Neuseeland ist ein Paradies für Naturfans – inklusive spektakulärer Landschaften und einzigartigen Naturwundern. Doch eines von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Der größte Feind? Unachtsame Menschen.
Um das Naturphänomen zu schützen, gelten nun strikte Regeln – die auf den ersten Blick absurd wirken. Wer sie bricht, könnte jedoch ein uraltes Wunder mit spirituellen Wurzeln zerstören.
Der Rotomairewhenua-See ist besser bekannt als Blue Lake. Tief verborgen im Nelson Lakes National Park auf der Südinsel Neuseelands, besticht er durch eine Sichttiefe von bis zu 80 Metern – das ist fast so klar wie destilliertes Wasser. Das macht ihn zum klarsten See, der weltweit jemals gemessen wurde.
Gut versteckt ist der kleine See. Wer ihn bewundern möchte, muss eine mehrtägige Wanderreise auf sich nehmen. Besonders im neuseeländischen Sommer von Dezember bis März zieht der See viele Menschen an.
Doch wer es bis hierhin schafft, sollte sich bewusst sein: Dies ist kein Instagram-Spot, an dem man für das perfekte Selfie alle Regeln ignorieren kann. Im Sommer gibt es sogar einen See-Wächter, der darüber aufklärt, was den See so besonders macht und sicherstellt, dass sich an die strengen Vorgaben gehalten wird.
Auf dem Weg zum idyllischen Seewunder wird auf Schildern bereits eindringlich gebeten, Schuhe und Ausrüstung vorab gründlich zu reinigen.
Sobald das erledigt ist, gelten auch am Ufer des Sees einige Auflagen, die unbedingt befolgt werden sollten. Oberste Regel: Das Wasser darf nicht berührt werden, weder für das perfekte GoPro-Video noch für eine schnelle Abkühlung mit einem feuchten Handtuch nach der anstrengenden Tour. Und nein, selbstverständlich auch nicht, um nur mal eben die Hand hineinzuhalten.
Wer diese Regeln nicht befolgt, muss potenziell lebenslang die Schuld mit sich tragen, das Ende des klarsten Sees der Welt besiegelt zu haben. Denn diese strengen Maßnahmen haben einen ernsten Hintergrund.
Eine invasive Alge sorgt in benachbarten Gewässern für eine dicke, schleimige Schicht unter der Wasseroberfläche. Ein einziger Tropfen eines betroffenen Sees reicht aus, um den Rotomairewhenua zu verseuchen. Die Folgen wären für den Blue Lake fatal – seine einzigartigen Blau-Violetttöne könnten für immer einem braun-gräulichen Gemisch weichen.
Für die Einheimischen wäre das ein herber Verlust, denn der See ist für sie von hoher spiritueller Bedeutung. Für den Māori-Stamm Ngāti Apa war Rotomairewhenua einst ein heiliger Ort, an dem die Gebeine Verstorbener gereinigt wurden, um ihnen die Reise nach Hawaiki, dem spirituellen Jenseits, zu ermöglichen. Aus diesem Grund trägt er seinen Namen, der "Gewässer des friedvollen Lands" bedeutet.
"Wir sind zutiefst besorgt", sagt Jen Skilton, Ökologin und Umweltmanagerin des Ngāti Apa ki te Rā Tō Trust, gegenüber CNN.
Auch wenn der See nicht mehr für rituelle Zwecke genutzt wird, bleibt er ein zentraler Teil der Identität der Ngāti Apa. "Wir bewahren eine lebendige Verbindung zu unseren Vorfahren und stellen sicher, dass Rotomairewhenua für zukünftige Generationen erhalten bleibt", betont sie.
Ob der Blue Lake kristallklar bleibt oder trübe Zeiten bevorstehen, liegt also vor allem an den Besucher:innen. Wer sich an die Regeln hält, kann den Anblick des Naturwunders weiterhin unbetrübt bewundern.