt der indischen Raubkatzen.
Laut einer Analyse der National Tiger Conversation Authority (NTCA) ist die Zahl der in Indien verstorbenen Tiger 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent zurückgegangen. Bisher wurden 115 Todesfälle gemeldet, 2023 waren es noch 182.
Die Zählung umfasst sowohl natürliche als auch unnatürliche Todesfälle. Die NTCA hat allerdings noch keine genauen Angaben gemacht, was die Todesursachen der in diesem Jahr verstorbenen Tiger sind, also Revierkämpfe, Unfälle, Vergiftungen.
"Die Bundesstaaten haben die Daten zu den genauen Todesursachen und die gerichtsmedizinischen Berichte nicht fristgerecht eingereicht", sagte ein Beamter der Behörde. Bis alles genau erfasst ist, wird es also noch etwas dauern. Die bürokratischen Mühlen mahlen nun mal langsam.
Lediglich im Punkt Wilderei wird die Behörde präziser. Die Zahl der von Wilderern geschossenen Tiger liegt derzeit bei vier. Ein krasser Rückgang im Vergleich zu 2023. Da hat es 17 Tiere erwischt. Bilal Habib, ein Wissenschaftler am Wildlife Institute of India, führt den Rückgang der durch Wilderei verursachten Todesfälle auf wirksame Schutzbemühungen zurück.
Tiger haben im mehrheitlich hinduistischen Indien eine religiöse Bedeutung. Ihr Schutz ist aber auch noch aus einem anderen Grund für die indische Regierung ein wichtiges Anliegen: Wildtiertourismus. Der sorgt für viele Besucher:innen, die wiederum Geld in die Binnenwirtschaft tragen.
Die Raubkatzen sorgen aber auch für Konflikte. In der Vergangenheit kam es immer mal wieder zu Zusammentreffen, die für Menschen einen tödlichen Ausgang nahmen. Um Konflikte zu entschärfen, werden Menschen, die Angehörige oder Nutztiere an Tiger verlieren, beispielsweise entschädigt. Ob das den Betroffenen auch wirklich hilft, sei mal dahingestellt.